Doppelt aufgeladener Reihensechser gegen V8-Sauger, offener zweisitziger Sportwagen gegen viersitziges Cabrio, Hinterradantrieb gegen Allrad – auf den ersten Blick sind Chevrolet Corvette Stingray Cabrio 3LT und BMW M4 Competition xDrive Cabrio tatsächlich unvergleichlich.
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Verschiebt man etwas den Fokus, eröffnen sich Ähnlichkeiten zwischen den beiden: Mit 510 PS (375 kW) bei 1892 kg (M4) und 482 PS (354 kW) bei 1709 kg (Corvette) liegt das Leistungsgewicht auf vergleichbarem Niveau: 3,7 kg pro PS sind es beim BMW, in der Corvette muss jedes Pferdchen sogar 100 Gramm weniger ziehen. (Diese neuen Autos kommen 2023)
Die Unvergleichlichkeit lässt sich aus Sicht des Autors aber auch anders interpretieren, denn beide offenen Sportler sind ganz eigene Charaktere mit einer sehr langen Tradition, die sich zu Motor-Ikonen entwickelt haben. Wenn man zudem noch das Privileg hatte, fast alle alten und neuen Vertreter dieser beiden Dynastien – inklusive ihrer sportlichen Zuspitzungen – gefahren zu sein, stellt sich über viele Jahre eine gewisse Verbundenheit ein.
Trotz frischer fünf Grad Außentemperatur: Diese beiden offenen Spaßraketen bringen Sonne ins Fahrergemüt.
Bild: Tobias Kempe / AUTO BILD

Man verfolgt die stetige Weiterentwicklung mit noch größerem Interesse, wenn man die Ur-Modelle und deren Nachkommen im Rahmen der ein oder anderen "Gestern & Heute"-Story in AUTO BILD SPORTSCARS fahren konnte.

V8 seit 1953

Eine weitere Parallele kann man im mehr oder minder revolutionären Umgang mit der Kernsubstanz sehen. Die Corvette hält zwar seit 1953 am V8 mit zentraler Nockenwelle fest, hat sich aber im C8 vom austrainierten Front- zum entwicklungsfähigen Mittelmotor-Sportler gewandelt. Der BMW M3, dessen zweitüriger Nachfolger und Ableger seit 2014 M4 heißt, ist seit jeher ein motorisch flexibler Geselle.

Vom Vierzylinder der Urform über den Reihensechser bis zum V8-Sauger hat er in fast vier Dienstjahrzehnten verschiedene Bauformen durchdekliniert und tritt aktuell als moderner Biturbo-Reihensechser auf. Eine mindestens kleine Revolution ist der (optionale) Einsatz des Allradantriebs bei den Competition-Modellen seit 2021.
Paradox: Obwohl die Corvette auf ein festes, versenktes Hardtop setzt, entwickelt der BMW mit seinem Stoffdach weniger Windgeräusche bei schneller Fahrt.
Bild: Tobias Kempe / AUTO BILD

Zudem sind beide Cabrios, jene Gattung, bei der neben dem Fahrerlebnis die Verheißung heißer Sommertage mitschwingt, wo stechende Sonnenstrahlen, kühlender Fahrtwind und intensive Gerüche zu starken, langwährenden Erinnerungen verschmelzen können. Und die nicht unbedingt mit sportlich-schneller Gangart einhergehen müssen, weshalb ein hochmotorisiertes Cabrio auch fähig sein sollte, beim gemütlichen Cruisen eine gute, recht komfortable Figur zu machen.

