Audi, BMW, Mercedes, VW und Subaru
Alles im Grip

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20 Jahre quattro: Der alte und der neue Allrad-Audi gegen 330xi touring, E 320 4-Matic, Golf V6 4motion und Legacy Outback 2.5. Alles allroad?
Quattro war gestern, heute ist allroad
Etwas schüchtern rollt er voran, der Audi quattro - als ob er schon ahnt, dass ihm dieser Test eine Niederlage bescheren könnte. Es wäre kein Wunder: Verschneite Pisten, Eis, Sturm und rasante Haarnadelkurven gehören nicht mehr in seine Welt. Er kennt nur noch die geheizten Hallen des Audi-Museums in Ingolstadt. Dabei ist seine große wilde Zeit gar nicht so lange her: 1980 - wie kein anderes Großserienauto jemals zuvor - jagte er die Berge hinauf, seine aufbrausenden Turbo-PS auf allen vieren in den Asphalt brennend.
Die Konkurrenz staunte - und reagierte. Das Ergebnis 20 Jahre später: BMW, Mercedes, Subaru, VW und natürlich Audi selbst bieten raffinierte Allradtechnik. Aber welche führt uns am sichersten über Eis und Schnee? Die Konzepte kennen kaum Gemeinsamkeiten. Nur in einem Punkt herrscht Einigkeit: Ohne kühl kalkulierende Elektronik geht nichts.
Der Ur-quattro kann da nur staunen. Bei ihm war Kraftverteilung noch eine Sache von Öl und Stahl - von mechanischen, per Seilzug geschalteten Differenzialsperren. Und (seit 1988) eine des Torsendifferenzials, dessen genial rotierende Zahnradsätze den Kraftfluss immer zur Achse mit viel Grip lenkten.
Der Audi allroad beschleunigt auch mit diesem System; Tradition verpflichtet. Sein Respekt vor dem Großvater dürfte sich indes in Grenzen halten. Der junge allroad kann so ziemlich alles besser. Sein mächtiger V6-Biturbo mit 250 PS bläst den schweren Kombi im Handumdrehen und flüsterleise auf 234 km/h. Wo die Straße zu Ende ist, wächst der allroad über sich hinaus: Mit vierfach höhenverstellbarer Luftfederung schwebt er über Stock und Stein.
Die Konkurrenz staunte - und reagierte. Das Ergebnis 20 Jahre später: BMW, Mercedes, Subaru, VW und natürlich Audi selbst bieten raffinierte Allradtechnik. Aber welche führt uns am sichersten über Eis und Schnee? Die Konzepte kennen kaum Gemeinsamkeiten. Nur in einem Punkt herrscht Einigkeit: Ohne kühl kalkulierende Elektronik geht nichts.
Der Ur-quattro kann da nur staunen. Bei ihm war Kraftverteilung noch eine Sache von Öl und Stahl - von mechanischen, per Seilzug geschalteten Differenzialsperren. Und (seit 1988) eine des Torsendifferenzials, dessen genial rotierende Zahnradsätze den Kraftfluss immer zur Achse mit viel Grip lenkten.
Der Audi allroad beschleunigt auch mit diesem System; Tradition verpflichtet. Sein Respekt vor dem Großvater dürfte sich indes in Grenzen halten. Der junge allroad kann so ziemlich alles besser. Sein mächtiger V6-Biturbo mit 250 PS bläst den schweren Kombi im Handumdrehen und flüsterleise auf 234 km/h. Wo die Straße zu Ende ist, wächst der allroad über sich hinaus: Mit vierfach höhenverstellbarer Luftfederung schwebt er über Stock und Stein.
Golf 4motion und Mercedes E 4-Matic
Der einstige Supersportler Audi quattro kann nirgends mithalten: Sein legendärer Fünfzylinder-Turbo leistet 200 PS, die das laute und enge Coupé auf "nur" 222 km/h beschleunigen. Frustriert wendet er sich dem gewiss unterlegenen Verwandten zu, dem VW Golf - doch nur um die nächste Demütigung einzustecken: Sogar der Golf ist als V6 4motion stärker und schneller als der Ur-quattro: 204 PS und 235 km/h. Und trumpft mit einem "intelligenten Allradsystem der neuesten Generation" (Pressetext) auf. Seine computergesteuerte Haldex-Kupplung kennt bei der Kraftfluss-Verteilung keine Grenzen, kann im Extremfall sogar alle Power auf nur eine Achse zwingen.
