Citroën gegen Mini? Noch vor Jahresfrist wäre auf ein solches Duell niemand gekommen. Heute liegt es nahe. Nicht nur weil die Konzernmütter PSA und BMW ihre Kleinwagenmotoren gemeinsam entwickeln. Mini und DS3 haben auch die gleiche Zielgruppe: Beide umgarnen Käufer, die sich mit Auto-Konfektion von der Stange nicht zufriedengeben – und die sich Haute Couture auch etwas kosten lassen. Schwungvolles Design, viel Glanz und Gloria: Der DS3 empfängt seine Besatzung ähnlich stylish wie der Mini, gibt sich bei der Bedienung für einen Citroën jedoch ungewohnt konventionell. Kein Stirnrunzeln, kein verzweifelter Blick ins Bordhandbuch – nur das Radio könnte höher sitzen.

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Mini Clubman
Geschmacksache: Am Interieur des Mini – vor allem am Tacho – scheiden sich die Geister.
Mini-Neulinge haben ganz andere Probleme: Erst will der runde Designer-Stick in den Zündschloss-Schacht gefummelt werden. Die Logik hinter den chaotisch verstreuten Kippschaltern und Knöpfen bleibt ein ähnliches Mysterium wie das Regelwerk des Nationalsports Kricket. Und nach wie vor staunt man über den Tacho, der so groß ist wie eine Turmuhr, aber schlechter abzulesen als ein Reisewecker. Zwar passen manche Kunststoffe und der beim Klopftest hohl klingende Armaturenträger nicht ganz zum hohen Preis; sauberer Fugenverlauf und sorgfältig entgratete Kunststoffkanten künden jedoch vom Qualitätsanspruch der Mini-Mutter BMW, während beim DS3 hier und da noch Laisser-faire-Mentalität durchschimmert. Obwohl der kleine Brite mit Panoramascheibe und schlanken Dachstreben viel Licht hereinlässt, wirkt sein französischer Rivale luftiger. Kein Wunder: Der DS3 ist innen breiter und überragt in der Länge sogar die Mini-Stretchvariante Clubman, die hier zum Vergleich antritt.

Überblick: Alle News und Tests zum Citroën DS3

Citroën DS3
Hypothek aus dem Marketing: Citroën nennt den DS3 "Stadtsportwagen".
Trotzdem geizt der Gallier in der zweiten Reihe mit Knie- und Kopffreiheit. Im Mini fühlt man sich bequemer aufgehoben, auch wenn sich die Ellenbogen schneller ins Gehege kommen. Leichter entern lässt sich seine Rückbank außerdem, denn auf der rechten Seite öffnet sich die "Clubdoor" wie ein kleines Gartentor. Als selbst ernannter "Stadtsportwagen" muss sich der DS3 am fahrdynamischen Talent des Mini messen lassen. Ganz schön mutig, denn der Brite legt die Latte hier bekanntlich ziemlich hoch. Zwar reizen die braven 95 PS des Basisbenziners die Möglichkeiten des Mini-Fahrwerks nicht mal ansatzweise aus. Der Mix aus messerscharfer Lenkung, kurzen Federwegen und trittsicherer Abstimmung führt aber auch schon beim Einstiegsmodell One zum markentypischen Kart-Gefühl. Leider blieb der Komfort zum Teil auf der Strecke. Schlechte Fahrbahnbeläge reicht der Mini barsch nach innen durch. Mit zunehmendem Tempo bügelt das knochentrockene Fahrwerk Unebenheiten aber immer geschmeidiger glatt.
Der DS3 gibt sich weniger krawallig, geht zum französischen Softie-Klischee allerdings klar auf Distanz. Gekonnt trifft er den Ton zwischen Straffheit und Schluckfreude; lediglich kurz aufeinanderfolgende Bodenwellen bringen die Federn, die langhubiger als beim Mini ausgelegt sind, aus der Ruhe. Die leichtgängige Lenkung stochert bei Stadttempo etwas im Nebel, gewinnt bei flotter Gangart aber an Direktheit. Dadurch wirkt auch der DS3 erfrischend quirlig, sodass – wie im Mini – immer wieder der Wunsch nach mehr Temperament aufkommt. Besonders in den großen Gängen lässt der Vierzylinder, der insgesamt weniger kernig klingt als im Mini, seine Flügel hängen.

Bei den Anschaffungskosten hat der Citroën DS3 eindeutig die Nase vorn

Citroën DS3 Mini Clubman
Zwischen DS3 und Clubman liegen über 4000 Euro Preisunterschied.
Streifendekor, Chromspängchen, Zweifarblackierung: Die Grundpreise, die längst den Rahmen der Kleinwagenklasse sprengen, schießen angesichts der Riesenauswahl von Lifestyle-Gimmicks bei beiden schnell über die 20.000-Euro-Marke. DS3-Fahrer kommen immerhin ohne Zuzahlung in den Genuss von Bordcomputer und Lederlenkrad; der Mini hat dafür sechs statt fünf Gänge und eine Start-Stopp-Automatik, die jedoch am winterlichen Testtag den Verbrauch nicht drücken konnte – sie arbeitete nicht. Mit mehr als 4000 Euro Preisvorteil gelingt es dem Citroën am Ende, trotz ungünstigerer Restwertprognose seinen Vorsprung in der Testwertung zum klaren Gesamtsieg auszubauen. Ein Triumph, der manchen Markenfan vielleicht sogar über den historisch unsensiblen Umgang mit dem Typkürzel DS hinwegtröstet. Denn das war einst kein modisch aufgepeppter Kleinwagen, sondern eine "Göttin" auf Rädern.
Der DS3 ist eine echte Überraschung. Nicht nur weil er mit dem Mini einen starken Gegner in die Schranken weist. Sondern auch, weil er zeigt, dass die Franzosen mehr draufhaben als Design. Fahrwerk und Lenkung kannten wir in dieser Qualität von unseren linksrheinischen Nachbarn noch nicht. Halten die Gallier dieses Niveau, könnten arrivierte Auto-Größen bald auch in anderen Klassen unter Druck geraten.