Kissenbezug als Filteranlage

28. August 2003: Seit vergangener Woche (1. Folge) stehen meine Altpöl-Quellen fest: Burger King und Kiris Kate, der Gyros-Tempel um die Ecke. Altpöl? Noch mal für unbeleckte Leser: So heißt Kraftstoff aus Frittenfett im Szene-Jargon. Fünf 30-Liter-Fässer füllte ich beim Griechen ab, jetzt wird gefiltert.

Auch wenn Hightech-Altpöler auf ihre automatischen Eigenbauanlagen schwören: Mir reicht zunächst die Einsteigerversion – ein Baumwolltuch und zwei Eimer. Doch meiner Frau missfällt die Idee: Was ich mit dem Kissenbezug vorhätte, fragt sie. Nach langem Hin und Her sticht mein Argument, dass Jogginganzüge mit ähnlichem Dessin bereits in den 80er Jahren flächendeckend entsorgt wurden. Ich klemme das Schlaftextil über ein leeres Fass, beginne zu gießen.

Zwei Liter laufen durch, dann stockt der Fluss: Gewebe dicht. Und nun? Ein Spachtel hilft, erzählt mir ein erfahrener Altpöler. Nach zwei Stunden Kreisbewegungen über den Bezug sind endlich fünf Liter gefiltert. Zurückbleiben Speisereste und Fettanteile. Mir ist ja klar, dass die Gewinnung von Gratis-Sprit Opfer verlangt. Aber dieser Zeitaufwand ist mir doch zu groß.

Altpöler brauchen viiiiel Geduld

2. September 2003: Altpöl-Profis aus dem Internet-Forum www.fmso.de lachen mich aus: Kissenbezug? Voll daneben. Wer weiß schon, welche Partikelgröße durchgeht: zwei oder 20 Mikrometer (Zeichen µm, Tausendstelmillimeter? Immerhin hängt davon ab, wie schnell der Kraftstofffilter meines Golf zugesetzt ist.

Ihre Empfehlung: Filtervlies von "Monopöl-Stefan" (www.monopoel.de), das eigentlich für Raumluft-Klimaanlagen gemacht ist. 5-µm- Material zum Grob-, 1-µm- Gewebe zum Feinfiltern. Klingt gut – wird bestellt. 5. September 2003: Das Vlies ist da. Auch mein neuer Filter ist fertig: ein abgesägtes Ölfass, über dessen Rand ich den Stoff spanne, und eine Wäschewanne. So lässt sich das gefilterte Frittieröl besser auf Klarheit prüfen.

Wieder geht die Aktion nach hinten los: Gieß, fließ, tröpfel, spachtel. Mist. Abermals verstreichen Stunden. Positiver Nebeneffekt: Langsam verliere ich den Ekel vor dieser widerlichen Pampe. 8. September 2003: Frage ans Forum: Was mache ich verkehrt? Ich nähme mir nicht genug Zeit, zeigen 16 Antworten. "Drei Wochen die Brühe abstehen lassen, damit sich die Schwebepartikel absetzen", rät "Uli S.". "Altpöler brauchen eh Geduld, sonst würde es ja jeder Hirni machen", ergänzt "Ulf R.".

11. September 2003: Die Altpöler haben Recht: Nach nur drei Tagen Pause gewinne ich schon 20 Liter in zwei Stunden. Dennoch: Die Filtertechnik muss dringend verbessert werden. Mal sehen, was sich da anbietet. 15. September 2003: Zum Fahren mit Frittieröl reicht eigentlich ein Salatöl-Umbau, schrieb ich neulich. Bezüglich der Einspritztechnik stimmt das. Aber das Drumherum ist anspruchsvoller.

Zwei 1000-Liter-Tanklager

Nach meinen ersten Altpöl-Transporten im Kofferraum steht fest: Ich brauche einen Anhänger, natürlich auch eine Anhängekupplung. Für 150 Euro schieße ich die Einachspritsche im Internet. Aber ein Haken für späte Golf II mit GL-Stoßfängern ist nicht zu finden. Unter "kupplung.de" werde ich endlich fündig: Samt E-Satz und Versand ruft die Firma Rameder nur 136,50 Euro auf, nach drei Tagen ist das Paket da. Klasse Laden.

Der Einbau gelingt spielend, schon bin ich mit dem Gespann unterwegs. Erstes Ziel, bevor ich mehr Frittenöl hole: eine Firma für Wasseraufbereitung, die ausrangierte IBC-Container verkauft. Die 1000-Liter-Tanks auf Europaletten sind als Altpöl-Spritlager sehr beliebt. Für 80 Euro nehme ich zwei Stück: einen für ungefiltertes, einen für reines Öl.

Beim Aufstellen zeigt sich, dass Fahren mit Frittenfett zwei weitere Voraussetzungen bedingt: viel Platz und tolerante Nachbarn. Was sie zum Geruch der Auspuffgase sagen? Mal sehen. Ich fülle die ersten 25 Liter Frittensaft in den leeren Golf-Tank. Wie die Kiste damit läuft? Die "ganze Wahrheit" lesen Sie im nächsten Frittenfett-Tagebuch.

Hinweis für Leser, die die Versuche unseres Redakteurs W. Blaube nachahmen wollen: Der Betrieb von Diesel-Fahrzeugen mit alten Speiseölen und -fetten erfolgt auf eigene Gefahr und kann zu technischen Schäden führen!