Es gibt sie noch, die klassische Hecksitzgruppe! Das war die gute Nachricht. Die schlechte: Sie kostet ab die 199.990 Euro. Dann ist aber auch schon ein ganzer Concorde drumherum. Immerhin. Zugunsten der (ehrlicherweise praktischen) Halbdinette, die die Fahrerhaussitze mit einbezieht, ist der urgemütliche Lümmelbereich im Heck ein bisschen in Vergessenheit geraten. Eine der wenigen rühmlichen Ausnahmen hatten wir schon in Heft 8/2020 gezeigt (Forster T 649 HS, ab 49.490 Euro), jetzt geht's in die Superluxusklasse. Traditionell finden sich Hecksitzgruppen in Integrierten mit Hubbett überm Cockpit, aber auch Alkoven bieten sich für diese Lösung an – hier ist der Schlafbereich ja ebenfalls nach oben verlagert. Bei unserem Testwagen sogar ziemlich weit nach oben, denn mit einer Gesamthöhe von 3,68 Metern wird er nur noch von ausgewachsenen Linern überragt. Das liegt daran, dass er auf dem höhergelegten Allrad­-Chassis des Iveco Daily aufgebaut ist. Trotzdem versteht er sich nicht etwa als extrem geländegängiges Expeditionsfahrzeug, sondern eher als der SUV unter den Wohnmobilen. Das heißt, dass der Allradantrieb vor allem ein Traktions­- und damit Sicherheitsplus darstellen soll. Gegenüber dem Cruiser 791 RL mit Hinterradantrieb kostet dieses Plus immerhin 38.640 Euro mehr. Ein SUV-­typischer Aufschlag eben.

Robuster Bulle trifft feinen Gentleman

Concorde Cruiser 791 RL SUV 4x4
Die Sitzecke ist sehr bequem gepolstert – mit bestens ausgeformten Lehnen. Und ruck, zuck ist sie zum zweiten großen Bett umgebaut.
Bild: Lena Willgalis / AUTO BILD
Das ist er: Also eigentlich ist er zwei. Zum einen der robuste Bulle, der einem das Gefühl vermittelt, mit ihm überall durchzukommen. Zum anderen der feine Gentleman, der mit bester Verarbeitung und feinen Details zu verwöhnen weiß. Bei den Stauraumklappen fängt's an: Sie haben spezielle Alu­Scharniere zur 180-­Grad-­Öffnung und sind wegen der Höherlegung auf rückenschonendem Niveau. Über vier Stufen geht's in den Wohnbereich. Der Blick schweift direkt in die luftige Hecksitzgruppe, die zum Pausieren einlädt. Links am Eingang steht ein tolles Aufklapp-Schuhfach, gefolgt vom Garderobenschrank mit Gläservitrine, TV­-Platz und Weinflaschen­-Auszug. Zwei weitere Auszüge gibt's gegenüber: oben und unten in der so schicken wie pflegeleichten Küche, die sehr viel Stauraum bietet. Serienmäßig trägt sie eine Mineralstoff­-Arbeitsplatte, in die eine Edelstahlspüle eingelassen ist. Rechtsherum geht's weiter in den Ankleidebereich. Der entsteht, wenn die WC­-Tür nach hinten geschlossen und so auch der Duschbereich integriert wird. Hier ist es ebenfalls sehr geräumig, und die vielen Spiegel vergrößern die Raumwirkung zusätzlich. Porzellan-WC, Handtuchheizkörper und die Armaturen in Haushaltsqualität lassen keinen Zweifel daran, dass dieses Mobil auch als Erstwohnsitz taugen würde. Eine Schiebetür führt von hier ins Fahrerhaus – oder über ein ausziehbares Treppchen hoch ins Schlafzimmer. Das wartet mit zwei bequemen Längs-Einzelbetten, Ablagen und Lesespots auf.
Überblick: Alles zm Thema Wohnmobile

Mehr Autarkie kommt über die Extras

Concorde Cruiser 791 RL SUV 4x4
Serienmäßig ist permanenter Allradantrieb und ein zusätzliches, zentrales Differenzial an Bord.
Bild: Lena Willgalis / AUTO BILD
Das hat er: Im Gegensatz zu so manchem SUV unter den Pkw einen echten permanenten Allradantrieb serienmäßig. Der verteilt die Antriebskraft mithilfe eines zusätzlichen, zentralen Differenzials stets auf beide Achsen. Dazu gehören ein doppeltes Untersetzungsgetriebe und drei Differenzialsperren sowie der 180­-PS-Motor und das Siebentonnen-Chassis – zünftig! Zu den Extras zählen bei unserem Testwagen das mehr Autarkie versprechende "Elektro­-Leistungspaket II" mit drei Gel­-Batterien à 170 Ah, Sinus-Wechselrichter und 2200 W Dauerleistung (5255 Euro) sowie das gemütliche "Ambiente-­Paket Morettini Birne I" (6445 Euro). Bei diesem ist das Mobiliar in Birnbaumholz furniert, die Verkleidungen farblich in Mikrofaser abgestimmt, es gibt getönte Aufbaufenster und Ambiente­-Beleuchtung an den Dachschränken im Wohnbereich.

Beheizte Schwingsitze bügeln Fahrbahnunebenheiten weg

So fährt er: Wendiger, als die klobige Form vermuten ließe, dabei dank der hohen Sitzposition schön übersichtlich. Die Federung ist sehr komfortabel abgestimmt, und die beheizten Schwingsitze (2240 Euro) schlucken auch die feinsten Fahrbahnunebenheiten weg. Da kommt echtes Lkw-­Fahrgefühl auf – auch was die Geräuschkulisse betrifft. Die geradverzahnten Getrieberäder des Allrads heulen fröhlich vor sich hin, vermitteln dadurch aber das Gefühl, überall durchzukommen. Dem Vorwärtsdrang dürften tatsächlich nur Bodenfreiheit, Bereifung und Hecküberhang Grenzen setzen. Die serienmäßige Automatik harmoniert perfekt mit dem drehmomentstarken Diesel, ein Siebenzoll-Multimediasystem mit Touchscreen und Lkw-­Navi (3065 Euro) hilft in Verbindung mit der Rückfahrkamera (1070 Euro) nur gegen Aufpreis.

Bildergalerie

Wohnmobil-Test Concorde Cruiser 791 RL SUV 4x4
Wohnmobil-Test Concorde Cruiser 791 RL SUV 4x4
Wohnmobil-Test Concorde Cruiser 791 RL SUV 4x4
Kamera
Wohnmobil-Test Concorde Cruiser 791 RL SUV 4x4
Fazit von Alex Failing: Zugegeben: Ich persönlich bin kein SUV-Fan. Aber ich stehe auf Hecksitzgruppen. Und deshalb habe ich mich mit dem Concorde-SUV trotzdem wohlgefühlt. Die Qualität von Ausbau und Materialien ist ausgesprochen gut, er bietet sehr viel Platz und hat ein langzeitreisetaugliches Raumkonzept. Dazu passen die großen Tanks sowie die optionalen Energiesysteme. Leider kostet das alles aber einen Haufen Geld. Urteil: vier von fünf Punkten.