BMW 223i xDrive Active Tourer vs. Mercedes B 250 4Matic
2er oder B-Klasse: Welcher ist 1A?

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Hat der neue BMW 2er Active Tourer gegen die drei Jahre alte Mercedes B-Klasse ein leichtes Spiel?
Bild: Olaf Itrich / AUTO BILD
Mit dem Dynamischen Image der Marke BMW kollidierte der 2er Gran Tourer gewaltig, wurde daher ersatzlos gestrichen. Kampflos übergeben möchten die Bayern das Segment der Kompaktvans allerdings auch nicht, für den kürzeren und in den Proportionen deutlich ansehnlicheren Active Tourer gibt es daher seit Anfang des Jahres eine Fortsetzung.
Die Neuauflage muss sich heute gegen die B-Klasse behaupten. In dem stetig schrumpfenden Segment gehört der Mercedes zu den erfolgreichsten Protagonisten, tritt hier als etablierter Platzhirsch an. An der Beliebtheit der SUV hat jedoch auch die B-Klasse zu knabbern. Die Zukunft nach dem Auslaufen der Baureihe Mitte der Dekade? Noch ungewiss.

Die B-Klasse mit Verstellfahrwerk federt geschmeidiger an als der straffe 2er mit M-Fahrwerk (nicht einstellbar). Beide rollen auf 18-Zoll-Rädern.
Bild: Olaf Itrich / AUTO BILD
Gute Gründe, diese beiden zu mögen, finden sich rasch. Zwar sitzt man ein paar Zentimeter flacher als in den technisch verwandten Modellen X1 und GLA, über den Einstieg wird sich aber niemand beschweren. Der klappt bei beiden vorn wie hinten ziemlich entspannt und ohne Kopfeinziehen. Allerdings glänzt der Benz im Fond mit etwas mehr Platz.
B-Klasse entscheidet das Karosserie-Kapitel für sich
Der Active Tourer kontert mit seiner sehr gemütlichen und flexiblen Rückbank. Für 300 Euro Aufpreis ist die nicht nur verschiebbar (60:40), alle drei Lehnenteile lassen sich zudem in der Neigung separat verstellen – toll auf langen Strecken. Doch die B-Klasse entscheidet das Karosserie-Kapitel mit kleinen Vorteilen bei Anhängelast, Kofferraumvolumen und Übersichtlichkeit für sich.

Die B-Klasse hat einen größeren Kofferraum, etwas mehr Zuladung sowie 300 kg höherer Anhängelast (1,8 Tonnen).
Bild: Olaf Itrich / AUTO BILD
Bei der Bedienung kommen wir um eine erneute Rüge für das entfallene i-Drive nicht herum. Das nun stets notwendige Touchen, die entfallene Klimaeinheit, das Head-up-Display mit Zusatzscheibe sind klare Minuspunkte im Vergleich zur B-Klasse, entsprechend deutlich fällt der Punkteunterschied aus. Da blitzt die jugendliche Frische des BMW zu wenig hervor.
Immerhin: Die Sprachbedienung wirkt etwas umfassender, so lassen sich vom Beifahrerplatz etwa auch die hinteren Fenster per Sprache schließen. Die B-Klasse beherrscht das (noch) nicht, ist sonst aber ebenso herausragend gut, weil stets verständig und auf Zack.
FAHRZEUGDATEN
BMW 223i xDrive Active Tourer
Mercedes B 250 4Matic
Motor, Bauart/Zylinder
Einbaulage
Ventile/Nockenwellen
Nockenwellenantrieb
Hubraum
Systemleistung kW (PS) bei U/min
Nm bei U/min
Höchstgeschwindigkeit
Getriebe
Antrieb
Bremsen vorn/hinten
Testwagenbereifung
Reifentyp
Radgröße
Abgas CO2
Verbrauch*
Tankinhalt
Kraftstoffsorte
Ottopartikelfilter
Vorbeifahrgeräusch
Anhängelast gebr./ungebr.
Stützlast
Kofferraumvolumen
Länge/Breite/Höhe
Radstand
Grundpreis
Testwagenpreis (wird gewertet)
Hier und da überrascht der Active Tourer mit ein paar cleveren Ideen, fragt an der mehrmals angefahrenen Tiefgarageneinfahrt, ob hier künftig automatisch das Fenster geöffnet werden soll. Soll es. Und daran hält sich das System in der Folge auch verlässlich.
B 250 und 223i stürmen deftig los
Beim automatischen Einparken erkennt der BMW Parklücken zudem präziser als der Mercedes, stellt den Wagen anschließend sehr akkurat mittig in die nicht ganz einfache Lücke (Pfeiler an der Seite), während die B-Klasse in einer weniger komplizierten Parkbucht nach dem automatisierten Einparken die Fahrertür des Nachbarautos blockiert. Entsprechend muss der Fahrer noch mal selbst ran.

