Mein Nachbar zweifelt immer noch. Er ist Audi-Fan. Und als ich vergangene Woche im Q5 mit neuem Zweiliter-TDI vorfuhr, hagelte es Fragen. Wie stark, wie schnell, wie weit? Bitte sehr: 190 PS, 210 km/h, nur alle 1110 Kilometer zur Tanke. So beeindruckend die Antworten auch sind – er konnte es kaum glauben. Die entschärfte Fassung seiner Reaktion: Du spinnst ja! Tu ich natürlich nicht. Die Jungs von Audi haben einfach ihre Hausaufgaben gemacht. Und das sehr gründlich – was sie übrigens mit BMW und Mercedes eint. Alle drei Hersteller wissen nämlich sehr genau, dass selbst die feinsten SUV am Markt nur dann eine Chance haben, wenn sie eines nicht tun: saufen!
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Der gute alte TDI ist immer noch auf der Höhe der Zeit

Audi Q5
Kraftvoll: Der 190 PS starke Zweiliter-TDI beschleunigt den Zweitonner Q5 absolut mühelos.
Also stecken sie potente Diesel unter die Haube, die bei aller Sportlichkeit das Sparen nicht vergessen. Audi und BMW haben ihre Zweiliter gerade auf 190 PS aufgepumpt, Mercedes vertraut dem bewährten 220 CDI mit 170 PS. Wer den größten Spar-Spaß bietet, klärt der Vergleich. Einfach beeindruckend, was die Ingenieure heute aus dem guten alten TDI rausquetschen. Im Q5 schnurrt der Selbstzünder nicht nur sanft wie ein Kätzchen, er bringt die fast zwei Tonnen schwere Fuhre auch so flott in Fahrt, als würden die physikalischen Grundgesetze für ihn nur bedingt gelten. Wer es in der Stadt etwas bummelig angehen lässt, bemerkt zwar eine kleine Anfahrschwäche, dann stürzt sich der 190-PS-TDI aber mit Inbrunst auf die vier Antriebsräder. Putzmunter und quasi ruckfrei durcheilt der Q5 die sieben Gänge seines Doppelkupplungsgetriebes. Bis Tempo 100 liegen die drei SUV Kühler an Kühler, darüber (bis 160 km/h) kann sich der Audi dann leicht absetzen. Wer die Quittung für so viel Temperament an der Tankstelle fürchtet, wird positiv überrascht. Wie dem X3 reichen dem Q5 exakt 6,7 Liter – was bei 75 Litern im Tank ohne Zwischenstopp theoretisch von Hamburg nach Mailand reichen würde.
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Die Achtstufenautomatik im BMW arbeitet perfekt

BMW X3
Perfekt sortiert: Dank ihrer acht Fahrstufen findet die Automatik des X3 immer den richtigen Gang.
Hamburger im X3 20d müssen ihre Pasta-Pause schon 120 Kilometer vor Mailand einplanen, steigen aber ebenfalls gut gelaunt aus. Der 190 PS starke Zweiliter kann seine raue Diesel-Natur zwar weniger gut verbergen und liegt uns aufdringlicher in den Ohren, an Fahrleistungen und Verbrauch gibt es aber nichts zu meckern. Bis Landstraßentempo liegt der Münchner einen Wimpernschlag vorn, danach quetscht sich der Audi vorbei – am Ende geht diese Partie mit 210 km/h Spitze remis aus. Wobei der 20d subjektiv wacher wirkt. Auch in niedrigen Drehzahlen kennt er kein Zögern, schiebt sich beim Sprint frech nach vorn und schafft obenraus fast 500 Touren mehr als Audi und Mercedes. Neben dem drehfreudigen Motor macht sich hier auch die wunderbare Achtstufenautomatik bemerkbar, die mit einer Übersetzung mehr einfach immer den perfekten Anschluss bietet. Dass die Fahrstufen zudem schnell und schmuseweich gewechselt werden, beschert dem ZF-Automaten im X3 dann fast Maximalpunktzahl.
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Von der bleibt die hauseigene Siebenstufenautomatik im Benz ein gutes Stück entfernt. Auch wenn der Schaltkomfort durchaus überzeugt, fehlt dem GLK beim Gangwechsel die Spritzigkeit. Das sanfte Verschleifen der Übergänge geht zwar beinahe ohne Rucken, die gewünschte Fahrstufe lässt aber immer etwas länger auf sich warten – besonders das Runterschalten per Kickdown oder über Schaltpaddel am Lenkrad dürfte schneller sein. Auf der Messstrecke lässt sich der Mercedes nicht abhängen, folgt seinen Kollegen fast ohne Abstand. Überraschung! Denn der GLK leistet nicht nur 20 PS weniger, er schleppt mit 1965 Kilo auch die größte Last. Chapeau: Der 2,1-Liter-Diesel weiß immer noch ganz gut, wie’s geht.