Über 100.000 Euro Basispreis

Beide haben in ihrer Coupé-Ausführung bei SPORTSCARS zwar auch schon ihre sehr gut entwickelte Rennstreckentauglichkeit bewiesen, doch dürfte diese Verwendung der mit je über 100.000 Euro für die Basis eingepreisten Schnellbräuner in der realen Welt eher selten sein.
In der realen Welt herrschen fünf Grad Außentemperatur bei wolkenverhangenem Himmel, als die beiden rasenden Sonnenbänke für Messprozedere und Fotoproduktion am Flugplatz in Rothenburg antreten. Beide in längs- und querdynamischer Vollausstattung: Im BMW M4 Competition Cabrio sorgt das M Race Track Paket für 15.100 Euro extra mit Schmiederädern in 19 und 20 Zoll sowie tracktauglichen Reifen (hier: Pirelli Pilot Sport S), M Carbon Schalensitzen und Carbon-Keramik-Bremse für beste Performance, unterstützt vom ebenfalls im Paket enthaltenen M Driver’s Package, das neben einem Rennstreckentraining auch eine Vmax-Anhebung auf 280 km/h umfasst – beim Coupé sind es 290 km/h.
FAHRZEUGDATEN
BMW M4
CORVETTE C8
Abzweigung
Motorbauart 
Abzweigung
Abzweigung
Aufladung 
Abzweigung
Abzweigung
Einbaulage 
Abzweigung
Abzweigung
Ventile/Nockenwellen 
Abzweigung
Abzweigung
Hubraum 
Abzweigung
Abzweigung
kW (PS) b. 1/min 
Abzweigung
Abzweigung
Literleistung 
Abzweigung
Abzweigung
Nm b. 1/min 
Abzweigung
Abzweigung
Getriebe 
Abzweigung
Abzweigung
Antriebsart 
Abzweigung
Abzweigung
Bremsen vorn 
Abzweigung
Abzweigung
Bremsen hinten 
Abzweigung
Abzweigung
Bremsscheibenmaterial 
Abzweigung
Abzweigung
Radgröße vorn – hinten 
Abzweigung
Abzweigung
Reifengröße vorn – hinten 
Abzweigung
Abzweigung
Reifentyp 
Abzweigung
Abzweigung
Tank-/Kofferraumvolumen 
Abzweigung
Abzweigung
Normverbrauch • CO2
Abzweigung
Abzweigung
Testwagenpreis
Abzweigung
R6 
Biturbo 
vorn längs 
4 pro Zylinder/2 
2993 cm³ 
375 (510)/6250 
170 PS/l 
650/2750-5500 
Achtstufenautomatik 
Allrad 
400 mm innenbel./gelocht 
380 mm innenbel./gelocht 
Carbon-Keramik 
9,5 x 19" – 10,5 x 20" 
275/35 R 19 – 285/30 R 20 
Michelin Pilot Sport S 
59/385 l 
10,2 l/100 km • 231 g/km 
123.650 €
V8 
– 
Mitte hinten längs 
2 pro Zylinder/1 
6162 cm³ 
354 (482)/6450 
78 PS/l 
613/4500 
Achtgang-Doppelkupplung 
Hinterrad 
345 mm innenbel./gelocht 
350 mm innenbel./gelocht 
Stahl 
8,5 x 19" – 11,0 x 20" 
245/35 R 19 – 305/30 R 20 
Michelin Pilot Sport S 
70/357 l 
12,1 l/100 km • 277 g/km 
108.930 €

Zusammen mit dem M Carbon Exterieur Paket (4.150 Euro), das neben hübschen Anbauteilen auch seitliche Lufteinlässe und einen Heckdiffusor mit geänderten, optimierten Geometrien umfasst, beläuft sich der gewertete Gesamtpreis des Münchners auf 123.650 Euro.
Das Corvette Stingray Cabrio kommt als offizieller Import immer mit dem Z51-Performance-Paket zum Kunden, das im Basispreis von 107.980 Euro enthalten ist. Hier findet man Essenzielles wie das sportliche Performance-Fahrwerk, pappige Michelin-Pilot-Sport-4S-Reifen, ein elektronisch geregeltes Differenzial, Performance-Auspuff sowie Z51-Heckspoiler und Frontsplitter.

Duell V8 gegen R6-Biturbo

Die Schalensitze sind die mittlere von drei Optionen (GT1, GT2 und Competition Sport) und sollen einen perfekten Kompromiss zwischen Lang- und Rennstrecke bieten. Auch sie gehören zum Z51-Paket. Als relevante Extras addieren sich bei der Corvette das adaptive "Magnetic Selective Ride Control"-Fahrwerk und der Alu-Radsatz mit offenen Speichen im Carbon-Flash-Finish zu einem Gesamtpreis von 108.930 Euro.
Wülstig, stämmig, muskulös – auch die Heckpartie des M4 Competition setzt sich extrovertiert in Szene.
Bild: Tobias Kempe / AUTO BILD

