Könnten wir tief in die Brennräume der beiden Maschinen kriechen, wir wüssten nicht zu sagen, welche sportlicher ist. Die vom M5 oder die vom M550d. Der über einen Zündfunkenschlag in Brand gesteckte Wumms einer Benzingemisch-Wolke oder der von Kolben und Zylinderkopf brutal zusammengequetschte, selbsttätig entflammende Diesel-Luft-Dunst. Beides stemmt schließlich als hitzig aufbrausende Druckwelle besonders mächtig auf die Kolben. Beides bringt am Ende reichlich Schwung auf die Kurbelwelle. Ergo muss es für einen Sportmotor doch wurscht sein, ob Dieselprinzip oder Benziner-Brennverfahren Hauptsache, es knallt. Und zwar tüchtig. Stopp! So einfach ist das nicht. Die Frage, ob ein BMW M5 sportlicher ist als ein BMW M550d, entscheidet sich nicht allein in den Brennräumen. Da zählt mehr: Wie hängt der Motor am Gas, wie klingt das Aggregat, wie quirlig dreht das Ding? Und überhaupt: Getriebe, Fahrwerk, Bremsen – das ganze Paket macht den Charakter eines sportlichen Wagens aus.
BMW 550d
Nicht nur beim Verbrauch günstiger: Der M550d kostet rund 20.000 Euro weniger als der M5.
Da wir ja sowieso nicht in Brennräume kriechen können, kann nur die direkte Gegenüberstellung der beiden Kraftmeier klären, wo die Post schneller abgeht. Gleichzeitig klärt ein Vergleich, in welchem M-5er das bessere Auto steckt. Bei den Kosten müssen wir nicht lange prüfen: Der ab 80.800 Euro teure Diesel deklassiert den Benziner. Das liegt am Kaufpreis, klar. Über 20.000 Euro Abstand zum Benziner (102.800 Euro Grundpreis) sind auch in dieser Liga ein Pfund. Dazu kommt, dass der M550d nach unseren Messungen rund zweieinhalb Liter Sprit weniger trinkt als der M5 – vom ohnehin günstigeren Dieselkraftstoff. Gleichzeitig bietet der teure M5 nur geringfügig mehr Ausstattung. Aber eben komplett andere Technik. In ihm stecken 560 PS aus einem 4,4-Liter-V8 mit Biturbo. Gleich dreifach aufgeladen (Triturbo) bringt es dagegen der Dreiliter-Reihensechszylinder des M550d auf ebenfalls beeindruckende 381 PS. Darüber hinaus kommt im Diesel statt eines Siebengang-Doppelkupplungsgetriebes eine konventionelle Automatik (mit sogar acht Stufen) zum Einsatz. Und statt an die Hinterräder schickt der M550d seine Kraft an alle vier Räder – variabel und elektronisch verteilt.Viel mehr als über die Preisliste wirken sich diese Unterschiede in der Praxis aus. So kennt der M550d dank seiner zuverlässigen Kraftverteilung auf alle vier Räder weder Rauchentwicklung beim Ampelstart noch irgendeine Form von instabilem Fahrzustand. Drifts? Durchdrehende Räder beim Sprintstart? Lastwechselreaktionen in Kurven? Also all die aufregenden Dinge, die der M5 bei beherzter Fahrweise so hergibt? Nix. Der Diesel präsentiert sich bei jeder Gangart lammfromm, tadellos beherrschbar, stets narrensicher. Aber nicht langsam. Immerhin rupfen irre 740 Newtonmeter am Antrieb, stets findet sich zudem ein Gang mit zur optimalen Beschleunigung passender Drehzahl. Allerdings: Der Benziner tobt genauso entfesselt vorwärts. Beim Durchzug hängt der M5 den M550d sogar mühelos ab, im Sprint sowieso.
BMW M550d, BMW M5
Im Diesel (links) steckt ein Triturbo-Sechszylinder, im Benziner ein V8 mit Biturbo.
Überhaupt treibt es Kollege Otto im 5er wilder. Die Doppelkupplung sorgt für viel aufmerksameres Antreten aus dem Stand heraus, das Prinzip bietet gleichzeitig nochmals effizientere Gangwechsel. Und der um Welten spritzigere V8-Motor erheitert mit mehr Sound sowie mehr Leben bei hohen Drehzahlen. Die schnelleren Runden auf dem Testkurs und die herausragende Leistung in der Bremsenprüfung fallen da wie nebenbei ab. Der M550d rennt dem M5 aber nicht nur hinterher, weil ihm etliche PS und wertvolle Meter Bremsweg fehlen. Er geht auch Kurven gehemmter an. In schnell gefahrenen Radien verbeißen sich die etwas schmaleren Reifen weniger innig mit dem Asphalt, enge Biegungen verlässt der kopflastiger ausbalancierte M550d zuweilen über die Vorderräder nach außen schiebend.
Der Diesel fühlt sich letztlich – obwohl ihn "nur" rund 100 Kilogramm vom Benziner trennen und trotz einer Stabilisierungsfunktion, die das Karosseriewanken hemmt – eine ganze Klasse schwerer und damit leider auch träger an. Ergo: Der M5 für die Rennstrecke trägt einen Benziner unter der Haube, der für die Autobahn einen Diesel.
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Fazit

In diesem Vergleich haben wir im Grunde zwei Sieger ermittelt – in unterschiedlichen Disziplinen. Das sportlichere Auto ist der M5. Nicht nur weil er den heißeren Motor hat. Lebendiger Hinterradantrieb und die angriffslustigere Abstimmung lassen ihn vor dem Diesel über die Ziellinie stürmen. Der M550d ist dagegen dank sicheren Allradantriebs, feineren Federungskomforts und deutlich größerer Reichweite der ausgewogenere und sogar noch deutlich günstigere 5er.