Was für Zeiten! Da kann es den Audi kaum noch überraschen, dass er selbst einer Luxuslimousine, dem E 320 4-Matic (224 PS, 234 km/h) nicht hinterherkommt. Doch eine Chance wittert er: Der Allradantrieb des Mercedes verteilt das Antriebsmoment immer zu 35 Prozent nach vorn und zu 65 Prozent nach hinten. Spielraum: null. Wenn der Benz damit nicht weiterkommt, hilft Big Brother. Elektronische Differenzialsperren, auch bei den Konkurrenten im Einsatz, sollen durchdrehende Räder per Bremsanlage zur Räson bringen.
Beim BMW 330xi touring funktioniert die Sache ähnlich, die Gewaltenteilung harmonischer: 38 zu 62 Prozent. Beim Motor gerät in unbeobachtetem Moment sogar der Audi ins Schwärmen: ein Reihensechser mit 231 PS, gut für 243 Kombi-km/h. Wozu brauchen die heute noch Sportcoupés?
Was für Zeiten! Da kann es den Audi kaum noch überraschen, dass er selbst einer Luxuslimousine, dem E 320 4-Matic (224 PS, 234 km/h) nicht hinterherkommt. Doch eine Chance wittert er: Der Allradantrieb des Mercedes verteilt das Antriebsmoment immer zu 35 Prozent nach vorn und zu 65 Prozent nach hinten. Spielraum: null. Wenn der Benz damit nicht weiterkommt, hilft Big Brother. Elektronische Differenzialsperren, auch bei den Konkurrenten im Einsatz, sollen durchdrehende Räder per Bremsanlage zur Räson bringen.
Beim BMW 330xi touring funktioniert die Sache ähnlich, die Gewaltenteilung harmonischer: 38 zu 62 Prozent. Beim Motor gerät in unbeobachtetem Moment sogar der Audi ins Schwärmen: ein Reihensechser mit 231 PS, gut für 243 Kombi-km/h. Wozu brauchen die heute noch Sportcoupés?
Subarus Outback, ein Freund der Berge
Der letzte der fünf Testkandidaten lässt den Audi wieder aufleben: der Subaru Legacy 2.5 Outback. Dieses schrullige Karosserie-Design, das zerklüftete Cockpit - endlich einer, der genau wie der Ur-quattro nicht so ganz in die Zeit passt, zumindest optisch. Vor der Motorleistung braucht der Audi keine Angst zu haben: Sein Vierzylinder-Boxer leistet nur 156 PS. Dazu die altertümliche Viergangautomatik - immerhin gibt es auf Wunsch einen 200-PS-V6. Doch auch mit dem kleineren Motor wühlt er sich durch: Normalerweise beträgt seine Drehmomentverteilung ausgeglichene 50:50. Die variiert ständig, je nachdem, wo gerade am meisten Dampf abgelassen werden kann.
Wer wird nun Schneekönig? Die Serpentinen im verschneiten Zillertal warten. Bis auf 1800 Meter schraubt sich der enge, kurvige Pfad den Berg hinauf. Hier finden wir alles, was unseren Allradlern das Leben zur Hölle macht: abwechselnd Eis, fest gefahrenen oder frischen Schnee. Und immer wieder nassen Asphalt. Die Wächter des seltenen (Museums-)Schatzes wachen überängstlich über den antiquiert bereiften Ur-quattro. Doch so viel ist sicher: Schon dieser Allrad-Pionier zieht den Berg hinauf, als würden sich die Kurven vor Ehrfurcht automatisch begradigen.
Aber dann: Speziell die frühen Exemplare ohne Torsendifferenzial untersteuern bei übermütiger Fahrt gnadenlos, bei Lastwechseln in flotteren Kurven schiebt sich dafür das Heck umso mehr in den Vordergrund. Jetzt toben die jungen Wilden dem Gipfel entgegen. Allen voran der Audi allroad, in dem der gleiche Allradantrieb die Fäden in der Hand hält wie im A6 quattro.