Beim Duell V8 gegen R6-Biturbo mit annähernd gleicher Leistung zeigen sich nicht nur vorhersehbare Ergebnisse. Etwa, dass der doppelt aufgeladene M4-Motor schon bei niedrigen Drehzahlen nach einer kurzen Einsortierungsphase blitzartig einen immensen Druck aufbaut, der einem subjektiv wie eine schnellere Beschleunigung vorkommt. Oder dass der Corvette-V8, der mit typischem Schmelz-Sound und gleichmäßig steigender Kraftentfaltung mehr analog, "durchschaubarer" wirkt und viel spontaner auf Gasbefehle reagiert als der Biturbo.
Recht erwartbar nimmt der BMW der Corvette auf 100 km/h eine Zehntel, auf 200 km/h fast eine ganze (0,9) Sekunde ab und dominiert mit seiner Achtstufenautomatik auch die Elastizitätsmessungen. Doch im Detail punktet die Corvette mit kürzeren Schaltzeiten ihres Achtgang-Doppelkupplungsgetriebes und einer viel besser abgestimmten Launch-Control.

BMW schreit nach Abkühlung

Doch während der BMW nach einem Tempolauf trotz geringer Außentemperaturen erst mal nach Abkühlung schreit, zeigt sich die Schnellstarthilfe der Corvette als perfekt austariert und zudem noch ausdauernd. Dass der BMW mit M xDrive keine Traktionsprobleme kennt, war zu erwarten. Wie perfekt und ohne Traktionsverlust die Corvette mit Hinterradantrieb den Launch umsetzt, überrascht dann doch.
Die Frontpartie de C8 zitiert den Vorgänger C7 (Lichter, Haube) und zeigt mit mächtigen Einlassöffnungen den Lufthunger der Mittelmotor-Flunder.
Bild: Tobias Kempe / AUTO BILD

Bei den Bremsmessungen, die der M4 mit Carbon-Keramik-Bremsen absolviert, während die 184 kg leichtere Corvette traditionell mit Stahlscheiben antritt, landen beide mit Kaltbremswerten um die 34 und Warmwerten um 32,5 Meter zwar in sehr guten, aber nicht hervorragenden Bereichen. Verwunderlich ist das bei der Corvette, die seit jeher zu den besten Bremsern zählt, aber in der C8 durch ein nicht perfekt regelndes ABS geschätzt einen Meter verschenkt.
Am Ende liegen die Unvergleichlichen nach reinen Zahlen zwar recht nah beieinander, doch ihre Charaktere bleiben grundverschieden. Die Corvette C8 ist mit ihrer (jetzt) weniger belasteten Vorderachse ein sehr agiler, leichtfüßiger Vollblutsportler, der mit direkterer Lenkung und strafferer Fahrwerksauslegung die volle Aufmerksamkeit des Fahrers herauskitzelt und bei höherem (Autobahn-)Tempo mit weniger Ruhe im Fahrwerk aufwartet als das M4 Competition Cabrio.
Längsdynamisch hat der BMW die offene Corvette im Griff – je höher das Tempo, desto mehr distanziert sich der stärkere Biturbo.
Bild: Tobias Kempe / AUTO BILD

Der BMW zeigt sich mit einer breiteren Spreizung des adaptiven Fahrwerks auch als komfortablerer Gleiter, der auf Knopfdruck zum harten Tracktool wird. Erstaunlich auch, dass das stoffbemützte M4-Cabrio bei höheren Geschwindigkeiten weniger Windgeräusche zeigt als die Corvette mit Blech-Hardtop.
Bei beiden dauert es etwa 17 Sekunden, bis das Dach auf Knopfdruck elektrisch im Heck verschwindet. Bei passendem Wetter und schwerem Gasfuß (Vmax: BMW 280, Corvette 296 km/h) lassen sich dann ganz wilde Frisur-Kreationen ins Haupthaar zaubern. Ganz unabhängig vom Charakter beherrschen das beide ganz vortrefflich.

Fazit

Denkbar knapp endet der Vergleich der Unvergleichlichen: Zwei Punkte trennen das mit agilerem Handling punktende Corvette C8 Cabrio vom überlegenen Allrounder BMW M4. Letztendlich entscheidet es der Preis.