Ganz schön bitter, die Pille, die BMW da schlucken musste: Sehr dynamisch zwar, aber zu hart, zu eng und innen teilweise nicht edel genug – so lautete unsere Kritik an der ersten Auflage des X3. Anfängerfehler, BMW kam 2004 schließlich neu in die Klasse der Kompakt-SUV. Audi hatte beim Q5 aus den Schwächen der Konkurrenz gelernt. Als er 2009 an den Start ging, passte alles: Der Neue war geräumig, komfortabel, hochwertig. Genau so will nun auch der X3 sein. Schafft er das?

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Bei den Abmessungen hat der BMW aufgeholt: Der neue X3 kommt etwa auf die Größe des alten X5. Im Cockpit hilft ihm das jedoch nicht viel. Der luftiger gebaute Q5 bietet hier etwas mehr Platz, fühlt sich weitläufiger an, man sitzt lässig-entspannt. Der X3-Arbeitsplatz dagegen ist enger auf den Fahrer zugeschnitten. Der sitzt tiefer als im Audi, fühlt sich dadurch direkter mit Auto und Straße verbunden. Greifbar sind die Riesen-Fortschritte in der Verarbeitung: Der X3 trägt jetzt feinen Zwirn, kein Holzfällerhemd mehr. Sein Cockpit sieht mehr nach 5er als nach 3er aus. Wobei der Q5 nicht abfällt. Er ist mit jener kühlen Akkuratesse gebaut, die Audi seit Jahren so perfekt beherrscht. Gleichstand herrscht beim Platz im Fond. Im X3 ist vor allem Raum für die Knie dazugekommen. Auch in der zweiten Reihe sitzt man tiefer als im Audi, durchaus bequem, aber recht flach über dem Boden.

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Zweifel am X3 als Chefdynamiker in seiner Klasse gab es nie. Bezahlt wurde die kurvenfeste Handlichkeit bislang jedoch mit übertriebener Härte. Vorbei. Der X3 fährt sich immer noch messerscharf und agil, hat jetzt aber auch das geschmeidige Federn gelernt. Dazu kommen erstklassige Bremsen. Insgesamt eine bemerkenswerte Vorstellung. Den fühlbaren Fahrwerk-Feinschliff verdankte unser Testwagen auch der dynamischen Dämpfer-Control (1100 Euro). Sie bietet die Wahl zwischen drei Programmen (Normal, Sport und Sport+), die ebenfalls das Ansprechverhalten von Motor und Lenkung beeinflussen. Der Zweiliter-Diesel im 20d tritt jetzt mit 184 PS an (vorher waren es 177) und kommt nach kurzem Luftholen mächtig in die Gänge. Ein etwas zu brummiger Typ, aber hellwach, drehfreudig und sparsam: sieben Liter im Test.
Der Audi gönnt sich 0,4 Liter mehr und gerät auch bei den gemessenen Fahrleistungen ins Hintertreffen. Fast überall nimmt ihm der BMW mindestens ein paar Zehntel ab. Sein Zweiliter-TDI mit 170 PS läuft sanft und leise, wirkt geschmeidiger als der BMW, aber nicht ganz so entschlossen. Auch der Q5 ist flott und wendig, fühlt sich aber tendenziell träger an als der X3 und federt störrischer. Über Querfugen stolpert er fast. Die Lenkung wirkt künstlicher, spricht unharmonischer an. Mit 40.350 Euro steht der Q5 2.0 TDI in der Liste, inklusive 18-Zoll-Rädern (750 Euro) und verschiebbarer Rückbank (200 Euro). BMW berechnet für den X3 20d mit 41.350 Euro etwas mehr, hier sind verstellbare Dämpfer (1100 Euro) und 18-Zöller (1150 Euro) an Bord. Am Ende jedoch liegt der X3 knapp vor dem Q5. Diese bittere Pille muss Audi nun Schlucken.
Dirk Branke

Fazit

BMW hat alles richtig gemacht. Der neue X3 ist geräumiger als bisher, wird bei Material, Qualität und vor allem beim Komfort endlich den hohen Ansprüchen gerecht. Wie er das macht, ist die eigentliche Überraschung. Er setzt mit seiner ausgeprägten Agilität und dem hohen Fahrkomfort klar den Maßstab dieser Klasse. Selbst ein Gegner ohne größere Schwächen wie der Audi Q5 hat dabei das Nachsehen.