Wir sind Export-Weltmeister. Und (immer noch) Fußball-Weltmeister. Wir waren auch mal Papst – und wir sind ganz bestimmt SUV. Deutsche Hersteller bauen die besten und begehrtesten Hochsitze der Welt. Sie haben schaukelige Geländewagen wie den Jeep Grand Cherokee, den sie vor 25 Jahren erstmals in die Hände bekamen, verwandelt in automobile Alleskönner. In luxuriöse, teure, auch umstrittene Mode-Schiffe. Der neue BMW X3 wird von US-Brokern ebenso heiß erwartet wie von Chinas IT-Experten oder deutschen Familienvätern. Zu Hause muss er sofort gegen die anderen SUV-Weltmeister antreten: den Klassenprimus Audi Q5 und den Mercedes GLC.

Mit neuer Größe übertrumpft der BMW X3 die Konkurrenz

BMW X3
Kräftig gewachsen: Der neue BMW X3 macht sich 4,70 Meter lang – und ist damit größer als GLC und Q5.
In dieser Edelliga hat sich ein Normmaß herausgeschält, auf das nun auch der X3 gewachsen ist. Vor der neuen, kräftigen BMW-Nase gehen manche Hunde in Deckung, in den großen Kofferraum (550 bis 1600 Liter) werden sie dagegen umso lieber springen. Viel wichtiger aber: Vorn thront der Fahrer satte sechs Zentimeter höher als im Mercedes und genießt das, was die Amis "Command Position" nennen: echtes SUV-Gefühl. Sehr entspannend auch die beste Bedienung, die BMW um den Touchscreen erweitert hat – wozu eigentlich? Die Hand liegt auf dem iDrive-Knubbel doch schon in "Command Position". Der Audi, vorn einen Hauch geräumiger, spielt mit seiner variablen Rückbank (350 Euro extra) als Einziger den Umzugshelfer. Längs verschieben, Lehne verstellen, flach legen, alles geht. Zudem schwingt – anders als im X3 – die Hecktür bis über Kopfhöhe hoch (1,98 Meter). Aber wer würde die feine Einrichtung mit Omas Trödel versauen? Audis früher überlegene Verarbeitung hat leicht nachgelassen. Die Fugen größer, Plastik liebloser – das deutsche Trio liegt nun gleichauf, sollte bei den saftigen Preisen jedoch Qualität bis ins Detail abliefern.
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Video: BMW X3 vs Audi Q5 & Mercedes GLC (2017)

Neuer X3 im ersten Vergleich

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Beim Komfort liegt der Mercedes GLC vorne

Mercedes GLC
Entspannter Zeitgenosse: Mit dem eher drehunwilligen V6 im Bug gibt der GLC den komfortablen Cruiser.
Wo der X3 das SUV spielt, ist der Mercedes eher ein hochgelegter Kombi. Der Fahrer steigt auf halber Höhe ein, sitzt hinterm steil aufragenden Cockpit, vor sich noch Runduhren, am Kofferraum die niedrigste Ladekante. Der GLC hat als Einziger einen Knie-Airbag, erst im elektronischen Wettrüsten liegt er leicht zurück: Bei den Extras fehlt ihm derzeit noch der Warner vor Querverkehr hinten oder die induktive Ladeschale. Na und? Das schreckt doch keinen Kunden ab! Auch deshalb, weil die Deutschen die Kunst beherrschen, selbst ihren SUVs das typische Markengefühl einzupflanzen. Im Mercedes warten der bekannte Schalthebel hinterm Lenkrad und das ferne Wummern des zwölf Jahre alten V6-Diesels (OM 642) – ein schöner Alltagsmotor, der schon früh satten Drehmomentschub liefert und den entspannten Charakter des 350 d bestimmt. Der Oldie dreht nur ungern (bis 4000/min) und genehmigt sich einen Schluck mehr (8,0 Liter Testschnitt), lässt sich aber bei den Fahrleistungen nie die Butter vom Brot nehmen.
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Dabei verwöhnt das Fahrwerk in typischer Mercedes-Manier: breitbandig von Sänfte bis Sportler. In der Topversion mit Dreikammer-Luftfederung und Verstelldämpfern (2261 Euro) kommen Q5 und X3 beim Abrollen nicht mehr mit. Würden wir deshalb die teure Air Body Control bestellen? Niemals, das Stahlfahrwerk reicht. Für den ersten Showdown tragen die drei Champs sehr dick auf, wir hätten lieber die alltagsnäheren 2,0-Liter-Diesel verglichen, aber den rückt BMW noch nicht raus.

Der Audi Q5 entkoppelt seinen Fahrer vom Geschehen

Audi Q5
Fast schon zu perfekt: Der Audi Q5 ist so leise, so glatt und geschliffen, dass Fahren in den Hintergrund rückt.
Mit dem 3,0-Liter-Diesel kann der Audi die Top-Power (286 PS) nicht in Topspeed ummünzen. Er schleppt schwer am Übergewicht (2027 Kilo) und den fetten 21-Zoll-Rädern, die das Komfortfenster der Luftfederung in Richtung sportliche Härte verschieben. Schade, denn trotz der zu leichtgängigen Lenkung gefällt der Q5 als ein technoides Juwel: so leise, so glatt und geschliffen, dass Fahren in den Hintergrund rückt. Das ist halt die Art, wie Audi seinen Brocken schrumpft, fast wünscht man sich mehr Ecken und Erlebnis. Der Q5 fühlt sich an, als fehle nur noch der Knopf fürs autonome Fahren – ansonsten wäre das SUV schon so weit. Da geht der X3 lieber auf den Abenteuerpfad. In der Stadt macht die variable Sportlenkung (250 Euro extra) auf schweres Auto, während sie in flotten Landstraßenkurven dazu animiert, die Nase exakt um die Ecken zu zirkeln. So viel Spaß macht Fliegen im ersten Stock. Klar, das ist kein tiefer Dreier, aber die Vario-Dämpfung (in Comfort so straff wie Mercedes in Sport) tut alles, um das zu suggerieren. Dazu pfeift der drehfreudige Reihensechser mit dem Turbo, die Automatik reicht immer den passenden Gang an und hilft, trotz des größten Temperaments den sparsamsten Testverbrauch zu erzielen: nur 7,5 Liter!
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Vielleicht spart man so ein paar Euro, die vorher beim Kauf in den Extras versunken sind. Die Kunst liegt darin, diese Verlockungen so klug zu konfigurieren wie Mercedes den Test-GLC, der diesmal vorm Audi Q5 landet. Vorn liegt der BMW X3 – doch der wahre Showdown folgt mit den kleineren Dieseln.

Fazit

von

Joachim Staat
Ganz ehrlich? Hier entscheidet Geschmack, nicht das Punktergebnis. Diese SUVs unterscheiden nur Details und die Konfiguration. Der X3 spielt das Spaßgerät, zur Dynamik der Hochsitze passt eher das Wesen des Mercedes.

Von

Berend Sanders
Joachim Staat