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Video: Audi SQ5 Fahrbericht (2017)

Neuer SQ5 mit V6-Benziner

Ein Signal zur richtigen Zeit: Bislang war der SQ5 bei uns stets ein Diesel, jetzt gibt es ihn auch als Benziner. Und der ist nicht von schlechten Eltern, den aufgeladenen 3,0-Liter-V6 mit 354 PS kennen wir aus dem S4. Doch der Audi ist damit nicht allein im Revier, Mercedes hat mit dem von AMG scharfgemachten GLC 43 mit 367 PS und Porsche mit dem Macan GTS mit 360 PS ähnliche Kaliber im Angebot. Wer lässt es hier am meisten krachen?

Der Macan kommt im hübschen Blechkleid

Porsche Macan
Hübscher Hintern: Das Heck des Macan haben die Designer bei Porsche besonders gut hinbekommen.
Der Macan gefällt schon mal mit seinem hinreißenden Design, besonders das geniale Heck mit den vier fetten (echten) Endrohren ist ganz großes Kino. An Bord hat Porsche alles so eingerichtet, wie es sein soll: Zündschloss links, großer Drehzahlmesser in der Mitte, feine Materialien, blitzsaubere Verarbeitung. Wen stört da der vergleichsweise enge Fond? Der Audi kommt als SQ5 mit speziellen Stoßfängern und Diffusor, bleibt insgesamt angenehm zurückhaltend. Er wirkt innen luftig und geräumig, ein Verdienst des klaren, reduzierten Designs. Der Fond ist großzügig geschnitten, gegen Aufpreis (350 Euro) gibt es eine verschiebbare Rückbank. Praktisch. Auch AMG hat beim Benz auf übertriebenes Lametta verzichtet, eine kluge Entscheidung. Der GLC steht fast schon zurückhaltend auf der Straße. Das wuchtige, leicht barocke Cockpit ist aus der C-Klasse bekannt, es glänzt und funkelt genau wie dort. Und der GLC hat tatsächlich noch mehr Platz als der SQ5, besonders hinten.
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Mit starkem Motor verändert der Benz seinen Charakter

Mercedes-AMG GLC 43
Aus Komfort wird Sport: Dank Biturbo-V6 mit 367 PS wird der kommode GLC zum wilden Heizer.
Das erstaunlichste am AMG ist, wie sehr der Motor den Charakter des GLC verändert. Der bitterböse V6-Biturbo verwandelt das brave Komfort-SUV in einen wilden Heizer. Der 3,0-Liter mit 367 PS tritt brachial und wuchtig an, wirkt mit seinen rauen Umgangsformen hemdsärmeliger und schärfer als der Audi. Er läuft lauter als SQ5 und Macan, fräst sich mit seinem kernigen Fauchen ins Gehör und macht bei hohen Touren richtig Lärm. Wunderbar. Die schnelle Neunstufen-Automatik zeigt sich bestens in Form, sehr gefallen hat uns auch die warmherzige Lenkung, direkt und mit schöner Rückmeldung. Und die Zeiten, da AMG für irre Längsbeschleunigung und sonst nicht viel stand, sind endgültig vorbei. Der GLC fährt sich sehr agil und äußerst zackig, geht enthusiastisch um die Kurven.
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Im Audi reagiert der 3,0-Liter mit seinen 354 PS nicht ganz so giftig wie der Benz, es fehlt der allerletzte Druck. Aber, keine Frage, der TFSI ist ein äußerst souveränes Aggregat mit bäriger Kraft und viel Temperament. Und feinen Manieren und einem dezenteren Sound. Der SQ5 ist sorgfältig gedämmt, an Bord bleibt es stets auffällig leise. Das passt.

Gelassenheit ist die Stärke des Audi

Audi SQ5
Dem Audi mangelt es nicht an Kraft und Dynamik, er gibt sich unterm Strich aber dezenter und ruhiger.
Der Audi ist mehr in Richtung Gran Turismo ausgelegt, fährt sich geschliffener als etwa der Mercedes, durchaus schnell und souverän, aber weniger aufgeregt. Die Lenkung spricht direkt an, arbeitet aber einen Tick zu synthetisch. Überzeugend dafür die Bremsen: Beim Stopp aus 100 km/h steht der SQ5 mit warmen Bremsen schon nach 32,7 Metern! Der Macan GTS wird befeuert von einem 3,0-Liter mit 360 PS. Der schnurrt erst mal sanft und friedlich, kann aber auch dunkel und böse fauchen. Kein leeres Versprechen, der Biturbo-V6 besitzt einen Hammer- Antritt, entwickelt blitzartig vollen Schub und dreht entfesselt. Das Doppelkupplungsgetriebe kann jederzeit folgen, schaltet nahe an der Perfektion. Auffällig noch, wie schnell und stabil der Porsche Traktion aufbaut. So stürmt er in unglaublichen 4,6 Sekunden auf Hundert und in 19,8 auf 200 km/h. Sagenhaft.
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Solche Zahlen machen klar: Das hier ist kein SUV, sondern eher ein hochgelegter Sportwagen. Und genau so ist er unterwegs, eines dieser seltenen Autos, das sich mit der Straße verzahnt: Extrem agil, mit präzisester Lenkung, stets kontrolliert und insgesamt unfassbar leichtfüßig. Der Spaß hat, wir haben es befürchtet, seinen Preis. Mit astronomischen 92.199 Euro steht der Macan GTS in Test-Ausstattung in der Liste. So ist das mit Porsche, dafür ist die Wertbeständigkeit einzigartig. Der Audi SQ5 für 73.670 Euro und der AMG GLC 43 für 68.361 Euro sind deutlich billiger – aber noch lange keine Schnäppchen.

Fazit

Schön, wer hier die Wahl hat. Audi, Benz und Porsche sind drei großartige Fahrmaschinen. Der Porsche thront über allen anderen, ist leider aber eben auch unfassbar teuer. Der Audi gewinnt, weil er der Ausgewogenste ist, mit ordentlich Platz, feinem Antrieb und Komfort. Der Benz ist ein Sympathieträger, mit einem wunderbaren Triebwerk und erstaunlichen Fahreigenschaften. Doch der Spaß hat seinen Preis.

Von

Berend Sanders