Es ist eine schwere Aufgabe, die da vor ihm liegt. Der neue Chevrolet Aveo muss die gravierenden Schwächen seines Vorgängers vergessen machen. Aber, er ist gut gerüstet. Das Steilheck mit fünf Türen fährt sehr manierlich, federt komfortabel und lenkt zielgenau ums Eck. Nichts ist mehr übrig von der teigigen Lenkung und der staksigen Federung des alten Aveo. Bei scharfer Kurvenhatz neigt der Ami ein wenig zum Schaukeln, verliert aber nicht die Bodenhaftung. Gute Nachricht: ESP ist serienmäßig! Flink und wendig ist der Neue geraten, das macht vor allem in der Stadt Laune.
Chevrolet Aveo 5HB 1.4 LT
Positiv fällt am Cockpit des Aveo auf, dass alles gut einsehbar ist und sich relativ intuitiv bedienen lässt. Negativ ist das billige Plastik.
Der Platz im Innenraum ist ordentlich, auch größere Passagiere können gut sitzen. Vorne zumindest. In der zweiten Reihe müssen sie den Kopf einziehen. Cockpit und Innenraum lassen keine Fragen offen. Alles ist gut einsehbar, lässt sich dazu unproblematisch und relativ intuitiv bedienen. Schön: Der Kofferaum hat einen zweiten Boden, der ein paar Zentimeter über dem eigentlichen arretiert werden kann. Er ergibt zusammen mit den umgeklappten Rücksitzen eine fast gerade Ladefläche. Bis zu 653 Liter Gepäck schluckt das Steilheck maximal. 290 Liter gehen bei aufgestellten Sitzen rein. Der 1,4-Liter-Benziner des Testwagens (100 PS) bewegt den Aveo zuverlässig von A nach B. Chevrolet gibt für ihn einen Verbrauch von knapp sechs Litern auf hundert Kilometer an.
Chevrolet Aveo 5HB 1.4 LT
Platz zum Sitzen bietet der kleine Chevy ausreichend, selbst in der zweiten Reihe. Die Polster könnten aber besser konturiert sein.
Klingt gar nicht schlecht, oder? Ist es auch nicht. Grundsätzlich. Leider vergeben die Amis aber im Detail viel von dem Potential, das der Aveo hat. Bestes Beispiel: das Armaturenbrett. Was cool und jugendlich rüberkommen soll, wirkt billig. Die Sitze sind okay, aber auch nicht mehr. Ein wenig mehr Konturierung würde ihnen nicht schaden. Das Fünfgang-Schaltgetriebe trägt einen großen Teil zum handlichen Eindruck des Testwagens bei. Aber die Feinabstimmung könnte besser sein. In den unteren drei Gängen braucht der Aveo zu viel Drehzahl. Das Ergebnis ist ein deutlich vernehmbares Dröhnen des Aggregats. In den oberen Gängen wird das besser. Wer sportlich fahren will, muss trotzdem viel schalten und die Maschine bei Laune halten. Und auch dann wird der Aveo nicht zum Sprintkönig.
Das Fahrverhalten ist absolut in Ordnung. Leider löst es aber den dynamischen Anspruch der Marketing-Abteilung von Chevrolet nicht ein. Wenn junge, männliche Kunden das Auto kaufen sollen, muss sich der Aveo spritziger anfühlen. Die Karosserie hält zwar die höchsten europäischen Crash-Standards. Türen, Heckdeckel etc. wirken aber alles andere als stabil. Und dann kommt der Preis dazu. 11.990 Euro Einstiegspreis ruft Chevrolet für den Aveo auf, für das Basismodell. Für den von uns gefahrenen 1.4 LT sind mindestens 15.690 Euro fällig. Das mag voll im Rahmen liegen, ist aber trotzdem viel Geld.
Lars Hänsch-Petersen
Licht und Schatten: Der neue Aveo ist ein wirklich brauchbares Auto mit vernünftigen Fahreigenschaften geworden. Er kann alles, was der Vorgänger nicht konnte. Im Kleinen und Feinen könnte er trotzdem besser sein. Vor allem, was den Zwiespalt zwischen Aussehen und Anfühlen angeht. Dieser Transformer hätte das Potential, extrem cool zu sein. Er ist aber nur lauwarm. Leider.