Carmaxx Bugster/VW Golf R: Test
Herbie auf Speed

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Die österreichische Firma Carmaxx hat einem Porsche Boxster S die Karosserie eines 1973er VW 1303 übergezogen. Wie schlägt sich der wilde Käfer im Vergleich mit dem VW Golf R?
Die Idee, einem VW Käfer mittels eines Porsche-Motors ordentlich Feuer unterm Hintern zu machen, ist so alt wie der Porsche 356. Dem Typ 1 zu mehr Leistung zu verhelfen, war dabei stets ein kleineres Problem, als ihm die dazu erforderlichen Fahreigenschaften beizubringen. Konsequent zu Ende gedacht, gibt es nur eine (sehr aufwendige) Lösung: ein Porsche mit Käfer-Karosserie. Unweigerlich poppt im Kopf nun der Name Artz auf. Günter Artz vom Autohaus Nordstadt in Hannover, berühmt geworden durch so großartige Fahrzeuge wie den Porsche 928 im Golf-I-Schafspelz oder die Corvette mit Kadett-GSi-Karosserie, kreierte vor vierzig Jahren den legendären Nordstadt-Käfer – mit Mittelmotor. Er wählte dafür die Bodengruppe des Porsche 914/6 und vermählte sie mit dem 210-PS-Boxer des 911 Carrera RS 2.7. Der Carrera-Käfer beschleunigte in gemessenen 7,3 Sekunden von 0 auf 100 und lief 213 km/h Spitze – damals eine echte Sensation.
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Breitbau: Der Boxster-Käfer bläst seine Backen 20 Zentimeter weiter auf als das Original.
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Würdiger Gegner? Der VW Golf R wird von einem Vierzylinder mit 270 PS befeuert.
Auch der Blick nach hinten ist eingeschränkt: Es gibt nur einen Außenspiegel, und der hat etwa die Größe eines Mundspiegels, wie ihn Zahnärzte benutzen. Der linke Arm liegt vollflächig an der Fahrertürverkleidung an – in puncto Ergonomie ist der Bugster also ganz Käfer. Doch schon beim Starten wandelt sich Dr. Jekyll zu Mr. Hyde – das Zündschloss links vom Lenkrad ist durchaus als Warnung zu verstehen. Bissig erwacht der Sechszylinder hinter dem Fahrer, dort, wo einst die Rückbank war. Durch die Kabine wabert der verheißungsvolle Duft von Öl und Benzin. Die ersten Kurven gehe ich sehr vorsichtig an, eben als würde ich einen Käfer fahren. Es dauert eine ganze Weile, bis der Verstand restlos davon überzeugt ist, dass man ja eigentlich in einem fahrdynamisch hochkarätigen Auto sitzt. Hat man dann endlich Vertrauen gefasst, fängt der ganz große Spaß an: Landstraßen flitzen im Affentempo unter dem Bugster hindurch, der 3,2-Liter freut sich hör- und spürbar, dass er samt Fahrer nur rund 1250 Kilo bewegen muss. Die perfekte Lenkung und Schaltung sowie die erhabenen Bremsen runden das Gourmet-Gasen ab.
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Längsdynamisch vorne: Im Sprint hängt der Boxster im Käfer-Gewand den Über-Golf ab.
Weitere Details des Vergleichs "Tuning gegen Serie" gibt es in der Bildergalerie. Den kompletten Artikel lesen Sie in AUTO BILD SPORTSCARS 3/2012 – erhältlich auch als Download im Heftarchiv.
Fazit
Operation geglückt: Der Bugster verbindet Beschleunigung, Handling, Bremsleistung und Sound eines Porsche mit kultiger Käfer-Optik. Eine 1303-Karosserie hat in der heutigen Zeit aber eben auch ihre Nachteile. Ganz ohne Fehler scheint der Golf R auf die Welt gekommen zu sein. Sehr effizient – und fast ein bisschen langweilig.
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