Jetzt also doch. Lange Zeit sah es nicht danach aus, dass der R8 e-tron tatsächlich in Serie gehen würde. Bereits auf der IAA 2011 präsentierte Audi ein seriennahes Modell. Der Produktionsstart wurde für 2012 angekündigt und kurz darauf zurückgezogen. Drei Jahre später ist es nun endlich so weit. Ab Ende 2015 kann der Audi R8 e-tron bestellt werden. Der Preis ist noch ein Geheimnis, die Daten sind hingegen offiziell: Mit einer Systemleistung von 340 Kilowatt und gewaltigen 920 Newtonmeter Drehmoment sprintet der Elektro-Sportler in 3,9 Sekunden auf Tempo 100, die Höchstgeschwindigkeit ist auf 250 km/h begrenzt. Dank neuem Batteriesystem soll die Reichweite bis zu 450 Kilometern betragen. Rund doppelt so viel wie beim Vorgänger, der stets nur ein Technologieträger war, wie Audi betont.

In minimal 80 Minuten soll der Akku voll sein

Audi R8 e-tron Generation II 2015: Sitzprobe
AUTO BILD-Redakteur Robin Hornig im Cockpit des neuen Audi R8 e-tron.
Das R8 e-tron unterscheidet sich in zahlreichen Details vom normalen R8. So hat die Front einen dicken Carboneinsatz im Grill und neue Tagfahrlichter. Wie Reißzähne reichen sie von den regulären LED-Scheinwerfern bis knapp über den Boden. Wo beim R8 der Kofferraum sitzt, steckt beim elektrischen R8 das aufwendige Herz des Kühlssystems. Die warme Luft tritt über eine breite Hutze aus. Auf sämtliche Öffnungen, die in der Karosserie des R8 den V10 mit Luft versorgen, wurde beim e-tron zur aerodynamischen Verbesserung verzichtet.So haben auch die Sideblades keine richtige Funktion mehr. Allerdings zeigt der neue Lichtkranz um die Blades, in welchem Status sich der R8 e-tron gerade befindet: Beim Fahren oder Öffnen leuchten die Blades orange, beim Aufladen blinken sie grün und sobald der Akku voll ist, bleiben sie grün – zumindest so lange das Ladekabel angeschlossen ist. Der Anschluss befindet sich auf der rechten Seite hinter einer Carbonabdeckung. Die Ladezeit über eine normale Haushaltssteckdose (7,2 kW) soll 12,6 Stunden betragen. Mit einem Schnellladesystem von bis 90 kW sind 85 Minuten angepeilt. Zudem finden Versuche mit einem 150-kW-Anschluss statt, womit der Akku nach 80 Minuten voll sein soll.

Im Heck ein Kofferraum, statt 5,2 Liter großem V10

Audi R8 e-tron Generation II 2015: Sitzprobe
Torque-Vectoring: Die Hinterräder können unabhängig voneinander beschleunigt oder gebremst werden.
Die Reifen im Format 19 Zoll sitzen auf neuen Felgen mit carbonfaserverstärktem Kunststoff-Einsatz, für eine bessere Aerodynamik. Am Heck sorgt eine feststehende Spoilerlippe sowie ein überarbeiteter Diffusor für Abtrieb. Auch hier fehlen die Lufteinlässe. Wo sonst der hochdrehende V10 steckt, sitzt nun ein Teil der Batterien. Dahinter bleibt noch etwas Platz für einen Kofferraum mit einem Ladevolumen von 130 Litern. Später wird er mit einem doppelten Boden versehen, um das Ladekabel elegant zu verstauen. Unter dem Kofferraum liegen die zwei Elektromotoren, die die Hinterräder antreiben. Auf Allradantrieb wird beim R8 e-tron verzichtet. Dafür können die Hinterräder unabhängig voneinander beschleunigt oder gebremst werden. Torque-Vectoring nennt sich das und soll für schnellere Kurvengeschwindigkeiten sorgen.
Im Cockpit ist der Wahlhebel nicht länger an die 7-Gang-Automatik gekoppelt. Im Mitteltunnel liegt ein Teil der Batterien mit insgesamt 7488 grün ummantelten Zellen. Die Schaltpaddles hinter dem Lenkrad regeln die Rekuperation in vier Stufen. Im digitalen Kombiinstrument werden der Akku-Status, die Kühltemperatur sowie die Power-Grafik angezeigt. Ansonsten verweisen Plaketten am Lenkrad und über dem Handschuhfach auf den e-tron. Allerdings wird man auch ohne Hinweis sofort merken, dass man im Stromer sitzt. Nämlich dann, wenn es nach Betätigen das Startknopfes lautlos hinter einem bleibt.