Ein Auto muss her, unbedingt. Und zwar ein großes amerikanisches, mit vielen Zylindern und viel Hubraum. Benzin ist in Mexiko spottbillig, die USA sind nicht weit weg, also muss es eine riesige Menge an Straßenkreuzern Marke Ford, Chevrolet und Dodge geben, denke ich. Gibt es auch. Nur Thunderbird, Impala und Coronet der schönen Baureihen sind auch in Mexiko Oldtimer und nicht wirklich günstig. Die Mexikaner fahren stattdessen lieber kleine Japaner und VW. Die sind nämlich sparsam und zuverlässig, sagt Pepe, mein mexanischer Mitbewohner. Oder sie fahren ihren Volkswagen, den "Vocho" (Eselchen), unseren Käfer. Amerikaner der späten Siebziger und frühen Achtziger gibt es auf Mexikos Straßen auch noch zuhauf, die sind aber oft in keinem guten Zustand und zum Kauf nicht zu empfehlen.

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Chevrolet Malibu Classic Coupé
Also wird aus meinem Wunsch nach einem Thunderbird nichts. Nacho, ein einheimischer Kumpel, hat sich gerade einen Golf I gekauft. Der läuft auf drei Zylindern, hat runderneuerte Stoßdämpfer und ein Loch im Boden hinter dem Fahrersitz. Der Golf braucht dringend neue Reifen. Er schafft bergab mit Rückenwind und einem inbrünstigen Gebet zur Jungfrau von Guadalupe so ungefähr hundert Sachen. Warum ich nicht auch so einen will, kann er nicht verstehen. Nach ein bisschen Suchen finde ich bei einem deutschstämmigen Kfz-Mechaniker meinen Traum in Weiß: ein Chevrolet Malibu Classic Coupé, Baujahr 1981, 4,1-Liter-Reihensechszylinder, Dreigang-Lenkradschaltung. Dass der selbsternannte Landsmann mir mit der Warnung, dass die Mexikaner mich nur übers Ohr hauen würden, ungefähr das Doppelte des tatsächlichen Werts für den Malibu abknöpft, muss ich unter Erfahrungen verbuchen. Aber: Ich bin motorisiert!
Chevrolet Malibu Classic Coupé
Gleich am nächsten Wochenende geht es mit Nacho, Nele und Achim nach Chapala, ungefähr eine dreiviertel Stunde außerhalb von Guadalajara. Die Leute in Mexiko geben Wegstrecken meist als Zeitspanne an. Je nach Wochentag und je nach Zeit dauert eine Strecke eh doppelt so lang wie sonst. Nacho und Nele warten an einer Tankstelle. Mein Kumpel Achim fotografiert während ich fahre. 200 Pesos, circa 15 Euro, und der Tank ist randvoll. Während der Fahrt muss ich mich an die hakelige Lenkradschaltung meines Malibu gewöhnen. Die Reifen ächzen und quietschen. Die haben ihre besten Tage eindeutig hinter sich. Die Sonne brennt vom Himmel und wir machen uns auf den Weg zum See, sonnen und relaxen.

Immense Belastungen fürs Auto

Reifen und Stoßdämpfer müssen in Mexiko eine Menge aushalten. Die Hitze ist im April und Mai unerträglich und der Asphalt bricht auf. Dazu ist der Straßenbelag nicht immer der beste. Auf unserem Weg fahren wir morgens durch eine wahrscheinlich illegale Siedlung, kleine Häuschen längs eines Weges, kein Asphalt, riesige Schlag- und bei Regen Wasserlöcher. Bei uns im Wohngebiet musste ich mich nur an die hohen Mauern um die Häuser herum gewöhnen. Ansonsten geht es sehr beschaulich zu. Die Reifen brauchen ständig neue Luft, der Motor verbraucht viel Öl, aber mein Wagen hält. Nur zweimal muss ich in die Werkstatt. Einmal platzt der Kühler, ein zweites Mal verabschiedet sich die Kupplung. Weil die Teile für Chevrolet alle in Mexiko hergestellt werden, ist aber immer schnell für Ersatz besorgt. Der Chevy ist durstig, 15 bis 18 Liter laufen da schon mal durch den Vergaser. Ich fühle mich auf dem vorderen Sofa meines Autos aber wie ein König.

