Autonomes Fahren: tödlicher Unfall von Uber
Tödlicher Softwarefehler?

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Ein Softwarefehler soll für den tödlichen Unfall eines autonomen Uber-Autos verantwortlich sein. Offenbar hat der Computer Sensordaten als Fehlalarm eingestuft.
(dpa/kbe/cj/reu/isa/lhp) Der tödliche Unfall mit einem Roboterwagen von Uber geht nach bisherigen Untersuchungen auf einen Softwarefehler zurück. Der Computer habe die Sensordaten, die ein Hindernis auf der Straße anzeigten, als Fehlalarm eingestuft und deshalb ignoriert, berichtet die Technologie-Website "The Information" unter Berufung auf Insider. Uber kommentierte den Bericht mit dem Hinweis auf laufende Ermittlungen nicht.
Computer soll unnötige Vollbremsung verhindern
Dem Bericht von "The Information" zufolge wurde die Software der Roboterwagen darauf getrimmt, Sensordaten in einigen Fällen zu ignorieren. Zum Beispiel, wenn ungefährliche Gegenstände wie herumfliegende Plastiktüten den Weg kreuzen. Das soll unnötig scharfes Bremsen verhindern. Im konkreten Fall seien die Einstellungen zu weit gegangen, und die Software habe nicht schnell genug reagiert, hieß es.
Einigung mit den Angehörigen
Die Hinterbliebenen der bei dem Unfall mit einem autonomen Auto in Arizona getöteten Frau haben mit dem US-Fahrdienst Uber einen Vergleich erzielt. Die Angelegenheit sei beigelegt, teilte ein Anwalt der Familie mit. Tochter und Ehemann der Verunglückten würden keine weiteren Erklärungen abgeben. Einzelheiten der Vereinbarung wurden nicht genannt.
Arizona spricht Fahrverbot aus

Die Fahrerin des Uber-Volvo hat nicht die Straße, sondern etwas in ihrer Hand im Blick.
Nur Uber von Fahrverbot betroffen
Die Maßnahme des republikanischen Gouverneurs bedeutet eine große Kehrtwende im Umgang mit autonomen Autos in Arizona. Denn erst vor kurzem hatte er Uber und weiteren Firmen seinen Staat als Testfläche für die Technologie angedient, und ihnen dabei kaum Vorschriften auferlegt. Noch Anfang März durften die Robotorautos probeweise ohne Insassen auf die Straßen geschickt werden. Während Uber nun keine Testfahrten mehr durchführen darf, unterliegen andere Unternehmen wie die Google-Tochter Waymo diesem Verbot nicht.
Grafik-Spezialist Nvidia stellt Testfahrten ein
Der tödliche Unfall schlägt weiter Wellen. Nachdem das Fahrverbot für Uber bekannt wurde, reagierte Grafik-Spezialist Nvidia und stellte die Fahrten mit der Testflotte selbstfahrender Autos ein. Und das auf öffentlichen Straßen weltweit, auch in Deutschland. Man wolle erst aus dem Uber-Unfall lernen, sagte ein Nvidia-Sprecher. Zugleich sei die Firma weiterhin überzeugt, dass Roboterwagen auf lange Sicht viel sicherer als menschliche Fahrer sein würden. Nvidia-Chips und -Software kommen in großem Stil bei Anwendungen mit künstlicher Intelligenz zum Einsatz. Auf dieser Basis entwickelt der Konzern auch Technologie zum autonomen Fahren und kooperiert dabei unter anderem mit Volkswagen. Die Aktie von Nvidia verlor nach der Ankündigung zeitweise rund drei Prozent.
Die Unfall-Ermittlungen dauern weiter an
Auslöser für die neu entfachte Diskussion um das autonome Fahren war ein tödlicher Unfall in Tempe, Arizona. Auf einem Polizeivideo von dem Unglück ist zu sehen, wie das Opfer, eine 49 Jahre alte Fußgängerin, aus einen Schatten heraus auf die Fahrbahn trat. Zudem zeigte der verstörende Film, wie die Fahrerin vor dem Aufprall nicht auf die Straße schaut, sondern womöglich auf ein Handy in ihrer Hand. Erst im allerletzten Moment blickte sie erschrocken auf und realisierte die Gefahr – allerdings zu spät. Nach Angaben der Polizei war das Fahrzeug autonom mit rund 64 Kilometern pro Stunde (40 Meilen pro Stunde) unterwegs, erlaubt waren gut 72 km/h (45 Meilen).
Unfall wohl unvermeidbar
Das Video hatte die Frage hervorgerufen, ob ein von einem Menschen gesteuerter Wagen den Unfall hätte vermeiden können. Die Polizeichefin von Tempe hatte Uber entlastet: Es sei klar, "dass dieser Zusammenstoß in jedem Modus, ob autonom oder manuell, schwer zu verhindern gewesen wäre". Es war der erste Unfall, bei dem ein Fußgänger von einem selbstfahrenden Auto getötet wurde. Die Ermittlungen dauern noch an.
Zahl verunglückter Fußgänger steigt an
Bereits im Mai 2016 war in Florida der Fahrer eines Tesla Model S mit Autopilot bei einem Unfall ums Leben gekommen. Entwickler von Roboterwagen argumentieren, dass 90 Prozent der Verkehrsunfälle auf Fehler von Menschen zurückgingen und die Technik autonomer Fahrzeuge sie verhindern werde. Nach Angaben der National Highway Traffic Safety Administration (NHTSA) starben im Jahr 2016 mehr als 37.000 Menschen auf US-Straßen, die Zahl der tödlich verunglückten Fußgänger stieg um neun Prozent.
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