Bei kaum einer anderen Angabe tricksen Autobauer mehr als bei der Kofferraumgröße. Wie die Hersteller uns verladen, entlarvt der große AUTO BILD-Test mit dem TÜV Süd.
Was ist wahre Größe? Besonders beim Kofferraumvolumen überbieten sich die Autohersteller gern mit Rekordwerten. 300 Liter für einen Kleinwagen, 500 für ein Kompaktmodell, und fast 800 Liter sollen neben fünf Personen noch in einen SUV passen. Wahnsinn, viele Autos sind offenbar nicht nur Personenkraftwagen, sondern außerdem kleine Möbellaster. Zumindest auf dem Papier. Doch stimmen die Herstellerwerte? Um das herauszufinden, hat AUTO BILD zusammen mit dem TÜV Süd in München 20 wichtige Modelle aus mehreren Segmenten einem großen Kofferraumtest unterzogen. Ergebnis: Viele Marken tricksen mit falschen Inhaltsangaben und übertreiben zum Teil maßlos. Um das oftmals kaufentscheidende Ladevolumen zu beziffern, verwendet die Autoindustrie die Literangabe. Ermittelt wird diese mithilfe von Quadern, deren Abmessungen der Verband der Automobilindustrie (VDA) auf 200 x 100 x 50 Millimeter festgelegt hat. Wie mit denen ein Kofferraum zu beladen ist, wird in den DIN-Vorschriften 70020-1 und ISO 3832 detailliert beschrieben.
Unglaublich: Kein einziger Kandidat trifft die Herstellerangaben
Trotzdem haben die Hersteller offenbar ihre eigenen Gewohnheiten beim Auslitern der Kofferräume. Denn das TÜV-Resultat ist erstaunlich: Keiner – wirklich keiner – der 20 Testkandidaten trifft seine Prospektangabe. Dabei bietet kurioserweise der Ford C-Max sogar mehr Kofferraum, als vom Werk angegeben. Bei den 19 anderen Modellen liegt das tatsächliche Volumen zwischen minus fünf und minus 234 Liter. Versteckte Hohlräume haben wir wie die Industrie zum Laderaum addiert, obwohl sie im Alltag kaum nutzbar sind. Wer versteckt schon seine Milchtüten in der Reserveradmulde und die Cornflakes in Seitenfächern neben der Warnweste? Da das reine Litermaß aber ein theoretischer Wert ist, haben wir die besonders bei Familien beliebten Vans, Kombis und SUV außerdem einer Praxisprüfung unterzogen. Wie gut passen Koffer und Kinderwagen in die einzelnen Modelle? Auch bei diesem Familientest gab es überraschende Erkenntnisse. Zum Beispiel diese: Probieren geht über Studieren. Wer genau wissen will, wie sich sein Gepäck in einzelne Modelle einladen lässt, sollte das beim Händler mit seinem Ladegut prüfen. Nur das verrät die wahre Größe. Und wie stark die abweichen kann, zeigt diese Tabelle.
20 Autos, drei TÜV-Experten und 3000 VDA-Quader – der Kofferraum-Vergleich dauerte eine ganze Woche. Allein das Beladen des Audi Q7 brauchte rund sechs Stunden. Akribisch stapelten die Spezialisten die Styroporklötzchen in jedes Auto. Basierend auf DIN 70020-1 und ISO 3832, wurde nach TÜV-Spezifikation getestet. Dazu befanden sich die Sitze der Rücksitzbank – wo möglich – in hinterster Position, die Lehne war für eine entspannte Reiseposition justiert, und die Höhe des gemessenen Kofferraumvolumens war begrenzt durch Hutablage oder die Gepäckraumabdeckung. Die genauen Ergebnisse des großen Kofferraum-Vergleichs finden Sie in AUTO BILD 45/2007, ab sofort am Kiosk. Einen Vorgeschmack liefert unsere Bildergalerie!
