Was haben sie damals über BMW gelacht. Als die Bayern 1999 mit dem X5 in neue Gefilde aufbrachen, als erste europäische Nobelmarke den Weg ins Gelände suchten. Längst ist der Konkurrenz das Lachen vergangen. Selbst die feinen Briten versuchen nun mit Jaguar ihr Glück im Hochparterre. Aber ist der riesige Vorsprung von BMW überhaupt noch einzuholen?

In Sachen Design macht der F-Pace alles richtig

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Video: Jaguar F-Pace vs BMW X4 (2016)

Edle Power-SUVs

Beginnen wir beim Design. Und ja, hier hat sich Jaguar sofort auf die Überholspur gesetzt. Auftritt, Stil, Eleganz – alles auf Anhieb erste Liga, gar nicht selbstverständlich in dieser Klasse. Der F-Pace wirkt sogar stattlicher als der X4, ist aber auch kein Wunder. Mit 4,73 Metern ist er sechs Zentimeter länger. Was sich auch in einem deutlich besseren Platzangebot niederschlägt. Während der BMW vor allem im Fond unter seinem extrem sportlichen Dachverlauf leidet, sitzt es sich im Jaguar in der zweiten Reihe selbst für große Passagiere richtig bequem. Aber: Die beiden Konkurrenten sollen ja die Sportwagen unter den SUVs sein – also ab auf den Fahrersitz. Und auch hier macht Jaguar viel richtig. Die Sportsitze des optionalen R-Sport-Pakets (Aufpreis: 6140 Euro) sind exzellent. Zusammen mit der niedrigen Sitzposition und dem flachen Armaturenbrett könnte man fast vergessen, in einem dieser hippen Hochsitze Platz genommen zu haben.
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Die Bedienung des F-Pace leistet sich einige Eigenarten

Jaguar F-Pace
Rätselhaft: Warum kann man Navigationsziele im Jaguar nicht mit der Sprachsteuerung eingeben?
Das entschädigt für einige Schrullen. So mag die Qualität nicht so recht zum hohen Preisniveau passen. Zwar ist alles sauber und routiniert zusammengesetzt, die verbauten Kunststoffe aber würden wir jedem Polo ankreiden. Hier hat BMW spürbar gelernt. Weiche Kunststoffe, satt rastende Schalter, flauschiges Leder – das passt in ein Auto, das schon in der Grundausstattung über 60.000 Euro kostet. Einen deutlichen Unterschied gibt es zudem bei der Bedienung – auch hier ist die lange Erfahrung von BMW auf dem Sektor Connected Car zu spüren. Die Menüs sind sauber strukturiert, das iDrive ermöglicht eine ablenkungsfreie Bedienung. Der Jaguar setzt auf einen nicht ganz so intuitiven Touchscreen, die Menüs sind arg verschachtelt – und die Sprachbedienung lässt sich völlig unverständlich nicht zur Eingabe von Navigationszielen verwenden. Kommen wir zum Fahren. Ob der Jaguar hier trotz des hohen Gewichts mithalten kann?
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Der gute Jaguar muss sich dem besseren BMW geschlagen geben

BMW X4 Jaguar F-Pace
Das Bessere ist der Feind des Guten: Der F-Pace hat das Pech, dass er ausgerechnet auf den BMW X4 trifft.
Um es kurz zu machen: ja! Schon erstaunlich, wie gut der F-Pace auf Anhieb geworden ist. Zwar neigt das Fahrwerk auf kurzen Unebenheiten zu markenuntypischem harten Anfedern – sonst aber lässt es sich prima mit dem Jaguar leben. Der Motor ist hellwach, dreht leichtfüßig in den roten Bereich und auch das Fahrwerk lässt schon in der ersten Kurve die gut zwei Tonnen Leergewicht vergessen. Blöd nur für die Briten, dass der BMW das alles noch ein wenig feiner kann. Der X4 federt besser und wirkt trotzdem noch agiler. Und der Reihensechszylinder in Kombination mit der famosen Achtstufenautomatik ist einfach eine Klasse für sich. Beim Preis bleibt sich Jaguar treu und ist teuer. Das gilt für Anschaffung und Versicherung gleichermaßen. Letztendlich kostet ihn das trotz der besseren Garantie knapp den Sieg. Gerade mal zwei Punkte fehlen. Auslachen wird ihn deswegen keiner. 

Fazit

von

Stefan Voswinkel
Ein gelungener Einstand für Jaguar. Der F-Pace gefällt mit seinem Charakter, fährt nahezu auf dem hohen Niveau des ausgereiften BMW. Mit einer besseren Qualität und weniger selbstbewussten Preisen wäre ein Sieg für den Jag drin gewesen.

Von

Stefan Voswinkel