Zwei Tonnen Fahrzeuggewicht und trotzdem nur sieben Liter Verbrauch – das geht wirklich. Zwei BMW X5 beweisen es in unserem Vergleichstest.
Einen Verbrauch von 5,6 Liter Diesel pro 100 Kilometer verspricht BMW für den X5 sDrive 25d. Einen Zwei-Tonnen-Elefanten-SUV, 218 PS stark, 220 km/h schnell. "Ihr Aufschneider! Das schafft nicht mal die halbe Portion Skoda Yeti mit dem verhungerten 140-PS-Diesel." So weit meine vorgefasste Meinung nach dem ersten Studium der technischen Daten der neuen X5 mit Vierzylinder-Diesel. 25d heißen sie, und es gibt sie – erstmals beim X5 – wahlweise mit Hinterradantrieb (sDrive) oder Allrad (xDrive).
Doch nach dem Test muss ich meine Worte schlucken. Okay, 5,6 Liter auf 100 km schafften beide tatsächlich nicht. Aber 6,9 verbraucht der sDrive, 7,5 der xDrive auf unserer Normrunde – inklusive Vollgasanteil! Die haben es bei BMW tatsächlich geschafft, ihrem großen, schweren Wagen das Trinken abzugewöhnen. Kompliment! Dabei sind diese X5-Varianten kein fauler Kompromiss. Sie fahren vorzüglich, da kommt nicht malansatzweise der Gedanke an Sparmodelle auf. Feine, auf Sechszylinder geeichte Ohren hören natürlich sofort, dass hier Vierzylinder unter der Haube arbeiten. Es ist ihr Klang. Nicht so seidig, erinnern sie weniger an eine Nähmaschine. Doch die dieseltypischen Nagelgeräusche sind vorzüglich weggedämmt. Nur entferntes, angenehm dumpfes Grummeln kitzelt die Trommelfelle.
Überhaupt sind die beiden 25er sanfte Riesen. Gemütlich schaukeln sie über gute wie schlechte Straßen, können bei Bedarf aber flott sprinten (siehe Messwerte). Auf Knopfdruck strafft sich das Fahrwerk, dann werden die X5 zwar nicht zu Sportwagen, sie schaukeln aber etwas weniger, sportliche Fahrer fühlen sich sicherer. Noch etwas ist bemerkenswert: Unterschiede sind zwischen sDrive und xDrive kaum spürbar. Auf der Straße – und dort werden die meisten SUVs ja gefahren – mangelt es dem X5 mit Hinterradantrieb niemals an Traktion. Er kann sogar einen kleinen Vorteil für sich verbuchen: Die Lenkung arbeitet hier noch etwas feinfühliger, exakter als im Allradmodell. Pferde- oder Bootsbesitzer werden übrigens in beiden Varianten mit 2700 Kilogramm Anhängelast bedient – ein wichtiges Argument für SUV-Besitzer.
Die Spartipps des X5 zeigen Wirkung
Erstaunlich: Wer den Spartipps im Display folgt, schafft im sDrive 5,9 l/100 km – der xDrive braucht mehr.
Aber mir wollen die 5,6 Liter nicht aus Kopf. Geht da vielleicht doch noch weniger als unsere eh schon recht kleinen Testverbräuche? BMW hat nämlich noch einen besonderen Trick eingebaut: einen blauen Sparfuß im Display. Der gehört zum Vorausschauassistenten, arbeitet mit dem Navi zusammen. Deshalb weiß er lange vor dem Fahrer, wann Hinternisse wie Ortseingänge, Straßenkreuzungen oder enge Kurven kommen. Das Signal ist klar. Erscheint der blaue Fuß – schon weit vor dem Hindernis –, heißt das: Gasfuß runter vom Pedal. Wer sich daran hält, rollt ohne Antrieb weiter, das Achtstufen-Automatikgetriebe im Freilauf. Der Assistent rechnet so genau, dass der X5 mit 55 km/h am Ortseingangsschild vorbeirollt. Beeindruckend – auch wenn man kurz vorher dauernd überholt wird. Gegenleistung: Unter genauer Berücksichtigung der Anzeige schafft der X5 sDrive 5,9 l/100 km. Echt minimalistisch, für ein sonst so verschwenderisches Auto.