Sie sind verführerisch, sündhaft teuer und unpraktisch. Welche Talente bieten die Power-Coupés Audi S5 und Mercedes E 400? Ein Vergleich.
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Video: Audi S5 Coupé (2016)
So klingt der Audi S5
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Endlich! Wo E-Klasse draufsteht, steckt auch wieder eine drin. Wir reden vom E-Klasse Coupé. Seit 1997 war das eine Mogelpackung. Zwar nannte sich der Vorgänger durchaus E-Coupé, aber unterm Blech steckte die Technik der C-Klasse. Vorbei. Das neue E-Klasse- Coupé ist wieder eine echte E-Klasse – durch und durch. Damit landen wir also in der Oberklasse. Und da zieht das Audi S5 Coupé erst mal den Kürzeren – weil es auch kürzer ist. 13 Zentimeter fehlen dem Ingolstädter, denn er steht auf der Bodengruppe des A4 – was Mittelklasse bedeutet.
Das E-Klasse Coupé gibt sich etwas dezenter
Gelassen und schnell: In 5,5 Sekunden stürmt das E 400 Coupé aus dem Stand auf Tempo 100.
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Ein Vergleich ergibt dennoch Sinn. Beide vertrauen nämlich auf sechs Zylinder plus Turbos, drei Liter Hubraum und (serienmäßig) Allradantrieb, liegen preislich ganz eng beieinander. Passt also, oder? Entscheidende Frage: Wer entfacht mehr Feuer? Den Dreiliter-V6 des Benz boosten gleich zwei Turbolader mit maximal 0,8 Bar Ladedruck. Im Leerlauf gibt er sich akustisch völlig harmlos, ab 2000 Touren entwickelt er einen kernigen, jedoch unaufdringlichen Klang, arbeitet vibrationsfrei und sehr kultiviert. Der Mercedes ist akustisch stets dezenter als der im Dynamik-Modus bassig grummelnde Audi mit einfachem Turbo. Beide Antriebe beherrschen das komplette Repertoire: niedertourig auf der früh anliegenden, üppigen Drehmomentwoge dahincruisen oder gierend nach Drehzahl maximalen Schub entwickeln. Dabei ist der Audi stets etwas lauter und schneller unterwegs: Bei der Beschleunigungsmessung von null auf 100 km/h nimmt sich das E-Coupé mit 5,5 Sekunden genau eine Sekunde mehr Zeit als der S5. Kein Wunder, der 400er schleppt auch 187 Kilo mehr mit sich herum.
Der Audi beherrscht auch die betont sportliche Gangart
Ingolstädter Querdynamiker: Bei abgeschaltetem ESP lässt sich mit dem Audi S5 Coupé gut driften.
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Großen Sport bietet der Audi bei deaktiviertem ESP: Der Allradantrieb ist heckbetont ausgelegt, das optionale Sportdifferenzial (1350 Euro) verteilt die Antriebskraft je nach Bedarf zwischen den Hinterrädern. Das verbessert das Handling, das S5 Coupé beißt sich beim Herausbeschleunigen aus Kurven regelrecht in den Asphalt, verhält sich sanft übersteuernd und bei deaktiviertem ESP draufgängerisch driftend. Die Dynamiklenkung (1000 Euro) unterstützt das agile Handling mit präzisem Ansprechen, ist aber etwas zu leichtgängig. Die Serienlenkung des E-Coupés bietet geringfügig mehr Widerstand und passt in ihrer unaufgeregten, aber exakten Reaktion perfekt zum Charakter des Autos. Anders als im Audi, ist das ESP nicht komplett deaktivierbar, lässt es in der Einstellung Sport aber dezente Heckschwenks zu. Dann regelt die Elektronik den Benz jedoch wieder auf Kurs – Sicherheit zuerst. Er bleibt dennoch weit entfernt von der Behäbigkeit seiner Vorgänger, für sich betrachtet fährt er sich agil und bietet ein stimmiges, unaufdringliches Maß an Sportlichkeit.
Er kombiniert narrensicheres Fahrverhalten mit dem Komfort der Oberklasse: Die Luftfederung Air Body Control (2261 Euro) lässt den Mercedes sanft über üble Pisten hinwegrollen. Dort, wo die kurzen Stahlfedern des Audi mit adaptiven Dämpfern (980 Euro) an ihre Grenzen kommen und anschlagen, beginnt der Mercedes erst, sein Federtalent zu zeigen.
Reisenden ist das E-Klasse Coupé eher zum empfehlen
Klare Sache: Wer hinten sitzen muss, ist im Mercedes besser aufgehoben – der Audi ist ziemlich eng.
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Beide bieten hervorragende Sitze, wobei die optionalen Sportsitze (945 Euro) des S5 noch besseren Seitenhalt bieten als die bequemen Seriensitze im E 400. Hinten sieht es genau an-dersherum aus. Die Rücksitzbank des Mercedes ist stärker ausgeformt und bietet Einzelsitzcharakter mit viel Komfort, im kürzeren Audi können Erwachsene hinten nicht bequem sitzen. Der Kopf stößt an das weit heruntergezogene Dach und muss vorgebeugt werden, die Kopfstütze drückt in den Nacken, die Lehnen der Vordersitze gegen die Knie. Im Mercedes hingegen wäre eine Reise mit vier Erwachsenen möglich, ohne danach Druckstellen an diversen Körperteilen zu haben. So sind die beiden dann auch: Der S5 ein Sportler, der Komfort-Kompromisse fordert, der Benz ein ganz entspannter Cruiser. E-Klasse halt.
So unterschiedlich, wie sie aussehen, so unterschiedlich fahren sie auch. Der Audi ist ein rassiger Sportler mit bissigem V6 und heckbetontem Allrad, ein fahraktives Energiebündel. Der größere Mercedes verwöhnt mit Platz und Komfort, hat aber dennoch ein feinnerviges sportliches Talent. Beide Coupés sind in sich absolut stimmig und perfekt gemacht.