Bugatti Chiron (2022): Topspeed, Vmax, Video
Bugatti Chiron fährt mit 417 km/h über die Autobahn

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Auf einer schnurgeraden, dreispurigen Autobahn hat ein 1500 PS starker Bugatti Chiron unglaubliche 417 km/h erreicht. Die Geschichte hinter dem Highspeed-Run – und wie das Bundesverkehrsministerium darauf reagierte.
Bild: AUTO BILD Montage
Bugatti Chiron / Bugatti Automobiles S.A.S.
Screenshot / Youtube/Radim Passer
Radim Passer hatte ein Ziel: mit seinem 1500 PS starken Bugatti Chiron über 400 km/h schnell zu fahren – auf der Autobahn! Gesagt, getan (siehe unten)! Jetzt hat sich das Bundesverkehrsministerium zu der Highspeed-Fahrt geäußert. Auf Nachfrage der Nachrichtenagentur Associated Press (AP) bezieht sich das Verkehrsministerium auf Paragraph 1 der Straßenverkehrs-Ordnung (StVO). Dieser besagt: "Wer am Verkehr teilnimmt, hat sich so zu verhalten, dass kein anderer geschädigt, gefährdet oder mehr, als nach den Umständen unvermeidbar, behindert oder belästigt wird." Ergänzend: "Alle Verkehrsteilnehmer müssen sich an die Regeln der Straßenverkehrs-Ordnung halten." Und: "Wer ein Fahrzeug führt, darf nur so schnell fahren, dass das Fahrzeug ständig beherrscht wird."
Da auf dem Autobahn-Abschnitt der A2 kein Tempolimit gilt und Passer auch nicht die Kontrolle über seinen Bugatti verloren hat, hat er gegen keine Regeln verstoßen und dürfte somit auch keine Konsequenzen zu befürchten haben. Gleichzeitig dürfte die Topspeed-Fahrt die Diskussion um ein generelles Tempolimit aber erneut anheizen.
Die Geschichte hinter dem Highspeed-Run
Sonntagmorgen, 3:55 Uhr in der Nähe von Wittenberg. Radim Passer macht sich auf den Weg – er will mit seinem 1500 PS starken und knapp drei Millionen Euro teuren Bugatti Chiron die magische 400-km/h-Marke knacken. Und auch wenn es verrückt klingen mag: Sicherheit hat für ihn dabei oberste Priorität!
Ein zehn Kilometer langer Autobahnabschnitt der A2. Schnurgerade, dreispurig, kaum Verkehr – hier soll der Highspeed-Run stattfinden. Dieser Teil der Autobahn ist Speedjunkie Passer gut bekannt, denn es ist nicht sein erster Rekordversuch. Neben dem Chiron besitzt der Petrolhead auch den 1001 PS starken Vorgänger Bugatti Veyron. Die Höchstgeschwindigkeit des Veyron liegt bei 407 km/h. Und während es schätzungsweise 99 Prozent aller Bugatti-Besitzer reicht zu wissen, dass ihr Auto so schnell fahren könnte, wollte Passer die Grenzen des Machbaren auslosten – legal und so sicher wie möglich. Dieses Vorhaben sollte sich allerdings schwierig gestalten.
2015 schafft Passer mit seinem Veyron 402,5 km/h
Der erste Versuch an einem frühen Morgen im April 2011 scheiterte an zu niedrigen Temperaturen, wodurch die Reifendrucksensoren gestört wurden. Die Folge: Der Topspeed-Modus des Veyron wurde nicht freigegeben. Nur ein Jahr später kehrte Passer mit seinem Veyron zurück nach Wittenberg, aber dieses Mal stoppte ihn ein Getriebe-Problem. Aufgeben kam für den Tschechen jedoch nicht infrage! Drei Jahre später der dritte Versuch – Bingo! Im Mai 2015 konnte er endlich die 400-km/h-Marke durchbrechen. Das Messgerät zeigte unglaubliche 402,5 km/h an. Damaliger Weltrekord für einen auf öffentlichen Straßen erreichten Topspeed. Doch Passer wollte mehr!
Chiron gecheckt – Bugatti gibt sein Okay
Als 2018 sein Chiron ausgeliefert wurde, wusste Radim Passer sofort, dass er mit dem 1500 PS starken Hypersportwagen einen neuen Topspeed-Run probieren wollte. Bis zur finalen Umsetzung sollte es allerdings weitere drei Jahre dauern. Im Juli 2021 ist es dann schließlich so weit. Im Vorfeld der 400-km/h-Fahrt wird der Chiron zur kompletten Durchsicht in die Fabrik nach Molsheim geschickt und Bugatti gibt das Okay.
Neben einer minutiösen Vorbereitung erfordert das Vorhaben einen Start zu früher Stunde. Sonntagmorgen um 3:55 Uhr bricht Passer zusammen mit seinem Team und einigen Bekannten auf. Der eigentliche Highspeed-Run startet um 4:50 Uhr, nachdem der Highspeed-Key des Chiron im Stand umgedreht ist. In dem kürzlich hochgeladenen Video ist die Fahrt von Anfang bis Ende ungeschnitten zu sehen.
Von 200 auf 300 km/h in unter zehn Sekunden
Nach einem kurzen Linksknick gibt Passer bei Minute 1:13 Gas. Der Chiron marschiert in einer unglaublichen Geschwindigkeit nach vorne. Die Zahlen im eingeblendeten Tacho (plus GPS-Geschwindigkeit) kommen kaum hinterher. 200-300 km/h dauern im Video knapp zehn Sekunden. Interessant zu beobachten ist, dass bei GPS-Speed 301 km/h der Tacho 315 km/h anzeigt – eine geringe Tachoabweichung ist keine Besonderheit, doch im Laufe des Videos kehrt sich dieser Effekt plötzlich um. Erst einmal beschleunigt der 8,0-Liter-W16 mit vier Turboladern und 1500 PS den Chiron immer weiter. Bei über 340 km/h – also Regionen in denen sich selbst die stärksten Supersportwagen km/h um km/h an ihren Topspeed kämpfen – wandert der Tacho im Chiron noch in Fünf-km/h-Schritten weiter.
"Have a nice day"!
Bei Tempo 371 nivellieren sich GPS-Speed und Tacho-Geschwindigkeit. Nur wenige Sekunden später fällt die magische 400-km/h-Schallmauer, doch der Chiron beschleunigt einfach weiter. Bei Minute 2:34 erreicht der Bugatti unglaubliche 417 km/h laut GPS, während der Tacho mit 414 km/h minimal weniger anzeigt. In diesem Moment überholt der Chiron ein gelbes Porsche 911 (992) Turbo S Cabrio, das von einem Bekannten Passers gefahren wird. Wie es sich wohl anfühlen muss, wenn ein Bugatti mit 417 km/h an einem vorbeifliegt? Immerhin verkündet Passer eine nette Botschaft, denn auf der Unterseite des ausfahrbaren Heckflügel, der beim Chiron auch als Airbrake fungiert, steht: "Have a nice day"!
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