Deutlich mehr Platz als der Vorgänger

Wenn die neue Fünfer-Reihe ab Juli in den Verkaufsräumen steht, lässt sie den konservativ gestalteten Vorgänger regelrecht alt aussehen: Mit gänzlich neuer Formensprache und vielen technischen Highlights versuchen die Bayern, im Eilzugtempo an der Konkurrenz vorbeizuziehen.

Auch wenn der Design-Schock à la Siebener-Reihe ausbleibt, muss man sich an die progressive Linienführung erst gewöhnen. Vorn trägt der E-Klasse-Konkurrent klassische BMW-Elemente: Doppelscheinwerfer unter einer Glasabdeckung und die typische Niere. Durch seine ausgeprägte Keilform wirkt er dynamisch, das hohe Heck mit markanter Kante macht ihn wuchtig.

Damit der Fünfer in Sachen Platzangebot endlich mit der Konkurrenz mithalten kann, verspricht BMW jetzt bei gewachsenen Außenmaßen einen deutlich größeren Innenraum. Besonders die Fondpassagiere sollen von der besseren Raumausnutzung profitieren und ein merkliches Plus an Beinfreiheit genießen. Das Kofferraumvolumen ist gestiegen und dürfte mit zirka 500 Litern wesentlich familienfreundlicher ausfallen als bisher.

Abgespeckte Version des BMW-iDrive

Nicht nur vom Platz her nähert man sich dem Siebener an, auch im Innenraum erinnern zahlreiche Elemente an den großen Bruder. Wie das Oberklasse-Modell verfügt die Fünfer-Reihe über ein neu sortiertes Cockpit-Layout mit integriertem Bildschirm, dessen Bedienung von einem zentralen iDrive-Knopf gesteuert wird. Dabei sind aber weniger Funktionen in dem System vereint als im Siebener.

BMW hat durch die Kritik der Kunden dazugelernt. So werden häufig benutzte Funktionen wie etwa die Heizung wieder am Armaturenbrett selbst eingestellt; nur sekundäre Dinge wie Navigationssystem, Bordcomputer oder diverse Grundeinstellungen lassen sich mit Hilfe einer vereinfachten Menüführung anwählen.

Der Fahrer bestimmt, welche Informationen er in seinem direkten Blickfeld hat. Ein Head-Up- Display projiziert Daten wie Geschwindigkeit oder Navigationshinweise auf die Windschutzscheibe – der Blick kann auf der Straße bleiben. Elektronik unterstützt auch das optional erhältliche adaptive Kurvenlicht, das bereits im Dreier-Cabrio und -Coupé eingeführt wurde. Je nach Lenkradstellung, Gierrate und Geschwindigkeit passt sich der Leuchtwinkel der Bi-Xenon-Scheinwerfer permanent der jeweiligen Fahrsituation an.

Adaptives Bremslicht und Aktivlenkung

Für mehr Sicherheit sollen zwei weitere Features sorgen: Zum einen machen spezielle Reifen mit Notlaufeigenschaften lästige Radwechsel überflüssig. Zum anderen soll das bei uns neuartige adaptive Bremslicht (Brake Force Display) Auffahrunfälle vermeiden. Beim scharfen Abbremsen wird die leuchtende Fläche des Bremslichts vergrößert und signalisiert dem Hinterherfahrenden eine Gefahrensituation.

Davon bekommt der Fahrer sicher weniger mit als von der als Extra lieferbaren "Aktivlenkung". Sie soll für ein bisher nicht gekanntes Lenkgefühl sorgen und den Fünfer zu einem der agilsten Vertreter seiner Klasse machen. Der Trick dabei: Die Lenkübersetzung ist variabel ausgelegt und wird je nach Situation elektronisch verändert. So spricht die Lenkung bei niedrigen und mittleren Geschwindigkeiten wesentlich direkter an. Damit verringert sich der Lenkaufwand beim Parken oder bei Kurvenfahrten. Das macht den Fünfer trotz seiner Maße zur extrem handlichen Limousine.

Bei höheren Geschwindigkeiten reagiert die Lenkung indirekter und sorgt für besseren Geradeauslauf. Das System ist mit dem Stabilitätsprogramm DSC vernetzt. Im Grenzbereich greift es zusätzlich ein, indem der Lenkwinkel automatisch korrigiert und die Limousine wieder auf Kurs gebracht wird.

