BMW 2er Gran Tourer/Citroën DS5/Renault Espace: Test
Zwischen Traum und Raum
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Sparsam, stark und sogar stylish – ein Van muss nicht öde sein. Das bewiesen BMW 2er Gran Tourer, Citroën DS5 und Renault Espace im Test.
Tja, interessant! Antwortet jemand so auf die Frage, wie es ihm schmeckt – diese Antwort wäre eine Beleidigung. Heißt nämlich nichts anderes, als dass der Fraß widerlich ist. Hier in unserer Geschichte könnte man "interessant" dagegen als eine passende Würdigung, ja sogar als ein dickes Lob auffassen. Denn: Normalerweise tuckern Vans auf der faden Straßenseite des Autolebens umher. Dem Einsatzzweck entsprechend nüchtern geformt, nach Vernunft und Geldbeutel motorisiert, funktional statt phänomenal.
Hochtechnisierte Fahrmaschine: Der BMW gibt im Test den Dynamiker, der voller Assistenzsysteme steckt.
Der neue Renault Espace, der ebenfalls taufrische BMW 2er Gran Tourer sowie Citroëns DS5 bringen dagegen Karneval auf die Straße. Lebendig (mit bis zu 180 Diesel-PS) und lässig – so haben diese drei unser Interesse längst geweckt. Genug, um die Traum-Raum-Kreuzer im harten Punktevergleich gegeneinander antreten zu lassen. Gucken wir genau hin, stellen wir jedoch fest: Ganz schön ungleich, die drei. Der dynamische BMW steckt bis unters Dach voll mit Assistenzsystemen, setzt auf eine wache Achtstufenautomatik sowie eine feine Lenkung und macht auf Fahrmaschine. Der Renault prahlt mit intelligenter Allradlenkung sowie einem neuen Bedienkonzept inklusive Riesen-Touchscreen, er spielt also den Technik-Bomber. Und Citroën kontert mit Lounge-Charakter, bringt besonders souveräne Leistungseckdaten ins Spiel, spiegelt den hohen Komfortanspruch der Marke wider.
Mit dem stärksten Motor gewinnt der DS5 keine Überlegenheit
Unter der Haube des DS5 stecken 180 PS. Beim Sprint und im Durchzug merkt man davon zu wenig.
Allerdings: Sein Plus an Leistung kann der DS5 in der Praxis nicht optimal umsetzen. Im Sprint hängt er den 2er nicht ab, die Durchzugswerte lassen eher auf 30 PS weniger schließen. Dafür arbeitet seine Federung schlechte Straßenbeläge ordentlich ab, zudem läuft der Citroën sehr sauber geradeaus. Schade: Die gestreckte Linie kostet Platz im Fond und ergibt eine extrem schlechte Übersicht. Wen das nicht stört, der bekommt außerdem das günstigste Auto in diesem Trio. Ein BMW ist teurer, klar. Allerdings auch schneller und fahraktiver. Kennen wir ja schon. Dazu kommt, dass der Gran Tourer eine Menge Platz hat. Allein die steiler stehenden Scheiben sowie der hohe Aufbau bieten sowohl gefühlt als auch in gemessenen Werten deutlichen Platzvorteil. Erstklassig: Die starken Bremsen sowie die hohe Fahrstabilität. Eine knochentrockene Abstimmung spart er sich dennoch – der 218d federt sogar ausgesprochen geschmeidig. Viel Lob – auch Tadel? Gemessen am Preis ist die Ausstattung dürftig. Nicht einmal eine Zweizonen- Klimaautomatik gibt es ab Werk.
Auf Bodenwellen verliert der Espace den Farbahnkontakt
Bodenwellen-kritisch: Das Espace-Fahrwerk ist zu weich, die Räder können den Straßenkontakt verlieren.
Im krassen Gegensatz dazu steht der Renault. Für die (zugegebenermaßen happigen) 46.200 Euro Testwagenpreis liefert Renault allen Luxus, den der gehobene Van-Fahrer braucht. Inklusive genialer Sitz-Klapp-Technik der Fondsessel. Die lassen sich auf Knopfdruck (oder über das Touchscreen-System) flach legen; so entsteht wie von Zauberhand eine ebene Ladefläche, und das Kofferraumvolumen wächst auf 2101 Liter. Die Federung – beziehungsweise das Stoßdämpfersystem – arbeitet je nach eingestelltem Modus zwischen weich und superweich, das passt auf ebenen Landstraßen oder Autobahnen hervorragend. Bodenwellen mag das Fahrwerk weniger, hier verhaspelt sich der Espace in seiner gummizarten Auslegung, büßt an der Hinterachse Straßenkontakt ein. Außerdem rollen die 19-Zoll-Räder spröde ab. Interessant? Nee, nervig.
Satte 62 Punkte trennen den BMW 218d vom zweiten Sieger, dem neuen Renault Espace. Aber nicht, weil der Franzose ein schlechtes Auto wäre. Seine Andersartigkeit kostet ihn allerdings einen Batzen Punkte (Platz, Übersicht, hohes Gewicht). Der BMW läuft dagegen rundum rund, gewinnt fast jedes einzelne Kapitel. Und der Citroën? Ordentlich, jedoch im direkten Vergleich allenfalls "interessant".