Anderthalb Zentimeter höher sitzt man im BMW 223i (60 cm). Im Innenraum geht es während der Fahrt leiser zu.
Bild: Olaf Itrich / AUTO BILD
Das ist bei beiden generell mit einer ordentlichen Portion Spaß verbunden. Dank potenter Motorisierung (inklusive traktionsstarkem Allrad) stürmen B 250 und 223i deftig los, erreichen bei freier Bahn beachtliche Topspeeds. Beide wirken sehr souverän, aber nicht übermotorisiert.
Der gut gedämmte BMW-Antrieb glänzt mit dem sämigeren Lauf, klingt erst am Ende des Drehzahlbandes hart und kernig. Das verkneift sich die B-Klasse, doch der Zweiliter-Turbo im ohnehin lauteren Mercedes werkelt insgesamt etwas kehliger. Eher nebensächlich: Ab Tempo 160 pfeilt der stärkere und leichtere Mercedes deutlich nachdrücklicher in Richtung Topspeed.
MESSWERTE
BMW 223i xDrive Active Tourer
Mercedes B 250 4Matic
Beschleunigung 0–50 km/h
0–100 km/h
0–130 km/h
0–160 km/h
0–200 km/h
Zwischenspurt 60–100 km/h
80–120 km/h
Leergewicht/Zuladung
Gewichtsverteilung v./h.
Wendekreis links/rechts
Sitzhöhe
Bremsweg aus 100 km/h kalt
aus 100 km/h warm
Innengeräusch bei 50 km/h
bei 100 km/h
bei 130 km/h
Sparverbrauch
Testverbrauch
Durchschnitt der 155-km-Testrunde (Abweichung zur WLTP-Angabe)
Sportverbrauch
CO2 (Testverbrauch)
Reichweite (Testverbrauch)
Etwas gekonnter knausert dafür der BMW dank seines Mildhybridsystems. Herausragend sparsam macht ihn der 19 PS starke E-Motor im Getriebe aber auch nicht. Unter acht Liter Testverbrauch sind angesichts der Leistung in beiden Fällen noch okay.
Mehr Komfort in der B-Klasse
Nur okay finden wir außerdem die Doppelkupplung des BMW: Beim Anfahren und beim Wechseln der Richtung eher verschlafen, erlaubte sich die Siebengang-Schaltung zudem ein, zwei Schaltpatzer. Obendrein irritiert die ständig wechselnde Intensität der Rekuperation bei Gaswegnahme. Segeln mit abgeschaltetem Motor? Fehlanzeige.
Was bis zur noch anstehenden Modellpflege auch für den unhybridisierten Mercedes gilt. Doch dessen Doppelkupplung schaltet jetzt schon gekonnter, zu spüren etwa beim für die Getriebe komplizierten Anfahren an Steigungen. Mit mehr Komfort überzeugt auch das weiche Fahrwerk der B-Klasse.

Vans mit Wumms: Über 200 PS und Allradantrieb – diese Kompaktvans prahlen mit Leistung und Traktion, wirken so sehr souverän.
Bild: Olaf Itrich / AUTO BILD
Über deutlich unter Straßenniveau eingelassene Kanaldeckel gleitet sie deutlich entspannter als der straffe BMW mit seinem M-Fahrwerk. Doch die sehr tief liegende B-Klasse (siehe Fotos unten) patzt dafür mit Aufsetzern, die dadurch aufkommenden Sorgen, den Unterboden zu lädieren, schränken die Alltagstauglichkeit ein.
Ein spannendes, weil knappes Rennen, bis es um die Kohle geht. Im Grundpreis ist der BMW noch teurer, ausstattungsbereinigt wendet sich das Blatt allerdings deutlich. Mit sattem Vorsprung von immerhin 13 Punkten lässt der bayrische Van seinen Konkurrenten hinter sich. Nicht uneinholbar, werden sie in Stuttgart denken – und sich beim kommenden Facelift besonders viel Mühe geben.
1. BMW 223i: 539 Punkte
Den knappen Vorsprung in der Eigenschaftswertung baut der BMW durch geringere Kosten zu einem komfortablen Sieg aus.
2. Mercedes B 250: 527 Punkte
Älter, aber längst nicht abgehängt. Vor allem in puncto Bedienung liefert die B-Klasse überzeugender ab.
Fazit
Beide gefallen mit toller Verarbeitung, viel Platz und gutem Komfort. Einschränkend im Alltag wirken sich die niedrige Bodenfreiheit des Mercedes und die teils komplizierte Bedienung des BMW aus. Doch der Bayer überzeugt am Ende als das modernere, etwas effizientere und zudem günstigere Auto.
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