Dieses Chausson-Wohnmobil könnte Reisemobileinsteiger glücklich machen
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Nach 13 Jahren und 76.000 Kilometern werden für den Teilintegrierten Chausson Welcome 75 noch 34.490 Euro aufgerufen. Ist der Kauf des 6,89 Meter langen Wohnmobils überlegenswert?
Bild: Christoph Börries / AUTO BILD
Für weniger als 35.000 Euro ein halbwegs modernes und geräumiges Wohnmobil aus seriösem Vorbesitz zu finden ist in Boomzeiten eine knifflige Aufgabe. Insofern sind wir gespannt auf diesen Chausson Welcome 75. Der Teilintegrierte steht bei einem Fachhändler im niedersächsischen Wietzendorf zum Verkauf und soll nach 13 Jahren inklusive Gewährleistung noch 34.490 Euro kosten.
Der Welcome 75 wurde einst für preisbewusste Kunden konzipiert
Die große Anzahl an Sitzgelegenheiten gefällt, der angestaubte Look weniger.
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Das ist er: Ein Exot mit Zwilling. Der fast sieben Meter lange Chausson baut wie sein Schwestermodell Challenger Mageo auf der seit 2006 gebauten Ducato-III-Generation auf. Das Testfahrzeug wurde im Frühjahr 2008 erstzugelassen. Unter einem mit Styropor gedämmten Holzskelett bietet der Wohnaufbau des Franzosen reichlich Bewegungsfreiheit. Auch große Personen haben stets genügend Luft über dem Scheitel. Dachhaut und Boden sind aus GFK gefertigt. Der Grundriss ist solide: Es gibt eine L-Sitzbank und zwei gegenüberliegende Sitzgelegenheiten auf der Beifahrerseite in Längsrichtung. So sind gemütliche Runden mit Gästen am (mit wenigen Handgriffen ausschwenkbaren) Tisch kein Problem. Wer den Blick durch den Innenraum schweifen lässt, erkennt reichlich Routine in der Konstruktion von Reisemobilen. Das ist kein Zufall: Chausson gehört zur renommierten Trigano-Gruppe. Qualitätsfanatiker und Ausstattungsfetischisten kommen dennoch nicht auf ihre Kosten. Der Welcome 75 wurde einst für preisbewusste Kunden konzipiert, am momentanen Gebrauchtpreisniveau merkt man dies allerdings kaum: Fast 35.000 Euro sind eine Menge Holz für einen 13 Jahre alten Gebrauchten ohne außergewöhnliche Ausstattungsmerkmale. Und wie bei allen älteren Chausson fährt die Gefahr von Wassereinbrüchen mit: Die Dichtigkeitsgarantie bei diesem Exemplar ist seit sechs Jahren abgelaufen!
Highlight: Das Bett ist höhenverstellbar
Ein Polsterpuzzle wird zum zweiten Bett. Tipp: der Kauf eines Toppers.
Bild: Christoph Börries / AUTO BILD
Das hat er: Grundsätzlich alles, was eine zwei- bis vierköpfige Reisegruppe für Urlaubstrips unbedingt braucht. Im Heck gibt es eine Schlafkoje mit recht kommodem, quer eingebautem Doppelbett. Hier können es sich zwei Personen gemütlich machen und die Außenwelt durch zwei Fenster beobachten. Die Machart des Lattenrostes und der Matratzen ist passabel, als Highlight ist das Bett höhenverstellbar. Allerdings dient diese Funktion eigentlich zur bedarfsweisen Vergrößerung der Garage. Eine Schiebe- oder Falttür zum wirksamen Abschotten der Schlafzone fehlt, immerhin gibt es einen zum Dekor passenden Stoffvorhang. Für zwei weitere Schlafplätze muss jeden Tag umgeräumt werden. Und wenn das Polsterpuzzle gelöst ist, wird die umfunktionierte Sitzgruppe erst durch einen (nicht inkludierten) Topper zum passablen Schlafgemach für erholsame Urlaubsnächte.
