Bequemer Pragmatiker
Die weit aufschwingende Heckklappe macht den Berlingo zum praktischen Alltagsbegleiter.
Der Berlingo von Citroën ist ein Multitalent. Seit die Franzosen ihn 1996 erstmals auf den Markt gebracht haben, sind rund 2,9 Millionen Stück verkauft worden. Die aktuelle Modellreihe ist seit 2008 auf dem Markt – Zeit also für ein zweites Facelift nach dem von 2012. Das ist optisch eher dezent ausgefallen und beschert dem Gegner von VW Caddy, Renault Kangoo und Co. vor allem überarbeitete Motoren, die nun durchgehend fit sind für die Euro-6-Norm.
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Außen gönnten die Designer dem Berlingo vor allem eine neue Frontpartie. Der Kühlergrill ist breiter und tiefer eingebaut, die Schürze hat nun optional LED-Tagfahrlicht. Die Heckscheibe lässt sich einzeln öffnen und gibt auch den Zugriff auf ein optionales Staufach im Dach frei. Geblieben sind die weit aufschwingende Heckklappe und die niedrige Ladekante, die bequemen Schiebetüren und die – trotz der Maße von 4.380 mm Länge, 1.810 mm Breite und 1.801 mm Höhe – insgesamt knubbelige Optik.

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Das Cockpit ist pragmatisch, rechts hinter dem Lenkrad sitzt der Bediensatellit fürs Radio.
Am Armaturenbrett hat sich nicht allzu viel geändert – sieht man mal von dem neuen 7-Zoll-Touchscreen in der Mitte ab. Darüber laufen Navigation und Multimedia, er dient als Bordcomputer und als Schnittstelle zum Smartphone – aktuell noch beschränkt auf Android-Handys. Die Bedienung ist einfach – wenn man sich erst einmal an ein paar gestalterische Eigenheiten gewöhnt hat. Dazu gehört zum Beispiel, dass die Lautstärke des Radios über zwei einsame, unscheinbare Druckknöpfe oberhalb des Displays geregelt wird. Von den Materialien her ist beim Berlingo genau das eine Tugend, was man in anderen Autos gerne bemängelt: Hartplastik. Die Oberflächen lassen sich so relativ einfach sauber halten. Ähnlich robust sind auch die Bezugsstoffe der bequemen Sitze. Die drei hinteren Sitze sind einzeln verstellbar und können auch komplett herausgenommen werden. Entsprechend lässt sich das Gepäckraumvolumen von normal schon üppigen 675 Litern auf 3000 Liter erweitern. Von der Fläche her passen dann zwei Euro-Paletten ins Heck des Berlingo.

Fahreindruck: Der Diesel bewegt den Berlingo souverän

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9109 Mal wurde der Berlingo im vergangenen Jahr zugelassen – ein echtes Erfolgsmodell.
Beim Fahren geht es im Berlingo überraschend ruhig zu. Mit viel Feinarbeit haben die Ingenieure deutlich den Pegel der Geräusche gesenkt, die noch von außen eindringen. Die Windgeräusche halten sich in moderaten Grenzen, ebenso die Abrollgeräusche. Und auch der Motor drängt sich dank Kapselung akustisch nicht in den Vordergrund. Der neu justierte, 120 PS starke BlueHDi mit Start&Stopp-Automatik und 6-Gang Handschaltung hat nicht zuletzt dank des maximalen Drehmoments von 300 Nm, die ab 1750 U/min anliegen, kein Problem mit dem leer 1,5 Tonnen schweren Berlingo. Die Gasannahme ist direkt und nach 11,4 Sekunden ist der Kombi aus dem Stand auf Tempo 100. Bei 174 km/h ist Schluss mit dem Vorwärtsdrang. Der offizielle Durchschnittsverbrauch: 4,4 Liter auf 100 Kilometern. Real lassen sich je nach Fahrweise problemlos ein bis drei Liter dazu addieren. Unebenheiten schluckt die Federung ziemlich problemlos weg, die Lenkung gibt ausreichend Rückmeldung und liefert auch genügend Widerstand.Bei den Kombis sind zwei Benziner mit 72 kW/98 PS und 88 kW/120 PS im Angebot. Dazu kommen zwei Diesel mit 73 kW/99 PS und mit 88 kW/120 PS. Die Benziner arbeiten ebenso wie die kleineren Diesel mit einer 5-Gang-Handschaltung zusammen, den kleinen Diesel gibt es auch mit einer 6-Gang-Wandlerautomatik. Alle Motoren erfüllen die Euro-6-Norm, nur beim Kastenwagen gibt es noch zwei Euro-5-Motoren.

Die Preise starten bei 17.600 Euro

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Insgesamt haben die Ablagefächer im Berlingo ein Fassungsvermögen von 170 Litern.
Die Preise nach dem Facelift beginnen bei 17.600 Euro für die Basisversion des Benziners mit 98 PS. Das sind 160 Euro mehr als bisher. Den gefahrenen Blue HDi 120 mit 120 PS gibt es ab 23.600 Euro aufwärts. Zum Vergleich: Für den Fiat Doblo werden mindestens 17.290 Euro fällig, für den Renault Kangoo mindestens 16.650 Euro und für den VW Caddy mindestens 17.719 Euro. Wer ein paar Euro mehr in den Berlingo investieren möchte, der findet in der Aufpreisliste mittlerweile eine ganze Reihe von Optionen, die seine Anfänge schnell vergessen lassen. Rückfahrkamera, Notbremsassistent, Tempomat, automatisches Fernlicht, Berganfahrhilfe, Freisprechfunktion fürs Telefon – die kargen Jahre sind auch beim Berlingo längst vorbei.
Autor: Jürgen Wolff