In Sachen Abstimmung wirkt der GLK unharmonisch

Mercedes GLK
Kein gutes Team: Die 19-Zoll-Alus und das eher weiche Fahrwerk machen den GLK etwas zappelig.
Audi fährt hier nicht mit dem längsten, aber mit dem geräumigsten SUV vor. Vorn wie hinten kneift es nicht, die verschiebbare Fondbank (200 Euro) bietet den besten Sitzkomfort, der Kofferraum macht von Urlaub bis Umzug so einiges mit. Daneben gefallen das hohe Qualitätsniveau und die passgenauen Sportsitze (1850 Euro) sowie die gutmütige Federung. Wellige Pisten nimmt das straffe Fahrwerk gelassen, erst Absätze und Kanten lassen den Q5 unbeholfen aufstoßen. Das kann der X3 mit seinen Verstelldämpfern (1100 Euro) besser, die jüngste Frischzellenkur hat dem BMW spürbar gutgetan. Ungerührt nimmt der Münchner auch üble Pisten unter die Räder und verwöhnt mit herrlichen Sportsitzen (550 Euro). Deren manuelle Verstellung nervt aber: Den Sitz eben mal höher stellen? Mit den Füßen abstützen, Polster entlasten, Hebel ziehen. Die Lehne rastet auch nur in Stufen, hat kein Drehrad. Der Mercedes wirkt innen inzwischen etwas angegraut, die Klimasteuerung des Benz liegt viel zu tief. Außerdem leidet der GLK unter seinen schicken 19-Zoll-Alus (1131 Euro), die mit dem eher weichen Fahrwerk schlecht harmonieren – der Benz wirkt zappelig. Und dann fehlt im Fond ein wenig Breite, zu dritt lässt sich der Schulterschluss kaum vermeiden.
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Beim Preis zeigen die drei Deutschen leider ungekannte Einigkeit. So wie getestet, werden für jeden von ihnen rund 50.000 Euro fällig – auch ohne D-Mark-Umrechnung ziemlich happig. Und obwohl der Mercedes ein paar Euro weniger kostet als Audi und BMW, verliert er an der Kasse – sein schlechter Wiederverkauf und die jährliche Wartung (Q5/X3 alle zwei Jahre) kosten wertvolle Punkte. Der Audi profitiert zudem von günstigen Kaskoklassen. Wo X3 und GLK bei Haftpflicht und Vollkasko mit 21/24 bestraft werden, kommt der Q5 mit 19/21 davon. Erstaunlich – sagt sogar mein Nachbar, der Audi-Fan.

Fazit

Das war knapp. Nur zwei Punkte kann der Audi sich vom BMW absetzen. Weil er unterm Strich der ausgewogenere Alltagsbegleiter ist. Die Wahl zwischen beiden dürfte aber dennoch stark vom persönlichen Geschmack abhängen. Schon etwas in die Jahre gekommen, aber immer noch stark: der Mercedes GLK.