Dürfen wir beim Einstieg helfen? Bevor jemand über den Namen stolpert: Cupra heißt die neue Sportmarke von Seat, der Cupra Ateca ist ihr stärkstes SUV. Der hat 300 PS und Allrad, also die gleiche Technik wie der Audi SQ2, den wir ebenfalls entschlüsseln. Das S-Modell vom Q2, diesem modischen Halbhochsitz, zeigt vor allem eines: Wenn kompakte SUVs jetzt schon als Sportmodell vorfahren, dann sind sie mitten im Volk angekommen. Begehrt und beliebt wie der erste GTI. Aber die beiden gehen noch weiter, das sind Über-GTI, jenseits aller Dieselvernunft.

Cupra Ateca und Audi SQ2 sind schon optisch sportlich

Cupra Ateca Audi SQ2
Der Cupra Ateca ist eine halbe Nummer größer als der Audi SQ2 – und rundum ein ganzes SUV.
Das brav Nutzwertige lassen die beiden schon optisch hinter sich. Am Cupra glänzt das neue kupferfarbene Markenlogo am Grill, die Spoiler und 19-Zoll-Räder quellen wie Muskeln am gedopten Rennradler. Serienmäßige LED-Scheinwerfer deuten an, dass der Spanier volle Hütte liefern will. Auch der Audi lässt sich mit vier Endrohren nicht lumpen, wirkt im Stil des Hauses aber eher edel-dezent. Das mag auch am wichtigsten Unterschied liegen. Der Ateca reckt sein Dach zehn Zentimeter höher, durch größere Türen steigt man eher ein als hinunter wie beim SQ2. Kurz gesagt: Der Spanier stellt viel mehr SUV dar. Der Audi kauert tiefer, auf halber Treppe zwischen SUV und Kompaktem. Dynamischer, aber auch enger, intimer. Im SQ2 hockt der Fahrer wie in der Spielekonsole hinterm Lenkrad, im Cupra eher überm Steuer, mit dem typischen Gefühl: Hier bin ich König.

Die Beschleunigung liegt auf Sportwagen-Niveau

Cupra Ateca
Geht wie die Hölle: In 4,8 Sekunden ist der Cupra auf Tempo 100 – exakt so schnell wie der SQ2.
Ein König, der im luftigen Fond und mit reisetauglichem Kofferraum seine blaublütige Familie einladen kann. Im Audi bist du nur Prinz, hinten stoßen Knie und Scheitel ans schwarze Interieur. Immerhin fein gemacht, dieses Sportpalästchen. Matt gebürstet die Hebelchen, hübsch die karierten Ledernähte im Interieurpaket (1800 Euro extra). Das mittlere Infodisplay steht frei über der Mittelkonsole, gesteuert über den dicken MMI-Knopf hinterm Wählhebel – vielleicht nicht das modernste Infotainment, dafür unterwegs sehr bequem zu bedienen. Im Cupra steht das Display bündig ins Cockpit integriert und bekommt als Touchscreen viele Fingertapser ab. Moderner? Besser? Fragt man sich auch beim Tachomonitor, der vier verschiedene Ansichten bietet statt nur zwei wie im Audi. Geschmackssache, so wie die mit Alcantara und Leder bezogenenen Schalensitze (1875 Euro).
Die geben im Ateca schon mal die Schlagzahl vor, mit 2,0-Liter-Turbomotor gehen die beiden ab, als gäbe es kein Morgen. Gemessene 4,8 Sekunden auf Tempo 100 lassen viele Geschäftslimousinen alt aussehen, und 250 Spitze könnte die meisten Flottenkombis auf der linken Spur aufscheuchen. Der Cupra beschleunigt anfangs flotter, als es das Werk verspricht. Erst über 160 km/h muss er den Audi ziehen lassen. Der größere Luftwiderstand.
Platz 2 mit 506 von 750 Punkten: Audi SQ2 quattro. Der kommt dem GTI am nächsten: so niedrig, eng, schnell und gut vernetzt. Überraschend die vorsichtige ESP-Strategie. Gewohnt teuer.
Platz 1 mit 521 von 750 Punkten: Cupra Ateca 2.0 TSI 4Drive. Der kommt dem SUV am nächsten: so hoch, geräumig, komfortabel und agil. Überraschend lockere ESP-Leine. Gewohnt gute Ausstattung.
Das Fazit von Joachim Staat: "Die beiden sind keine GTI, so schwer und hoch wie sie sind. Sondern eine neue Klasse, die verblüffend viel Spaß machen kann. Eher geradeaus als auf Rennstrecken, aber da sind bürgerliche GTI auch selten zu sehen." Alle Details zum Test gibt es in der Bildergalerie.

Von

Joachim Staat