Der Chausson darf nur knappe 485 Kilogramm zuladen
Besser ist es um das Bad bestellt: Der betont geschwungen gestaltete Raum verfügt neben einer Thetford Toilette und einem Rundwaschbecken nebst Ablagefläche über eine Duschnische mit stabiler Duschabtrennung und über einige Schränke zum Lagern von Badutensilien. Knapp geschnitten ist der Küchenblock. Der in die Küchenzeile integrierte 96-Liter Unterbaukühlschrank wirkt bei größeren Touren mit vier Personen tendenziell leicht unterdimensioniert. Die Bedienung der asymmetrisch geschnittenen Schubladen erfordert Eingewöhnung. Ärgerlich: An zahlreichen Schrankgriffen unseres Testfahrzeugs blätterte die Beschichtung ab und hinterließ teilweise sogar unangenehm scharfkantige Grate. Die geräumige Heckgarage sollte nicht allzu vollgepackt werden. Mit 3,5-Tonnen-Zulassung darf der Chausson äußerst knappe 485 Kilogramm zuladen – ein praxisferner Wert, der von manchem Kompaktklasse-Pkw übertroffen wird. Pluspunkte kann unser Testwagen wiederum mit seinen nachgerüsteten Extras sammeln: Sat-Anlage mit Flachbildfernseher, Webasto-Dieselstandheizung, Clarion-Infotainment und eine Rückfahrkamera sind mit an Bord.
Leistung, Drehmoment und Verbrauch sorgen für Entspannung
Mit 130 PS passt der Multijet-Diesel optimal zum großen Chausson.
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So fährt er: Die Ducato-Basis ist ein alter Bekannter mit hohem Verbreitungsgrad und guter Wirtschaftlichkeit. Airbags und ABS sorgen für ein Mindestmaß an Sicherheit. ESP gehörte 2007 noch nicht zur Serienausstattung. Unser Testfahrzeug hatte zum Testzeitpunkt erst 75.800 Kilometer gelaufen, was diverse Aufkleber im Motorraum glaubhaft belegen. Der Zahnriemen wurde vor rund 45.000 Kilometern gewechselt, ist allerdings schon wieder achteinhalb Jahre alt. Dieses Reisemobil wurde offenbar nur sporadisch genutzt. Dabei ist der 2,3-Liter-MultiJet-Turbodiesel trotz des hohen Grundgewichts ein angenehm kräftiger und zugleich genügsamer Zeitgenosse: Leistung, Drehmoment und Verbrauchsniveau sind optimal geeignet, um längere Distanzen entspannt bei einer Autobahnrichtgeschwindigkeit von 130 km/h abzuspulen. Weniger vertrauensbildend wirken sich jedoch deutliche Knarr- und Klappergeräusche aus, die der Aufbau auf mittelprächtigen Nebenstraßen und beim Überfahren von Bordsteinen von sich gibt. Derartige Anwandlungen können bei geräuschsensiblen Naturen die Urlaubslaune beeinträchtigen.
Bildergalerie
Wohnmobil-Test Chausson Welcome 75
Fazit: Als familientaugliche Option für Reisemobileinsteiger ist der Chausson Welcome 75 eine Überlegung wert. Neben dem nachfragebedingt hohen Preisniveau bremsen auch Qualitätsschwächen die Begeisterung.
Nach 13 Jahren und 75.800 Kilometern soll dieser Chausson Welcome 75 inklusive Gewährleistung noch 34.490 Euro kosten. An Bord hat das 6,89 Meter lange Wohnmobil vier Sitz- und Schlafplätze. Ist der Franzose eine Überlegung wert?
Der Chausson baut wie sein Schwestermodell Challenger Mageo auf der seit 2006 gebauten Ducato-III-Generation auf. Das Testfahrzeug wurde im Frühjahr 2008 erstzugelassen. Unter einem mit Styropor gedämmten Holzskelett bietet der Wohnaufbau des Franzosen reichlich Bewegungsfreiheit. Dachhaut und Boden sind aus GFK gefertigt.