Was ist wahre Größe? Besonders beim Kofferraumvolumen überbieten sich die Autohersteller gern mit Rekordwerten. 300 Liter für einen Kleinwagen, 500 für ein Kompaktmodell, und fast 800 Liter sollen neben fünf Personen noch in einen SUV passen.
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Doch stimmen die Herstellerwerte? Um das herauszufinden, hat AUTO BILD zusammen mit dem TÜV Süd 20 Modelle aus mehreren Segmenten einem großen Kofferraumtest unterzogen. Ergebnis: Viele Marken tricksen mit falschen Inhaltsangaben und übertreiben zum Teil maßlos.
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Um das oftmals kaufentscheidende Ladevolumen zu beziffern, verwendet die Autoindustrie die Literangabe. Ermittelt wird diese mithilfe von Quadern, deren Abmessungen der Verband der Automobilindustrie (VDA) auf 200 x 100 x 50 Millimeter festgelegt hat.
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20 Autos, drei TÜV-Experten und 3000 VDA-Quader – unser Kofferraum-Vergleich dauerte eine ganze Woche.
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Allein das Beladen des Audi Q7 brauchte rund sechs Stunden. Akribisch stapelten die Spezialisten die Styroporklötzchen in jedes Auto.
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Für den Test befanden sich die Sitze der Rücksitzbank – wo möglich – in hinterster Position, die Lehne war für eine entspannte Reiseposition justiert, und die Höhe des gemessenen Kofferraumvolumens war begrenzt durch Hutablage oder die Gepäckraumabdeckung.
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Wie mit denen ein Kofferraum zu beladen ist, wird in den DIN-Vorschriften 70020-1 und ISO 3832 detailliert beschrieben. Trotzdem haben die Hersteller offenbar ihre eigenen Gewohnheiten beim Auslitern der Kofferräume. Denn das TÜV-Resultat ...
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... ist erstaunlich. Keiner der 20 Testkandidaten trifft seine Prospektangabe. Test Van gegen SUV. Wenn das keine Überraschung ist: Audis Riesen-SUV ist nur außen groß.
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Der sehr viel kürzere und kompaktere VW Touran packt mehr ein.
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So sehen Testsieger aus: quadratisch, praktisch gut. Als Lademeister erfüllt der Touran vorzügliche Dienste.
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Mit 561 Liter gemessenem Volumen übertrifft er sogar den Q7. Allerdings liegt auch der Touran erheblich unter seiner Werksangabe von 695 Litern.
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Wird seine Rückbank vorgeschoben, schluckt er sogar 716 Liter – wieder mehr als der Q7 (650 Liter mit vorgerückten Sitzen). Ein echter Raumriese, der Touran.
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Ganz anders der Audi Q7: Bei der Innenraumausnutzung enttäuscht das XXL-SUV. Das Werk nennt ein Volumen von 775 Litern hinter den Rücksitzen. Klingt gewaltig.
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Tatsächlich sind es aber nur 541 Liter. Macht minus 234 Liter.
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Durch seine verschiebbare Rückbank eröffnet der Q7 mehrere Beladungsmöglichkeiten. Wenn das Heckrollo entfernt ist, nähert sich der Q7 seiner Prospektangabe und er erreicht immerhin 732 Liter. Bei dachhoher Beladung sind es bis zu 1070 Liter.
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Zweimal Variant: Das VW-interne Duell hat viel Brisanz. Greift doch der 5625 Euro günstigere Golf Kombi (als 105-PS-Diesel) ...
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... seinen größeren Variant-Bruder Passat ungeniert an.
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Aber was heißt hier größerer Bruder? VW gibt zwar ein Ladevolumen von 603 Litern für den Passat an und wahrt damit einen Sicherheitsabstand von fast 100 Litern zum Golf, ...
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... doch die TÜV-Messung enthüllt: Tatsächlich packen beide Variant nahezu gleich viel ein.
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Der Golf erreicht bis auf fünf Liter seine Werksangabe, der Passat liegt 95 Liter darunter. Der Kanibalisierungseffekt wird noch deutlicher bei Beladung ohne Gepäckraumrollo.
