Daimler zeigt im Rahmen der CES in Las Vegas (8. bis 11. Januar 2019) einen Ausblick auf den Lkw der Zukunft. Dabei spielt die Automatisierung eine entscheidende Rolle: In zehn Jahren sollen Mercedes- und Freightliner-Lkw autonom nach dem Level 4 Standard auf den Straßen fahren. Das bedeutet, dass der Laster ohne Eingriff des Fahrers unterwegs ist und selbstständig auf äußere Einflüsse reagiert. Ein Lenkrad ist zwar noch vorhanden, es besitzt aber keine wesentliche Funktion im Normalbetrieb. Dabei lässt Daimler bewusst das nur teilautonome Level 3 aus. Laut Hersteller gehen die Anforderungen in der Transportbranche immer mehr in Richtung autonomes Fahren – eine Entwicklung von Systemen, die nur Level 3 beherrschen, würde im Verhältnis zum Nutzen zu hohe Kosten hervorrufen. Bereits jetzt setzt der Konzern mit Modellen wie dem Mercedes Actros und dem Freighliner Cascadia auf Fahrerassistenzen nach Level 2. Hierzu zählen ein aktiver Spurhalteassistent und ein Notbremsassistent.

Level 4 soll Platooning erlauben

Daimler Trucks lässt Level 3 aus
Daimler Trucks sieht große Chancen im "Platooning": Lkw-Konvois, die unter anderem den Verbrauch senken sollen.
Voll autonomen Lkw soll es auch möglich sein, in einem Fahrzeugverband zu fahren. Dabei bilden zwei oder mehrere Fahrzeuge einen eng an eng fahrenden Konvoi. Diese Formation nennt sich auch "Platooning". Für europäische Straßen schwer realisierbar, soll es vor allem auf den weiten Straßen Amerikas zu mehr Effizienz führen. Daimler testete dieses Verfahren vor einiger Zeit schon mit heutigen Lkw, stellte aber fest, dass es aktuell eher mehr Sprit verbraucht, als es einspart. Äußere Einflüsse brachten die Lastwagen dazu, den Verband zu verlassen. Dadurch musste der hintere Lkw wieder aufschließen. Diese Aktion verbrauchte mehr Kraftstoff, als der anschließende Windschatten einsparte. Autonom fagrende Trucks können sich besser abstimmen und erreichen so eine höhere Effizienz.

Pkw und Lkw mit anderen Anforderungen

Um seine Zukunftsvision zu verwirklichen, greift Daimler auf die Erfahrungen aus dem Pkw-Bereich zurück. Im Prinzip arbeiten die Systeme im Lkw identisch mit denen eines Pkw. Allerdings stelle der Schwerlastbetrieb laut Daimler höhere Anforderungen an die Technik. Allein das abzubremsende Gewicht eines vollbeladenen Lastzugs stellt dabei eine Herausforderung da. Werden Auflieger gezogen, müssen autonome Systeme auch die Bewegung des Anhängers berücksichtigen. Logistikunternehmen erwarten zudem eine möglichst hohe Zuverlässigkeit ohne viel Wartungsaufwand. Daher müssen die aus dem normalen Auto übernommenen Technologien neu abgestimmt und mit Hardware aufgestockt werden.

Auch E-Trucks spielen eine Rolle

Daimler Trucks lässt Level 3 aus
Der elektrische E-Cascadia wurde für kürzere und mittellange Strecken konzipiert.
Auch alternative Antriebe spielen beim Lkw der Zukunft eine Rolle. Am Beispiel des E-Cascadia zeigt Daimler, wie der voll elektrische Sattelschlepper aussehen kann. Der Lkw soll bis zu 250 Meilen (knapp 400 Kilometer) weit kommen. Unsere kurze Mitfahrt im eine Million teuren Prototyp war schon mal vielversprechend: Nur mit leichtem Surren vom Motor startete der zur Testfahrt mit 40 Tonnen vollbeladene Truck los. Allein die Batterien wiegen im Versuchsfahrzeug gute drei Tonnen. Auf dem kurzen Test-Stück schaffte der Cascadia knapp 70 km/h. Geht es nach Daimler, soll die Zugmaschine aber nie auf die Langstrecke gehen. Vielmehr sehen die Entwickler eine Anwendung auf kurzen und mittleren Strecken. So könnte ein elektrischer Sattelschlepper Güter vom Hafen zum Verteilerzentrum des Logistikers liefern.