260.000 Exemplare in sechs Jahren – so einen Erfolg für den X6 hätten sie sich bei BMW selbst in ihren kühnsten Träumen nicht erhofft. Doch mit dem vergleichsweise unpraktischen BMW X6 haben die Bayern offenbar den Nerv der Zeit getroffen. Obwohl technisch nichts anderes als ein X5, ist er nach wie vor weniger praktisch, aber dafür bei einem Grundpreis von 65.650 Euro knapp 6000 Euro teurer. Während der X6 außen so aufreizend seine Muskeln spielen lässt, ist die Kabine in sich gekehrt und auf den Fahrer fokussiert. Dickes dunkles Leder, Klavierlack, dazu die gegenüber dem X5 deutlich näher an die Straße gerückten Sitze mit den stärker ausgeformten Wangen – fertig ist das SUV, bei dem die Betonung eher auf Sport als auf Utility liegt.

Der X6 M50d behrrscht auch die sanfte Tour

BMW X6 M50d
Die Sitzposition im X6 ist deutlich niedriger als im X5. Dazu passen auch die Motoren die bei 258 PS starten.
Dazu passt auch die Motorenauswahl in der Startaufstellung: Als Basis-Triebwerk gibt es den 30d mit 258 PS und einem Normverbrauch von 6,0 Litern. Aber daneben stehen allein der 450 PS starke V8-Biturbo-Benziner und der Sportdiesel der M GmbH, der im M50d auf 381 PS kommt und bei der ersten Ausfahrt eine besonders gute Figur macht. Denn der von gleich drei Turbos beatmete Sechszylinder hat zwei derart unterschiedliche Gesichter, dass man mit der Programmierung im Geiste beinahe auch das Auto wechselt. Solange der Fahrerlebnisschalter brav in "Comfort" oder gar in "Eco Pro" bleibt, gibt sich der Drei-Liter-Motor handzahm und lammfromm und man gondelt damit so gelassen über die Autobahn, dass einen die Elektronik nach ein paar Minuten zur Pause auffordert, weil sie die gemächliche Gangart selbst nicht glauben kann.

381 PS und 740 Newtonmeter erinnern eher an M4 als X5

BMW X6 M50d
Der 381 PS starke M50d ist eine gute Mischung zwischen Vernunft und Vergnügen.
Aber sobald man in den Sport-Modus wechselt, zeigt der M-Diesel sein wahres Gesicht: Feuerrot flammen die Instrumente auf, die Hände schließen sich fester um den dicken Lenkradkranz und man merkt förmlich, wie das ganze Auto die Sinne schärft und die Muskeln anspannt: Das Fahrwerk wird straffer, die Lenkung direkter, die Gasannahme freudiger und der Sound kerniger. Und dann ist es, als falle mit der Macht von bis zu 740 Newtonmeter die ganze Last seiner zwei Tonnen von ihm ab, als ducke er sich noch weiter auf die Straße und als sei er für nichts anderes gemacht, als für enge kurvige Landstraßen: Eben noch ein SUV wie fast jedes andere, wird der X6 plötzlich zum Sportwagen, der einem M4 näher ist als einem X5. Zwar ist der M50d die vielleicht beste Mischung aus Vernunft und Vergnügen, und als teuerste Variante (ab 87.300 Euro) für die verwöhnte X6-Kundschaft ohnehin die erste Wahl, doch lange wird der Powerdiesel die Pole Position nicht halten. Denn schon in ein paar Wochen enthüllt BMW in Los Angeles das echte M-Modell – noch protziger, noch potenter und natürlich auch noch teurer.

Fazit

von

Thomas Geiger
Natürlich ist der X6 ein hoffnungslos unvernünftiges Auto. Aber das ist bei einem X5 nicht viel besser. Denn wem es nur um Platz geht, der kann ja einen 5er Touring kaufen. Aber wenn es um Spaß und Status geht, ist der X6 tatsächlich erste Wahl. Nicht nur unter den X-Modellen. Sondern wahrscheinlich im ganzen BMW-Portfolio.

Von

Thomas Geiger