(REU/cr) Der 2016 in den USA tödlich verunglückte Fahrer eines selbstfahrenden Tesla Model S hat wiederholt Warnungen des Autopiloten missachtet. Der Mann hatte trotz mehrfacher Aufforderung des eingeschalteten Fahrassistenten über einen längeren Zeitraum nicht die Hände am Lenkrad. Das geht wie aus dem am 19. Juni 2017 vorgelegten Untersuchungsbericht der US-Behörde für Transportsicherheit (NTSB) hervor. Dem 500 Seiten starken Bericht zufolge ignorierte der Fahrer sowohl optische als auch akustische Warnsignale der Computersteuerung.
Tesla-Autopilot versagt in China
Nach dem ersten tödlichen Unfall im Juli 2016 ist der Autopilot von Tesla in die Kritik geraten.
Der Fahrer war im Mai 2016 bei einem Zusammenstoß mit einem Lastwagen im US-Bundesstaat Florida ums Leben gekommen. Der Anwalt der Familie teilte mit, der Bericht widerlege Medienberichte, denen zufolge der Tesla-Fahrer zur Zeit des Unfalls einen Film geschaut habe. Der Unfall hatte weltweit für Diskussionen gesorgt, denn zahlreiche Autohersteller setzen für die Zukunft auf das sogenannte autonome Fahren. Der Erfolg der neuen Technik steht und fällt mit deren Sicherheit.

Unfall auf der A24

Auch in Deutschland hatte es einen Unfall mit einem selbstfahrenden Tesla gegeben. Auf der A24 in Richtung Hamburg fuhr im September 2016 ein Tesla Model S mit aktiviertem Autopilot auf einen dänischen Reisebus auf. Nach Angaben der Polizei habe der Fahrer des Reisebusses einen Lkw überholt und wolllte danach wieder auf die rechte Fahrspur einscheren. Der 50-Jährige Tesla-Fahrer wurde leicht verletzt, die 29 Insassen des Busses kamen mit dem Schrecken davon. Die Polizei kündigte an, die genaue Unfallursache zu überprüfen. Laut einer Tesla-Sprecherin, die sich auf Aussagen des Fahrers berief, habe es kein Problem mit dem Autopilot gegeben. Das plötzliche Ausscheren des Reisebusses habe zu dem unausweichlichen Unfall geführt.

Tesla-Unfall in China

In China ereignete sich 2016 der erste dort dokumentierte Unfall mit einem Model S im Autopilot-Modus. Der Besitzer des Tesla beschuldigte den Hersteller: Bei der Probefahrt habe man ihm den Autopilot eindeutig als autonom fahrend angepriesen. Luo Zhen, der 33-jährige Besitzer des Model S, hat nach eigener Aussage während der Fahrt abwechselnd auf sein Smartphone und aufs Display des Tesla geschaut – und dabei auf den Autopiloten vertraut.

Gelassene Reaktion von Tesla

Tesla reagierte gelassen auf den Vorfall in China. Eine Sprecherin des E-Auto-Herstellers teilte mit, dass der Autopilot den Fahrer bei der Fahrt unterstütze, ihm aber nicht die volle Verantwortung im Straßenverkehr abnehme. Der Fahrer müsse stets die Hände am Lenkrad behalten, um bei einer Gefahrensituation einzugreifen. Alle etwaigen Angaben von Verkäufern oder Drittparteien seien unbedeutend.


Von

Christoph Richter