Wer wird nun Schneekönig? Die Serpentinen im verschneiten Zillertal warten. Bis auf 1800 Meter schraubt sich der enge, kurvige Pfad den Berg hinauf. Hier finden wir alles, was unseren Allradlern das Leben zur Hölle macht: abwechselnd Eis, fest gefahrenen oder frischen Schnee. Und immer wieder nassen Asphalt. Die Wächter des seltenen (Museums-)Schatzes wachen überängstlich über den antiquiert bereiften Ur-quattro. Doch so viel ist sicher: Schon dieser Allrad-Pionier zieht den Berg hinauf, als würden sich die Kurven vor Ehrfurcht automatisch begradigen.
Aber dann: Speziell die frühen Exemplare ohne Torsendifferenzial untersteuern bei übermütiger Fahrt gnadenlos, bei Lastwechseln in flotteren Kurven schiebt sich dafür das Heck umso mehr in den Vordergrund. Jetzt toben die jungen Wilden dem Gipfel entgegen. Allen voran der Audi allroad, in dem der gleiche Allradantrieb die Fäden in der Hand hält wie im A6 quattro.
Alles allroad, notfalls mit Tricks
Egal ob Eisplatten oder schmieriger Asphalt - der Audi bringt seine 250 PS in einer Weise auf die Straße, die übelste Bodenverhältnisse scheinbar völlig ignoriert. Nur das leise zirpende ESP verrät, dass die Technik alle Hände voll zu tun hat. Zu durchdrehenden Rädern kommt es erst gar nicht - der Computer regelt unmerklich per Bremseingriff. Selbst in engen Kehren geleitet die Elektronik den Audi sicher hinauf, ohne dass der Fahrer glaubt, nicht mehr Herr der Lage zu sein. Wäre da nicht das Gewicht, das in Kurven merklich drückt.
Das pure Gegenteil: der Golf. Er verzaubert die Test-Tortur zum sportlichen Rallye-Spaß, turnt die verschneite Piste hinauf, als säße Walter Röhrl am Steuer. Die Überraschung: Der brave Untersteuerer Golf lässt als V6 4motion in der Kehre leichte Heckschwenks zu. Auch seine 204 PS lassen sich von Eis und Schnee nicht in ihrem rasanten Vortrieb abhalten. Zwar drehen beim Anfahren kurz die Räder durch, doch es dauert nur Augenblicke, bis Mr. Haldex registriert hat, wie er den Golf wirklich nach vorne bringt. Nur bei voller Beladung führt ein schwerer Gasfuß zunächst zu durchdrehenden Vorderrädern.
Dem als Hecktriebler geborenen BMW bringt - fast wie früher - ein voller Kofferraum auch vollen Grip. Leer wühlen die Hinterräder, zuckt das Heck, bevor beim forschen Anfahren die Schlupfregelung eisern Gas wegnimmt. Dann beißen sich die Räder in den Schnee, und der BMW konzentriert seine 231 PS auf schönsten Wintersport. Mit einem wunderbar dezenten Auspuff-Fauchen prescht er voran, dass die Eisbrocken fliegen. Die BMW-Philosophie des agilen Handlings verwirklicht er auch auf weißen Straßen, sanft kommt das Heck in übermütig angegangenen Kurven. Das ESP (bei BMW DSC genannt) lässt ihn gewähren - drastisch und sicher heruntergebremst werden nur jene, die es zu bunt treiben.
Das pure Gegenteil: der Golf. Er verzaubert die Test-Tortur zum sportlichen Rallye-Spaß, turnt die verschneite Piste hinauf, als säße Walter Röhrl am Steuer. Die Überraschung: Der brave Untersteuerer Golf lässt als V6 4motion in der Kehre leichte Heckschwenks zu. Auch seine 204 PS lassen sich von Eis und Schnee nicht in ihrem rasanten Vortrieb abhalten. Zwar drehen beim Anfahren kurz die Räder durch, doch es dauert nur Augenblicke, bis Mr. Haldex registriert hat, wie er den Golf wirklich nach vorne bringt. Nur bei voller Beladung führt ein schwerer Gasfuß zunächst zu durchdrehenden Vorderrädern.
