Heftige Kritik von den Aktionären

Die Aktionäre von DaimlerChrysler haben Konzernchef Jürgen Schrempp auf der Hauptversammlung heftig angegriffen. Anlaß für die Schelte sind der schwache Aktienkurs und die Qualitätsprobleme bei Mercedes-Benz. Unter Schrempps Führung sei die Vision eines weltweit präsenten Autobauers zerstört und die Marke an die Wand gefahren worden, kritisierten Fonds und Kleinanleger. Seit der Fusion von Daimler-Benz mit dem US-Autobauer Chrysler vor sieben Jahren hat sich der Aktienkurs etwa halbiert.

Der seit 1995 an der Konzernspitze stehende Schrempp räumte eine unbefriedigende Entwicklung des Aktionkurses ein und versprach eine wieder höhere Profitabilität. Trotz der Kritik an Vorstand und Aufsichtsrat wurden die Führungsgremien mit einer deutlicheren Mehrheit als im Vorjahr entlastet. Sie erhielten jeweils fast 95 Prozent der Stimmen. Die Großaktionäre bei DaimlerChrysler – die Deutsche Bank, das Emirat Kuwait und das Emirat Dubai – halten zusammen 20 Prozent der Aktien.

Thomas Körfgen, Fondsmanager der SEB, warf Schrempp unter dem Beifall von 8000 Aktionären "fünf Jahre Mißwirtschaft" vor. Als Beispiel nannte er die Trennung von Mitsubishi. Dies habe die Vision eines in Europa, den USA und Asien agierenden Autoherstellers zunichte gemacht. Klaus Kaldemorgen, Fondsmanager der Deutsche-Bank-Tochter DWS, verlangte schnelle Fortschritte bei Aktienkurs und Gewinn: "Die Geduld der Aktionäre ist vorbei." Die Aktionärsvereinigung DSW nannte Schrempp den größten Kapitalvernichter im Dax.

2007 soll Smart schwarze Zahlen schreiben

Scharfe Kritik bekam das DaimlerChrysler-Management auch für die Verluste bei Smart und die Qualitätsmängel bei Mercedes-Benz. Die Kosten zu deren Beseitigung haben 2004 den Gewinn der Pkw-Sparte fast halbiert. Der Fondsmanager bei Union Investment, Thomas Meier, kritisierte, die Probleme seien zu spät erkannt worden. Die Fusion von Daimler-Benz und Chrysler habe noch keinen Mehrwert geschaffen.

Konzernchef Schrempp nahm die Kritik teilweise an: "Die Qualität von Mercedes-Benz war nicht in Ordnung, und Smart muß in Ordnung gebracht werden", sagte er. Im Jahr 2007 werde Smart erstmals Gewinne schreiben. Die Rendite der Mercedes-Benz-Pkw-Sparte werde bis 2007 wieder auf sieben Prozent verdoppelt. Im laufenden Jahr werde das Ergebnis jedoch erneut unter den Kosten zur Beseitigung der Qualitätsmängel leiden, prognostizierte Finanzchef Bodo Uebber.

Bitterer Abschied für "Mr. Mercedes"

Von Marco Dalan Jürgen Hubbert schien alles andere als glücklich zu sein. Als DaimlerChrysler-Ausichtsratschef Hilmar Kopper ihm für sein Lebenswerk dankte, stand "Mr. Mercedes" mit verkniffener Miene auf, verbeugte sich knapp und setzte sich wieder. Kein Lächeln. Der 65jährige Westfale, der die Marke zuletzt als Vorstandschef wie kein anderer prägte, hatte am Mittwoch (6. April) nach 40 Jahren seinen letzten Arbeitstag.

Konzernchef Jürgen Schrempp erwähnte Hubbert in seiner Rede dennoch mit keiner Silbe. Dabei war es Hubbert, der die Verkäufe der Marke Mercedes-Benz seit Mitte der 90er Jahre fast verdoppelte. Mit Modellen wie der M-Klasse, dem Maybach, dem SLK, der A-Klasse oder dem Smart fortwo sorgte er für Aufsehen und Rekordgewinne.

Jetzt werden Hubbert die Qualitätsprobleme der Marke angelastet. Es sei "offenbar lange geschlampt" worden, wird gestreut. Dieses Urteil wird dem Sammler von Steiff-Teddys nicht gerecht: Als sinkende Verkäufe Mercedes Anfang der 90er in die Kritik stürzten, war er es, der mit dem damaligen Vorstand Helmut Werner eine Produktoffensive einleitete. Damit schuf er die Basis für Schrempps teure Abenteuer bei Chrysler und Mitsubishi.