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Der Grundriss ist solide: Es gibt eine L-Sitzbank und zwei gegenüberliegende Sitzgelegenheiten auf der Beifahrerseite in Längsrichtung. So sind gemütliche Runden mit Gästen am ausschwenkbaren Tisch kein Problem. Wer den Blick durch den Innenraum schweifen lässt, erkennt reichlich Routine in der Konstruktion von Reisemobilen.
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Qualitätsfanatiker und Ausstattungsfetischisten kommen dennoch nicht auf ihre Kosten. Der Welcome 75 wurde einst für preisbewusste Kunden konzipiert, am momentanen Gebrauchtpreisniveau merkt man dies allerdings kaum. Obwohl wie bei allen älteren Chausson die Gefahr von Wassereinbrüchen mitfährt.
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Im Heck gibt es eine Schlafkoje mit recht kommodem, quer eingebautem Doppelbett. Hier können es sich zwei Personen gemütlich machen und die Außenwelt durch zwei Fenster beobachten. Die Machart des Lattenrostes und der Matratzen ist passabel, als Highlight ist das Bett höhenverstellbar. Allerdings ...
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... dient diese Funktion eigentlich zur bedarfsweisen Vergrößerung der Garage. Sie sollte allerdings nicht allzu vollgepackt werden. Mit 3,5-Tonnen-Zulassung darf der Chausson äußerst knappe 485 Kilogramm zuladen – ein praxisferner Wert, der von manchem Kompaktklasse-Pkw übertroffen wird.
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Für zwei weitere Schlafplätze muss jeden Tag umgeräumt werden. Und wenn das Polsterpuzzle gelöst ist, wird die umfunktionierte Sitzgruppe erst durch einen (nicht inkludierten) Topper zum passablen Schlafgemach für erholsame Urlaubsnächte.
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Besser ist es um das Bad bestellt: Der betont geschwungen gestaltete Raum verfügt neben einer Thetford Toilette und einem Rundwaschbecken nebst Ablagefläche über eine Duschnische mit stabiler Duschabtrennung und über einige Schränke zum Lagern von Badutensilien.
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Knapp geschnitten ist der Küchenblock. Der in die Küchenzeile integrierte 96-Liter Unterbaukühlschrank wirkt bei größeren Touren mit vier Personen tendenziell leicht unterdimensioniert.
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Die Bedienung der asymmetrisch geschnittenen Schubladen erfordert Eingewöhnung. Ärgerlich: An zahlreichen Schrankgriffen unseres Testfahrzeugs blätterte die Beschichtung ab und hinterließ teilweise sogar unangenehm scharfkantige Grate.
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Die Ducato-Basis ist ein alter Bekannter mit hohem Verbreitungsgrad und guter Wirtschaftlichkeit. Airbags und ABS sorgen für ein Mindestmaß an Sicherheit. ESP gehörte 2007 noch nicht zur Serienausstattung. Nervig: Der Aufbau gibt auf mittelprächtigen Nebenstraßen deutliche Knarr- und Klappergeräusche von sich.
Bild: Christoph Börries / AUTO BILD
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Der 2,3-Liter-MultiJet-Turbodiesel ist trotz des hohen Grundgewichts ein angenehm kräftiger und zugleich genügsamer Zeitgenosse: Leistung, Drehmoment und Verbrauchsniveau sind optimal geeignet, um längere Distanzen entspannt bei einer Autobahnrichtgeschwindigkeit von 130 km/h abzuspulen.
Bild: Christoph Börries / AUTO BILD
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Fazit: Als familientaugliche Option für Reisemobileinsteiger ist der Chausson Welcome 75 eine Überlegung wert. Neben dem nachfragebedingt hohen Preisniveau bremsen auch Qualitätsschwächen die Begeisterung.