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Dann ist der Golf sogar um vier Liter besser. 83 Liter Volumen, die in der TÜV-Messung enthalten sind, entfallen beim Passat allein auf die Reserveradmulde.
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Limousine gegen Kombi: Dass der Lifestylelaster von BMW kein Raumwunder ist, war zu erwarten. Doch dass er nur 370 Liter einladen kann, statt der versprochenen 460, ist eine Riesen-Enttäuschung. Zumal davon auch noch 19 Liter auf die Staufächer im Heck fallen.
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Das kann eine klassische Limousine besser. Beispiel: Mercedes C-Klasse. Zwar versprechen auch die Stuttgarter zu viel, aber mit 464 Litern liegt der Mercedes deutlich über dem BMW. 79 davon entfallen allerdings auf die Reseveradmulde.
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Limo gegen Kombi II: Auch beim Vergleich Mondeo gegen A6 Avant hat das Stufenheck mehr Platz. Mit satten 523 Liter Stauvolumen gehört der große Ford zu den Platzkönigen im Vergleich. Er kann sich sogar ein Notrad erlauben. Denn zur Werksangabe fehlen 27 Liter.
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Der Audi Kombi lädt nur 470 Liter ein – 95 Liter weniger als versprochen. Erst wenn er ohne Jalousie (517 Liter) oder dachhoch (698 Liter) beladen wird, ist er konkurrenzfähig.
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Cabrio gegen Schrägheck: Die Preisliste des Tigra TwinTop prahlt mit 440 Liter Volumen bei geschlossenem Dach. Stark übertrieben: Tatsächlich passen nur 372 Liter rein.
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Opel hat sich nach eigener Aussage auf Computerdaten verlassen und das AUTO BILD-Ergebnis bestätigt. Bei echter Beladung von Hand schafften auch die Opel-Experten nur 381 Liter, ...
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... wobei davon sieben Liter auf die Reserveradmulde und 50 Liter auf die Ablage hinter den Sitzen entfallen.
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Immerhin schlägt der Tigra damit Markenbruder Corsa deutlich.
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Satte 134 Liter bleibt das Schrägheckmodell hinter dem Cabrio zurück ...
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... und verfehlt seine Werksangabe um 47 Liter. Wird die Hutablage entfernt und der Corsa bis zur Oberkante der Rücksitzlehne beladen, passen noch 18 Liter mehr rein und das Volumen steigt auf 256 Liter.
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Kleinwagen: Eigentlich gilt der Toyota Yaris als Raumwunder. Leider nur auf dem Papier. Statt seiner Werksangabe von 275 Liter passen hinter seine nach hinten geschobenen Rücksitze nur 178 Liter.
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Viel besser präsentiert sich der Fiat Grande Punto. Er verfehlt seine Werksangabe nur um neun Liter und schluckt 88 Liter mehr als sein japanischer Konkurrent. Ohne Hutablage gehen sogar 282 Liter in den Punto.
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Allerdings ist der Yaris sehr viel variabler und bietet mehr Beladungsmöglichkeiten. Wird seine Rückbank nach vorn geschoben, steigt das Ladevolumen auf 286 Liter.
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Wer nun auch noch die Hutablage entfernt, kann bis zu 314 Liter einladen. Allerdings schrumpft dadurch der Sitzkomfort auf der Rückbank erheblich, sodass sie nur noch für Kinder nutzbar ist.
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Im Grande Punto gibt es Tire Fit, der Yaris ist mit einem Notrad ausgerüstet.
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Trotzdem bieten Seitenfächer und doppelter Boden im Toyota noch ein Volumen von 32 Litern.
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Der Hyundai i30 schafft 308 Liter – 32 weniger als angegeben.
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Im Golf Plus bekommt man mit 306 Litern 87 Liter weniger untergebracht als vom Hersteller versprochen.
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Der Peugeot 207 schluckt 247 Liter und bleibt damit 23 Liter unter den Versprechungen.