Mit dem Malibu auf der rechten Spur in den Sonnenuntergang

Chevrolet Malibu Classic Coupé
Der schönste Trip mit dem Malibu war der nach Manzanillo. Spontan ruft mich auf einmal eine Freundin an. Ob ich Lust hätte, ans Meer zu fahren. Ihre Eltern mussten kurzfristig in die Hauptstadt. Jetzt sitze sie da mit einem Wochenende ohne Pläne und ohne Auto. Ich überlege nicht lange, packe ein paar Sachen ein und hole sie ab. Wir fahren in den Sonnenuntergang. Der Motor schmatzt und brabbelt. Lastzüge überholen uns und hupen wütend, mir ist das egal. Im Radio läuft Ziggy Marley, der Fahrtwind kühlt die Hitze des Tages runter. Kaum zwei Stunden brauchen wir bis Manzanillo, dann raus aus dem Auto und erstmal ab ins Wasser. Der Pazifik ist noch warm genug zum Baden. Im Meer versinkt die Sonne wie ein glühender Ball. Erst als ein paar Surfer am Strand ein Feuer machen, fällt mir auf, dass ich meinen Autoschlüssel einfach habe stecken lassen. Als ich aufgeregt zurück zum Auto laufe, lachen die Surfer nur und meinen, alles easy Bruder. Wir bleiben zwei Tage am Strand, schlafen in einem kleinen Hotel und essen auf der Straße. Leider musste ich den Malibu am Ende meines Aufenthalts wieder verkaufen. Hoffentlich ist er in gute Hände gekommen!

Infos für eine Reise nach Mexiko

Mexiko grenzt im Norden an die USA, im Süden an Belize und Guatemala. Das Land ist im Westen vom Pazifik und im Osten vom karibischen Meer und Golf von Mexiko eingerahmt. Die Amtssprache in Mexiko ist Spanisch. Das Land bietet seinen Besuchern eine schier unglaubliche Vielfalt an geographischen und klimatischen Bedingungen sowie an kulturellen Schätzen.
Chevrolet Malibu Classic Coupé
Anreise: Die Anreise funktioniert am schnellsten per Flugzeug nach Mexiko-Stadt oder nach Cancún im Süden des Landes, Hin- und Rückflug ab Frankfurt am Main ca. 800 Euro, Flugzeit etwa 8 Stunden, Zeitzone in Guadalajara MEZ -7h.
Währung: Mexikos Währung ist der mexikanische Peso, aktuell entsprechen etwa 16 Pesos einem Euro. Gängige Kreditkarten werden weitgehend akzeptiert.
Reisezeit: Als Reisezeit empfehlen sich zumindest für Zentralmexiko März und September. Während unseres Winters kann es nachts sehr kalt werden, während unseres Sommers ist Regenzeit.
Visum: Deutsche Staatsbürger brauchen als Touristen in Mexiko kein Visum. Der Reisepass genügt für einen Aufenthalt von 90 Tagen.
Verkehr: In Mexiko herrscht Rechtsverkehr, ein internationaler Führerschein ist Pflicht. Wer hinters Steuer möchte, braucht auf jeden Fall gute Nerven!
Kriminalität: Im Verlauf der vergangenen Jahre ist es in Mexiko zu einem Anstieg der Kriminalität gekommen, in die die Polizei mitunter verwickelt ist. Informieren Sie sich vor Reiseantritt auf jeden Fall über Verhaltensregeln, beispielsweise beim Auswärtigen Amt!
Tipp: Erkunden Sie das Land abseits der ausgetretenen Touristenpfade, wenn möglich in Begleitung Einheimischer!