Wo der 1er BMW sonst nach der Modellpflege den schlauen Streber gibt, ist der M135i so etwas wie der Klassenkasper, der nie um einen frechen Spruch verlegen ist und am liebsten mit den großen Jungs zum Spielen geht. Nicht umsonst wanzt er sich mit künftig 326 PS noch näher an die echten M-Modelle heran, auch wenn dort die wirkliche Welt eigentlich erst bei den 431 PS des M3 beginnt.
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Video: BMW 120d xDrive Facelift (2015)

So fährt der neue 1er

Aber seit der M3 auch nur noch auf sechs Töpfen brennt und den gleichen Grundmotor nutzt, ist dieser Unterschied für den 1er nur noch halb so schmerzlich. Außerdem definiert sich der Kraftmeier aus München ohnehin weniger über den Blick in die Garagen von Garching, sondern schielt vor allem nach Stuttgart und Ingolstadt. Und was er dort zu sehen bekommt, das kann sein Selbstbewusstsein kaum schmälern.Ja, der A 45 AMG hat 360 und der neue Audi RS3 kommt sogar auf 367 PS. Doch wo im Muskel-Mercedes ein asthmatischer Vierzylinder röchelt und es dem Adrenalin-Audi auch nur für fünf Töpfe reicht, fährt der M135i wie eh und je mit einem Sechser und ist mächtig stolz darauf. Schließlich ist er damit der letzte seiner Art. Und wo die Konkurrenz auf allen Vieren gehen muss, damit die Kraft nicht wirkungslos am Asphalt verraucht, gibt es den kleinen Bodybuilder von BMW für echte Kerle auch mit Heckantrieb. Wer allerdings die maximale Performance möchte, der bekommt seinen kompakten Kraftmeier auch bei BMW als xDrive. Das steigert nicht nur die Linientreue beim idealen Weg durch die Kurven. Mit dem zusätzlichen Grip kommt auch die Kraft besser auf den Boden und der 1er beschleunigt noch ein bisschen schneller, sodass am Ende 4,7 Sekunden für den Sprint auf 100 km/h im Datenblatt stehen.
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Für ein M-Modell ist der M135i ein Schnäppchen

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Video: BMW M135i FL Sound (2015)

So klingt der M135i

Bild: AUTO BILD
Zwar kostet der M135i als Basis-Dreitürer noch 41.900 Euro und ist damit fast doppelt so teuer wie ein 116i. Aber für ein M-Modell wird er auf diese Weise vollends zum Schnäppchen. Zumal die Bayern am Spaß nicht gespart haben, im Gegenteil: Mit der Modellpflege übernehmen sie den kompletten Triebstrang aus dem M235i. Das bedeutet neben dem auf 326 PS und 450 Nm erstarken Reihensechser auch das knochentrockene Getriebe mit den verkürzten Schaltwegen aus dem M3, das einen Demut vor der Handarbeit lehrt, weil schalten halt doch mehr Spaß macht als schalten lassen.Während er im Leerlauf noch lustvoll brabbelt als wolle er es mit einem Achtzylinder aufnehmen, wechselt der Motor beim Kickdown schlagartig die Tonlage: Der Sound heißer und der Antritt unbarmherzig – so schreit der M135i förmlich danach, dass man ihm die Sporen gibt. So dreht man die Gänge weiter aus, wirft sich mit noch mehr Verve in die Kurven, bremst später und beschleunigt früher und übt so lange den perfekten Kavalierstart, bis man den Sprint von 0 auf 100 tatsächlich in 5,1 Sekunden schafft. Danach allerdings sollte man den Blick schnell wieder von den Instrumenten abwenden. Denn nicht nur die Verbrauchsanzeige bietet ein gewisses Frustpotenzial, weil die versprochenen acht Liter unter diesen Bedingungen für kaum mehr als die Hälfte von 100 Kilometern reichen. Auch die Tachonadel kann schmerzlich stechen: So vehement der M135i auch gegen das Limit anrennt – über mehr als 250 km/h will sie partout nicht klettern. Dieses Privileg bleibt den echten M-Modellen vorbehalten. Irgendwie muss man den Preisunterschied von mindestens 30.000 Euro zum M3 ja rechtfertigen, wenn der Spaß am Steuer schon fast der gleiche ist.

Fazit

von

Thomas Geiger
Noch ist der M135i der ungekrönte König unter der Kompakten. Doch lange wird dieses Spiel nicht mehr gut gehen. Weil auch der Klassenclown irgendwann mal sein Abschluss machen will, muss sich der Kraftmeier bald den Konventionen fügen. Nicht nur der Sechszylinder ist dann in Gefahr, mit der nächsten Generation wechselt er außerdem von Heck- auf Frontantrieb. Einer wie keiner? Das sind dann nur noch selige Erinnerungen. 
 

Von

Thomas Geiger