Wenn Kraft keine Grenzen kennt

Gut Ding will Eile haben. Diesen Spruch sollten alle Kunden ihren Mercedes-Sportcoupés ans Heck kleben, sobald das starke Stück aus der Halle in Bottrop rollt und fortan den Namen Brabus C V8 tragen darf. Quasi als Entschuldigung dafür, dass man bei Tempo 250 noch die Unverschämtheit besitzt, die Lichthupe zu betätigen, nur um seinem Boliden weiterhin ungestümen Vorwärtsdrang zu ermöglichen. Denn erst bei 300 km/h ist Schluss mit lustig, stehen Fahrwiderstände und Motorleistung im Einklang mit der Natur. Was Brabus heißt, weiß mittlerweile jeder, der das Wort Tuning fehlerfrei aussprechen kann. Chef Bodo Buschmann ist Meister seines Fachs.

Seine vorwiegend schwarzen Limousinen, Coupés und Cabrios der Marke Mercedes genießen weltweit Spitzenruf. Sogar aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion rollt der Rubel, und seit zwei Jahren hat Brabus auch eine Dependance in Kalifornien. Die Aufträge wachsen jährlich zweistellig, das Wort Konjunkturschwäche ist im Hause Brabus unbekannt. Der Kunde weiß, was er bekommt. Und dies nicht zu knapp. Zur mentalen Einstimmung kurz ein paar Fakten: Der Hubraum der kompakten C-Klasse wuchs um mehr als das Dreifache, von zwei auf 6,1 Liter. Wo vorher vier Kolben in Reihe arbeiteten, werkeln jetzt acht, kompakt in V-Form verpackt.

Die Leistung stieg auf unglaubliche 426 PS, von einst 129. Entsprechend das Drehmoment: vorher 190 Newtonmeter, jetzt sind es 621. Klar, das jedes damit bestückte Auto Urgewalten freisetzt, die sogar potente Gegner vom Schlage Porsche, BMW Z8 oder Mercedes SL 55 AMG das Fürchten lehren. Der C V8 hat Kraft im Überfluss, immer und überall, egal in welchem Gang, egal bei welcher Drehzahl. Schon ein leichtes Kitzeln des Gaspedals - der V8 spielt mit dem kleinen Mercedes nach Belieben.

Spurtqualitäten wie ein Motorrad

Wenn es dann richtig zur Sache geht, glaubt der Fahrer (und noch mehr der Beifahrer), die Gesetze von Schwerkraft, Beschleunigung, Zentrifugalkraft und Verzögerung scheinen nicht mehr von dieser Welt zu sein. Null auf 100 ist nach 5,2 Sekunden vorbei (Serie: 11,6 s). Nach 16,1 Sekunden steht die Nadel schon bei 200 km/h, und es geht munter weiter. Keine Schwäche im Schub.

Besonders die kleinen Spurts für den Hunger zwischendurch erledigt der Brabus in Rekordzeit: Kickdown bei 80, und 2,5 Sekunden später sind 120 km/h erreicht. Da müssen sich selbst Motorräder mächtig anstrengen. Nächste Hürde: 250 km/h, sonst Maß der freiwilligen Selbstbeschränkung der Marke mit dem Stern. Von Brabus wird sie locker überrollt, auf dem Weg zum Endziel: 300 km/h. In einem Auto, das aussieht wie ein braves Mercedes Sportcoupé.

Jetzt ist es ein richtiges Sport-Coupé. Willkommen im Club. Zwar liegt der Brabus C V8 dabei nicht ganz so ruhig wie die dicke S-Klasse, dennoch sind nur wenig Korrekturen am Lenkrad nötig. Insgesamt ist das Fahrgefühl sicher und satt. Kurvengeschwindigkeiten liegen weit höher, als der Normalfahrer sich jemals zutrauen würde.

Dazu tragen auch die breiten Walzen vom Format 235 vorn und 265 hinten bei, jeweils 19 Zoll im Durchmesser. Das Fahrwerk wurde in Zusammenarbeit mit Sachs Race Engineering verfeinert. So geschmackvoll die Felgen in ihrem Sechs-Doppelspeichen-Design auch sind, so empfindlich reagieren sie schon bei kleinsten Kantsteinberührungen. Ersatz kostet 1230 Euro - pro Stück, wohlgemerkt.

V8-Blubbern wie im US-Straßenkreuzer

Einen Ohrenschmaus bietet zweifellos der mächtige V8. Gemächliches Dahingleiten (auch das ist in diesem Brabus möglich, man muss sich nur zwingen) untermalt er mit dem typischen dumpfen Blubbern alter amerikanischer Straßenkreuzer. Dem Tritt aufs Gaspedal folgt ein akustisches Inferno, das manche zwar mit "prollig" abtun würden, V8-Fans geraten jedoch total aus dem Häuschen. Scheiben runter bei Tunneldurchfahrt gehört bei diesem Brabus zur Pflichtübung.

Die Kür spielt sich im Innenraum ab. Hier kann sich der Kunde im reichhaltigen Angebot des Bottroper Autoveredlers austoben. Mastikleder, Alupedale, eine aufwendige Audioanlage - Brabus macht alles (Telefon 02041/ 77 70, www.brabus.com). Billig ist dies Vergnügen natürlich nicht. Ab 110.084 Euro darf man mit dem C V8 vom Hof fahren. Weitere 4489 Euro kosten die 19-Zöller. Lieferzeit: acht Wochen. Gut Ding will eben Weile haben.

Technische Daten

Was die Tabelle nicht verrät: die wahnwitzigen Beschleunigungswerte. 0 auf 50 km/h in 2,6 Sekunden, 0 auf 100 in 5,2 s, 0 auf 200 in 16,1 s, 60 auf 120 im höchsten Gang 2,6 s. Noch Fragen?