Neue Leichtigkeit dank Aluminium

Die Fahrdynamik profitiert vom völlig neuen Fahrwerk. Gänzlich aus Aluminium, soll es dem Fünfer zu besonderer Leichtfüßigkeit verhelfen. BMW verspricht eine perfekte Kombination aus Komfort und Dynamik. Auch die teilweise aus Aluminium gefertigte Karosserie verbessert dank reduzierter Masse die Fahrleistungen.

Weniger innovativ zeigen sich die Münchner bei der Wahl der Motoren. BMW setzt auf die bewährten Reihensechszylinder des Vorgängers. Wie bei Markteinführungen üblich, werden die Aggregate häppchenweise serviert. Zum Start stehen der Basisbenziner 520i mit 170 PS starkem 2,2-Liter, der 530i mit 3,0 Liter Hubraum und 231 PS sowie der 530d mit auf 218 PS erstarktem Common-Rail- Diesel mit drei Liter Hubraum zur Auswahl. Serienmäßig laufen alle Motorisierungen mit Sechsgang- Schaltgetriebe vom Band, können aber gegen Aufpreis mit einem Sechsstufen-Automatikgetriebe kombiniert werden.

Im Herbst folgen 525i (192 PS) und der bereits aus dem Siebener bekannte Achtzylinder 545i (333 PS). Einen kleineren V8 (535i, 272 PS) oder Einstiegs-Diesel (520d und 525d) gibt es erst 2004. So dürfte bereits der 520i mit seidenweichem Lauf und akzeptablen Fahrleistungen (0–100 in 9,0 Sekunden, Spitze 230 km/h) überzeugen, die Dreiliter durch kraftvolle Beschleunigung und wuchtiges Drehmoment. Der besondere Reiz des 218 PS starken Diesels liegt in seinem immensen Drehmoment von 500 Nm, das für mächtigen Schub sorgt.

Touring und Technische Daten

Während die Limousine jetzt offiziell von BMW vorgestellt wurde, hüllen sich die Münchner beim touring noch in Schweigen. Denn der Kombi wird erst im Herbst 2004 auf den Markt kommen. Bis dahin bleibt es beim alten Modell.

Auch wenn der Kombi derzeit noch stark getarnt seine Testrunden dreht, ist die endgültige Form schon deutlich zu erkennen. Das Dach fällt nach hinten leicht ab und mündet in eine relativ flach stehende Klappe, die sich wie beim Vorgänger zweigeteilt öffnen lässt. Somit outet sich der touring nach wie vor als Lifestyle-Laster. Dennoch: Das Kofferraumvolumen dürfte auf 460 Liter anwachsen.

Fazit Der neue Fünfer-BMW dürfte der erfolgverwöhnten E-Klasse das Leben schwerer machen als der alte. Sein dynamischer Auftritt und die technischen Highlights setzen ab Juli den Klassenmaßstab. Bis der neue Audi A6 kommt. Mehr dazu in automobil 04/2003, ab 2.4. am Kiosk.

Chronik der BMW 5er-Reihe

Eine sportlich-schicke viertürige Limousine sollte es sein, mit knackigem Fahrwerk und spritzigem Motor. Diese Idee steckte hinter der BMW Fünfer-Reihe, die im Herbst 1972 kam und die bestehende BMW-Nomenklatur (3er, 5er, 7er) begründete.

Schon damals war das Motorenspektrum recht groß: sechs Hubraumvarianten standen zur Wahl. Während die Basisversion als 518 damals noch mit bescheidenen 90 PS auskommen musste, verfügte der M535i bereits über stattliche 218 PS. In der zweiten Generation von 1981 bis 1987 kam dann der erste Dieselmotor dazu.

Auch die dritte 5er-Generation (ab 1987) bescherte ein Novum: Erstmals gab es in der mittleren BMW-Baureihe eine praktische Kombiversion. Dieser wurde allerdings erst 1991 in die Modellfamilie aufgenommen. Seit 1995 (Touring 1997) ist der aktuelle 5er auf dem Markt.

Von

Jochen Wieler