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Auch Everybody's Darling Mini schummelt. Statt 160 packt er nur 150 Liter ein.
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Das VDA-Litermaß ist das eine, die tatsächliche Nutzbarkeit eines Kofferraums das andere. Die räumliche Ausformung eines Stauraums wird vor allem dann wichtig, wenn große und sperrige Gepäckstücke und keine normierten Mess-Quader eingeladen werden.
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Ford C-Max: Sieht zwar etwas wüst aus, aber alle Gepäckstücke passen ohne Probleme in den Kofferraum. Der Ford ist spielerisch zu beladen.
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Die Mercedes B-Klasse hat einen glattflächigen und deshalb gut nutzbaren Kofferraum. Bei der Kinderkarre muss allerdings das Vorderrad raus.
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Enttäuschend ist der Opel Antara: Das üppig dimensionierte SUV schafft nur drei Koffer, und die komplette Kinderkarre ist für ihn zu sperrig – auch hier muss das Vorderrad raus.
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Interessant: VW bietet mit Golf Plus, Golf Variant, Passat Variant und Touran gleich vier konkurrierende Konzepte an, welches ist das beste? Für einen Kompakten steckt der Golf Plus viel weg. Der doppelte Ladeboden schafft Variabilität.
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Der Golf Variant ist mit diesem Gepäcksortiment dem großen Bruder Passat unterlegen. Bei Getränkekisten sieht die Sache umgekehrt aus.
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Beim Passat muss das Vorderrad der Kinderkarre draußen bleiben. Dafür passen mit etwas Packgeschick alle vier Koffer rein.
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Der Kompakt-Van Touran ist ein Raumriese. Er schluckt das komplette Familiengepäck ohne Anstrengungen.
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Eines haben alle Testkandidaten gemeinsam: Bei der Angabe der Kofferraumgröße mogelten die Hersteller etliche Liter dazu. Der größte Abweichler ist ausgerechnet der Kleinste im Test – der Smart.
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Die Abweichung von Wunsch zu Wirklichkeit beträgt stolze 39 Prozent. 220 Liter gibt der Hersteller an, 134 Liter schluckt der Kleine tatsächlich.
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Platz zwei im Hochstapler-Ranking geht an den Toyota Yaris. 35 Prozent liegt die tatsächliche Ladekapazität (178 Liter) über der Herstellerangabe von 275 Litern.
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Auch Audi übertreibt maßlos: Der Kofferraum des Q7 ist um 30 Prozent kleiner als behauptet. 775 Liter werden angegeben, 541 Liter ergab die Messung.
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Als Kofferraum-König wurde der VW Touran gekrönt. Bei dachhoher Beladung schluckt er sensationelle 928 Liter (sonst 561 Liter).
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Platz zwei für den Q7. Trotz Hersteller-Mogelei ist das Ladevolumen immer noch riesig: 541 Liter.
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Der Ford Mondeo nimmt Rang drei ein. Das klassische Stufenheck-Konzept bietet sehr viel Platz im abgeschlossenen Gepäckabteil: 523 Liter.
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Fazit: Große Klappe und viel weniger dahinter. Zumindest weniger als versprochen. Das ist die Erkenntnis aus dem AUTO BILD-Kofferraumvergleich. Beim Auslitern auch kaum nutzbaren Platz in Reserveradmulden und kleinsten Hohlräumen zum Ladevolumen zu addieren, ...
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... ist noch verzeihlich. Tire Fit statt Reserve- oder Notrad, das macht fast jeder und bringt bis zu 83 Liter (!) Zusatzvolumen. Dass aber in Prospekten trotzdem Stauvolumina angegeben werden, die bis zu einem Drittel über dem TÜV-Messwert liegen, grenzt an Betrug. Speziell bei ...
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... familienfreundlichen Kombis, Vans und SUV spielt das Platzangebot im Gepäckraum eine kaufentscheidende Rolle. Wer hier übertreibt, führt seine Kunden hinters Licht. Mehr Ehrlichkeit und weniger Marketinggeschrei sind gefordert.