Audi Q8, Mercedes GLE Coupé: Test, Motor, Preis, SUV, Diesel
Klotzen statt kleckern: Zwei dicke SUV-Coupés schmeißen den Diesel an
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Mit reichlich Kilos tritt das neue Mercedes GLE Coupé gegen den Audi Q8 an. Ein Vergleich mit Gewicht, der am Ende einen knappen Sieger findet.
Platz 1 mit 563 von 800 Punkten: Mercedes GLE 350 d Coupé. Der kultivierte Antrieb und das überlegene MBUX-System bringen ihn nach vorn. Der Preis dafür ist hoch.
Platz 2 mit 557 von 800 Punkten: Audi Q8 50 TDI. Viel Platz, tolle Fahrleistungen, niedrigere Kosten. Beim Fahrwerk und dem Antrieb fehlt dem Q8 aber der letzte Schliff.
Verkehrte Welt auf Rädern! Während Models noch unter jedem Gramm leiden und ein paar Wohlfühl-Kilos zu viel noch immer zu den Ausnahmen zählen, gehört in der Klasse der edlen SUVs Übergewicht anscheinend zum guten Ton. Seit 2018 ergänzt der 2304-Kilo-TrummAudi Q8 das Angebot zum Technikbruder Q7. Mit 2414 Kilo bringt sein Vergleichstestgegner Mercedes GLE Coupé noch mal stramme 110 Kilo mehr auf die Waage.
Beim Auftritt lässt das GLE Coupé nichts anbrennen
Viel Prestige im Blech: Das Mercedes GLE Coupé macht optisch keinen Hehl aus seinem Anspruch.
Mit riesigem Stern im Grill, pompösen Lufteinlässen und breitem Heck beherrscht das GLE Coupé den ganz dicken Auftritt souverän. Der weiße Schwan mag nicht den höchsten Nutzwert fürs Geld bieten, bei Materialanmutung und Ambiente spielt er aber locker ganz vorne mit. Und der Audi? Auch kein Kind von Traurigkeit. Gegenüber dem zerklüfteten, asiatisch angehauchten Mercedes schwebt im Q8 mit seinen geraden Linien und großen Fensterflächen immer etwas Bauhaus-Geist mit. Mit einem Innenraum im Tanzsaal-Format vernascht er seinen deutlich enger geschnittenen Kontrahenten zum Frühstück. Nicht, dass wir uns falsch verstehen: Der GLE löst keine klaustrophobischen Anfälle aus, sondern bietet auf allen Plätzen höchsten Langstreckenkomfort. Der Audi hat nur eben immer die entscheidenden Millimeter mehr, die den Unterschied zwischen viel und fürstlich machen.
Die Antriebskombination des Audi wirkt ungeschliffen
Video: Audi Q8 (2018)
Audis SUV-Coupé im Test
In Relation zur Fahrzeugklasse geradezu bodenständig geht es unter den Hauben zu. In beiden Fällen sorgt ein Dreiliter-Diesel für angemessenen Vortrieb. Mit 286 PS produziert der V6 im Audi 14 PS mehr als der Benz mit 272 PS. In Kombination mit seinem Gewichtsvorteil macht ihn das in jeder Lebenslage schneller und sparsamer. Er beschleunigt besser, ist elastischer und bietet mit 245 zu 226 km/h die deutlich höhere Endgeschwindigkeit. So weit zu den objektiven Fakten. Subjektiv wendet sich das Blatt. Im Fahrbetrieb wirkt der TDI unharmonischer und rauer. Erst geht nichts, dann irgendwann, völlig unvermittelt, kommt viel Turbobums und damit der Tritt ins Kreuz. Zudem wirkt der Achtstufenwandler im Ingolstädter immer etwas träge und nicht ganz bei der Sache. Kein Vergleich zum geschliffenen Auftritt des GLE, der seine neun Fahrstufen mit Bedacht sortiert, weich und exakt die Wünsche seines Fahrers umsetzt – immer untermalt vom zwar weit entfernten, aber herrlich heiseren Knurren des Motors.
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Audi Q8 Sportback e-tron S line 55 e-tron quattro 300 kW
* Weitere Informationen zum offiziellen Kraftstoffverbrauch und zu den offiziellen spezifischen CO2-Emissionen und gegebenenfalls zum Stromverbrauch neuer Pkw können dem "Leitfaden über den offiziellen Kraftstoffverbrauch" entnommen werden, der an allen Verkaufsstellen und bei der "Deutschen Automobil Treuhand GmbH" unentgeltlich erhältlich ist (www.dat.de).
So kommt in dem SUV-Panzer fast schon etwas Sportsgeist auf. Besonders, wenn das aufpreispflichtige Active-Body-Control-Fahrwerk geordert wurde. Im "Curve"-Modus walzt der GLE dann nicht nur alle Fahrbahnunebenheiten gekonnt weg, er legt sich auch wie ein Biker in die Kurve. Klingt, als würde Ottfried Fischer Polka tanzen, funktioniert aber so gut, dass der Benz dem Audi in jeder Lebenslage locker um die Ohren fährt. Zumal sich die Luftfederung des Ingolstädters gerade bei kurzen Stößen immer wieder mal verhaspelt.
Die Preise der SUV-Coupés bewegen sich in höchsten Sphären
Man muss sie sich leisten können: Der Q8 bleibt knapp unter, der GLE liegt über 90.000 Euro.
Traktionsprobleme sind beiden dank serienmäßigem Allradantrieb natürlich völlig unbekannt, Kraxeltalent allerdings auch. Schon der Gedanke, die riesigen 22-Zöller des Audi könnten im Kies verkratzen, treibt uns den Schweiß auf die Stirn. Die beiden potenten Hochsitze legen ihren Schwerpunkt auf das gediegene Reisen. Alternativ können sie aber auch kräftig was an den Haken nehmen. Vorausgesetzt, es wurde ein Kreuzchen bei der Luftfederung gemacht, sind beide Kontrahenten mit einer Anhängelast von 3,5 Tonnen für klassenübliche Herausforderungen wie schwere Pferdeanhänger fast schon überqualifiziert. Mit Q8 und GLE können Wassersportler auch kleinere Segeljachten zum Landgang ausführen. Immer vorausgesetzt, dass nach Überweisung der heftigen Preise noch das notwendige Kleingeld übrig ist. Im Testtrimm schlägt der Audi mit 87.953 Euro zu Buche, noch mal 4325 Euro mehr kostet der Benz, bei dem damit eine "9" an erster Stelle steht und der auch bei Wartung, Versicherung und Verbrauch den Kürzeren zieht. Weil sich die beiden in der Eigenschaftswertung nichts schenken, riecht alles nach einem Sieg für den Audi.
Wäre da nicht das überlegene MBUX-Bediensystem im GLE, gegen das die Audi-Lösung keine Chance hat. Die Sprachbedienung im Benz funktioniert so gut und authentisch, dass einige Fahrer gewillt sein könnten, ihrem Auto ihr Herz auszuschütten – endlich hört mal jemand zu. Am Ende setzt sich der Benz mit nur sechs Punkten in Führung. Ein Abstand, der für Audi-Fans kaum ins Gewicht fallen dürfte
Das Fazit: Audi und Mercedes liefern mit ihren SUV-Coupés klare Statements gegen den Magerwahn. So unvernünftig die beiden auch scheinen, ihre wirtschaftlichen Diesel retten die Umweltbilanz. Gegenüber Limousinen haben sie zudem einen ganz dicken Vorteil: die riesigen Anhängelasten.