Dem als Hecktriebler geborenen BMW bringt - fast wie früher - ein voller Kofferraum auch vollen Grip. Leer wühlen die Hinterräder, zuckt das Heck, bevor beim forschen Anfahren die Schlupfregelung eisern Gas wegnimmt. Dann beißen sich die Räder in den Schnee, und der BMW konzentriert seine 231 PS auf schönsten Wintersport. Mit einem wunderbar dezenten Auspuff-Fauchen prescht er voran, dass die Eisbrocken fliegen. Die BMW-Philosophie des agilen Handlings verwirklicht er auch auf weißen Straßen, sanft kommt das Heck in übermütig angegangenen Kurven. Das ESP (bei BMW DSC genannt) lässt ihn gewähren - drastisch und sicher heruntergebremst werden nur jene, die es zu bunt treiben.
Zur Not hilft Väterchen ESP
Fahren und fahren lassen - eine liberale Einstellung, mit der das gestrenge Mercedes-ESP überhaupt nichts anfangen kann. Es wacht über den E 320 wie hysterisch besorgte Eltern über ihr neugierig krabbelndes Kleinkind. Zuckt der Mercedes nur leicht mit dem Heck, schlägt ihm sofort Übervater ESP bremsend auf die Finger. Er weiß auch, warum. Ohne ESP gebärdet sich der unbeladene Mercedes hilflos, sucht mit durchdrehenden Rädern nach elektronischem Halt.
Findet er Grip, geht es voran - aber trotz des mächtigen V6 und perfekt schaltender Automatik zögerlicher als bei allen anderen. Wer den Zuchtmeister ESP abschaltet, dem bricht in der nächsten Kurve das Heck aus.
Leer, beladen, ESP an oder aus? Den Subaru-Fahrer interessiert das alles überhaupt nicht. Er tritt aufs Gas, und der Legacy fährt los. Einfach so. Kilometerweit durch die verschneiten Alpen kraxeln, dabei die Landschaft sehen und Radio hören. Und kaum was von der Glätte merken. Erst wenn der Subaru-Fahrer beim Aussteigen plötzlich auf der Nase liegt, freut er sich, wie gut er vorankam.
Kein Wunder, dass Bergvölker den Subaru lieben. Ein Typ, dem man einfach vertraut. Wie dem wolligen Bernhardiner, der den Verschütteten unter der Schneelawine erschnüffelt und mit heißem Grog erwärmt. Nicht so sportlich-exklusiv wie seinerzeit der Audi quattro. Aber mindestens ebenso effektiv.
Findet er Grip, geht es voran - aber trotz des mächtigen V6 und perfekt schaltender Automatik zögerlicher als bei allen anderen. Wer den Zuchtmeister ESP abschaltet, dem bricht in der nächsten Kurve das Heck aus.
Leer, beladen, ESP an oder aus? Den Subaru-Fahrer interessiert das alles überhaupt nicht. Er tritt aufs Gas, und der Legacy fährt los. Einfach so. Kilometerweit durch die verschneiten Alpen kraxeln, dabei die Landschaft sehen und Radio hören. Und kaum was von der Glätte merken. Erst wenn der Subaru-Fahrer beim Aussteigen plötzlich auf der Nase liegt, freut er sich, wie gut er vorankam.
Kein Wunder, dass Bergvölker den Subaru lieben. Ein Typ, dem man einfach vertraut. Wie dem wolligen Bernhardiner, der den Verschütteten unter der Schneelawine erschnüffelt und mit heißem Grog erwärmt. Nicht so sportlich-exklusiv wie seinerzeit der Audi quattro. Aber mindestens ebenso effektiv.
Fazit und Technische Daten
Fazit 20 Jahre Allrad-Erfahrung: Da steht Audi und damit auch der VW-Konzern ganz weit vorn; ein unübersehbarer Vorsprung durch Technik. Wie der allroad seine 250 PS sogar bei Eis und Schnee auf die Straße bringt, ist beeindruckend. Er fährt, als gälten für ihn andere (Reib-)Werte. Auch der Golf tobt den Berg im Stil eines Walter Röhrl hinauf. Unsportlich, aber stets der brave Kumpel: Subaru. Der handliche BMW dagegen spendet auch im Schnee Freude am Fahren. Fürs Anfahren braucht man aber Gefühl. Auch beim Mercedes, der nur mit viel elektronischer Nachhilfe glatte Situationen meistert.
Testwerte
Der neue Herr der Ringe ist zwar der zweitteuerste Wagen im Vergleich. Aber die Investition lohnt: Auf Eis und Schnee ist (der) allroad nicht zu schlagen.
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