Die Deutschen wollen sparen — aber es dennoch bequem haben. Und flott vorankommen wollen sie auch. Seit kleine Zweiliter-Dieselmotoren per Turbolader auf 170 PS und mehr aufgeblasen werden, greifen auch notorische Dynamiker gern zum schlichten Vierzylinder. Das verspricht niedrige Tankstellenrechnungen, selbst bei schwerem Gasfuß. Nur war in der Vergangenheit die Kombination aus Vierzylinder-Diesel und Automatikgetriebe schwer zu finden. Sicher, in den Mercedes-Pkw gab es das bereits ab 1962 im legendär lahmen 190 D Automatik mit 55 PS und 127 km/h Spitze. Hier bei den allradgetriebenen SUV war Opel einer der Ersten: Der Frontera 2.2 DTI Automatik von 1999 kam immerhin schon auf 115 Turbo-PS und Tempo 163. Seit 2007 spielt BMW bei den modernen SUV den Vorreiter mit der Kombination aus kleinem Vierzylinder-Diesel und Automatikgetriebe: der X3 20d Automatik setzt die Messlatte auf 177 PS und 207 km/h Spitze.

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BMW X3
Mercedes kontert in dieser Klasse erst seit Sommer 2009 mit dem 170 PS starken GLK 220 CDI, der ab Werk ausschließlich mit Automatikgetriebe ausgeliefert wird. Und nun kann auch Audi liefern: Denn den seit Ende 2008 produzierten Q5 2.0 TDI mit 170 PS gibt es nun auch mit einem automatisierten Doppelkupplungsgetriebe, das beim Q5 eine konventionelle Wandler-Automatik ersetzt. BMW kauft die Sechsstufenautomatik bei ZF ein. Und fährt damit bestens. Der lebendig wirkende BMW-Dieselmotor und die konventionelle Wandlerautomatik gehen eine harmonische Beziehung ein. Schnellfahrer und Genießer fühlen sich gut bedient, denn der Automat reagiert sowohl schnell als auch sorgfältig. Verbrauchsbewusst lässt er den kräftigen Diesel aus niedrigen Drehzahlen ziehen, anstatt sich mit sinnloser Schalterei zu verhaspeln. Das lässt den BMW souverän wirken und führt auch zum günstigen Testverbrauch von 7,6 Liter/100 km. Und das trotz des eigentlich zu kurz übersetzten sechsten Gangs, der den Motor bei Höchsttempo über der Nenndrehzahl jubeln lässt.

Der Mercedes GLK bietet den höchsten Fahrkomfort in diesem Vergleich

Mercedes GLK
Der für einen Turbodiesel recht temperamentvoll am Gas hängende Motor passt gut zum Fahrwerk des X3. Die zielgenaue und leichtgängige Lenkung und die kurvengierig abgestimmten Radaufhängungen lassen den BMW ungemein agil und behände wirken. Die Kehrseite ist der erschütternd schlechte Federungskomfort. Sowohl auf kurzen als auch bei langen Unebenheiten kommt es zu katapultartigen Stößen, wobei die straffen Sitze auch keine Linderung verschaffen können. Dafür versöhnt das Platzangebot im Innenraum. Vorn wie hinten fühlt man sich gut untergebracht, wird aber sicher nicht verwöhnt. Beim Gepäckraumvolumen liegt der BMW in der Mitte zwischen dem längeren Audi und dem kürzeren Mercedes. Der GLK 220 CDI schlägt den X3 vor allem beim Komfort. Das fängt schon mit dem Innengeräuschpegel an. Der Mercedes-Dieselmotor ist wirkungsvoller gedämmt und deshalb akustisch zurückhaltender als der stets präsente BMW-Motor. Die beiden Kontrahenten liegen bei den Fahrleistungen fast gleichauf. Denn der Mercedes gleicht sein 70 Kilogramm höheres Leergewicht durch das 14 Prozent höhere Drehmoment seines Motor wieder aus.
So wirkt auch der GLK 220 CDI stets kräftig motorisiert. Seine von Mercedes produzierte und auf komfortable Schaltvorgänge getrimmte Siebenstufen-Wandlerautomatik vertut sich jedoch zuweilen, besonders in bergigen Gegenden. Da wird oft sinnlos zurückgeschaltet, später zu lange nicht hochgeschaltet. Dies und das höhere Gewicht treiben den Verbrauch nach oben. So kommt der Mercedes auf einen Testverbrauch von 8,1 Liter/100 km – den höchsten in diesem Vergleich. Komfort steht auch bei der Karosserie an erster Stelle. Beim Mercedes fällt der Ein- und Ausstieg besonders leicht. Man sitzt außerdem höher als im BMW X3, was die Rundumsicht verbessert. Mag sein, dass der GLK damit ein paar Zehntelsekunden bei flotter Kurvenfahrt verliert, doch das schert den Mercedes-Fahrer nicht. Der GLK verführt ohnehin nicht zum Schnellfahren. Die sanft schaltende Automatik, der gut gedämmte Motor und vor allem das gegenüber der überstraffen Konkurrenz spürbar komfortabler abgestimmte Fahrwerk schonen auf Langstrecken die Kondition von Fahrer und Passagieren.

Beim Platzangebot schlägt der Audi Q5 seine Konkurrenten deutlich

Audi Q5
Auch der Mercedes ist alles andere als weich gefedert, aber eben immerhin komfortabler als BMW und Audi. Obwohl der Mercedes die parkfreundlichsten Außenabmessungen vorweist, gibt es auch aus dem Fond keine Klagen. Nur beim Gepäck muss man sich etwas einschränken. 450 Liter sind zwar meist ausreichend, der BMW bietet mit 480 Liter Volumen hinter der Rückbank aber deutlich mehr. Der Audi Q5 übertrumpft hier beide locker: 540 Liter passen in seinen Kofferraum. Das ist kein großes Kunststück, denn der Audi streckt sich auf 4,63 Meter Länge und übertrifft den Mercedes damit um zehn Zentimeter, den BMW immer noch um fünf. Beim Motor zeigt der Audi keine Überraschungen. Der von VW stammende Zweiliter-Turbodiesel ist kräftig, genehmigt sich aber die im Vergleich längste Turboverschnaufpause, was besonders im Innerortsverkehr auffällt. Die technische Besonderheit des Audi ist jedoch das Getriebe. Statt einer Wandlerautomatik bevorzugt Audi im Q5 ein automatisiertes Siebengang-Schaltgetriebe mit zwei Kupplungen. Die Bedienung entspricht dem typischen Automatikschema: kein Kupplungspedal, Wählhebel mit der bekannten P-R-N-D-Kulisse sowie Kriechneigung bei eingelegtem Gang und losgelassener Fußbremse.
Wie der Vergleich ausgegangen ist, erfahren Sie in der Bildergalerie. Den kompletten Artikel mit allen technischen Daten und Tabellen gibt es als Download im Heftarchiv.

Fazit

von

Martin Braun
Viel Platz und die höhere Anhängelast – das sichert dem Audi den knappen Sieg. Mehr Punkte hat die verbesserungswürdige Automatik verhindert. Der Mercedes wendet sich an Komfortliebhaber, die sich die etwas höheren Unterhaltskosten leisten können. Der harte BMW begeistert nach wie vor mit sportivem Handling und gekonnter Motor-Getriebe-Abstimmung.

Von

Martin Braun