Viel Sportwagen sind konjunkturunabhängig, wertstabil und prestigefördernd. Sie wollen Beispiele? Bitte sehr: Der Absatz der PS-Protze hat allein in Deutschland bis Ende April 2004 trotz Wirtschaftskrise um 23,4 Prozent zugelegt. Bei den Wiederverkaufspreisen belegen Mercedes-Benz SLK und Porsche 911 seit Jahren die ersten zwei Plätze. Kein Produkt beeinflusst das Markenimage des Herstellers nachhaltiger als ein Sportwagen mit möglichst viel Leistung und Glamour. Die größte unabhängige PS-Schmiede ist Porsche. Den Schwaben liegt traditionell der 911 besonders am Herzen. Trotzdem lassen sie sich für die Umstellung der Palette vom 996 zum 997 volle zwei Jahre Zeit.

Der Fahrplan sieht im Detail so aus: • 911 Cabriolet Anfang 2005 • 911 Carrera 4 Ende 2005 • 911 GT3 Anfang 2006 • 911 Turbo Mitte 2006 • 911 Targa Ende 2006. Während C4, C4S und Targa mit dem 355 PS starken Carrera-S-Motor bestückt werden, soll die Leistung des GT3 auf 400 PS steigen. Reicht nicht? Dann nehmen Sie den neuen Turbo mit demnächst 480 PS, der erstmals mit einem Doppelkupplungsgetriebe verblockt wird.

Aston Martin greift Porsche an

Bei Porsche groß geworden ist Ulrich Bez, der seit vier Jahren bei Aston Martin das Sagen hat. Unter seiner Regie entstanden der DB9 und der für 2005 avisierte DB V8 Vantage. Beide Autos teilen sich die Karosseriestruktur aus Leichtmetall, das Transaxle-Antriebskonzept und die Doppelquerlenker-Radaufhängung. Doch der DB V8 ist noch kompakter, leichter und fahraktiver – mit ihm kontert Bez im Namen Englands den legendären Porsche 911, dessen Vorvorgänger (993) er selbst entwickelt hatte.

Den zunächst nur als Coupé lieferbaren V8 Vantage wird es zum Modelljahr 2007 auch als offenen Volante geben. Mit einem Einstiegspreis von unter 100.000 Euro ist der Zweisitzer zwar etwa 15.000 Euro teurer als ein Carrera S, bietet dafür aber deutlich mehr Technik: acht statt sechs Zylinder, 4,3 statt 3,8 Liter Hubraum, 385 statt 355 PS, ausgeglichene statt hecklastiger Gewichtsverteilung. Bei der Produktionskapazität hat der Brite allerdings das Nachsehen: 3000 Stück pro Jahr sind das Maximum. Nicht nur Kunden, die mit der über 400 PS starken GT-Version liebäugeln, sollten sich daher umgehend vormerken lassen. Auch BMW legt mit den neuen M-Modellen einen Zahn zu. Der M3 wechselt vom Sechs- zum Achtzylinder, der neue M5 hat statt des V8 einen Zehnzylinder mit 507 PS unter der Haube. Das gleiche Hochdrehzahl-Aggregat kommt ab 2006 auch im M6, der als Coupé und Cabrio startet. Außerdem soll ein Leichtbau-CSL mit zirka 550 PS angeboten werden.

Ferrari und Maserati legen mächtig zu

Der Nabel der europäischen Sportwagen-Welt liegt im PS-Dreieck zwischen Modena, Maranello und Sant’ Agata Bolognese. Auf der Gänsehaut-und-Adrenalin-Skala rangiert der Name Ferrari ganz oben. Die Neuheitenparade des F1-Seriensiegers beginnt schon Ende 2004 mit dem überarbeiteten Modena Coupé, dem ein Jahr später der technisch baugleiche Spider folgt. Das Hubvolumen des V8 soll von 3,6 auf 4,3 Liter zunehmen, die Leistung des Fünfventilers dürfte von aktuell 400 auf etwa 470 PS steigen. Ein reaktionsschnelleres F1-Getriebe, stärkere Bremsen, Sitze mit verstellbarer Seitenführung, ein in den Lenkradkranz integrierter Leuchtdioden-Drehzahlmesser und ein optimiertes Aerodynamik-Paket komplettieren die Liste der Änderungen.

Schon ein Jahr nach dem Spider wird Ferrari vermutlich die Neuauflage des 575M vorstellen. Die Wiege des neuen V8 stand in Modena, wo Maserati mit Hochdruck am Nachfolger für Coupé und Spyder arbeitet, der 2006 debütiert. Es bleibt bei zwei Karosserievarianten: einem zweisitzigen Spyder mit versenkbarem Hardtop und einem 2+2-sitzigen Coupé. Beide Autos werden größer und geräumiger, denn sie basieren auf einer verkürzten Quattroporte-Plattform. Für die von Pininfarina gestylten Sportwagen ist ein 450 PS starker und auf 4,5 Liter Hubraum aufgebohrter V8 vorgesehen.

Gleich um die Ecke, in Sant’ Agata, legt Lamborghini letzte Hand an den Murciélago Roadster. Der luftige Zweisitzer wird von einem 580 PS starken V12 in nur 3,8 Sekunden von null auf 100 km/h gebeamt. Offen ist der Sonnenanbeter 320 km/h schnell – bei aufgeknüpftem Notverdeck gilt allerdings ein Tempolimit von 160 km/h. Zu den Besonderheiten des windschnittigen Luftikus gehören flachere Scheiben, aktive Überrollbügel und ein vorn um 45 Millimeter höhenverstellbares Fahrwerk. Bei einer Tagesproduktion von nur einem Auto dürfte sich der Einfluss des Open-Air-Lambo auf den Sportwagen-Boom allerdings in engen Grenzen halten...