"Wenn es geht, vermeiden Sie den Aufenthalt in der Sonne", warnt der Wetterbericht am Finaltag von Deutschlands beste Autofahrer. Nein, das geht auf keinen Fall! Denn trotz angekündigter Tropenhitze brennen 30 Vorrundenfinalisten und 23 ehemalige Sieger (einer war verhindert) auf den Wettkampf im Fahrsicherheitszentrum Berlin-Brandenburg in Linthe und damit auf den Titel des aktuellen sowie des Millennium-Champions. Zwölf schweißtreibende Stunden und eine erfrischende Dusche später steht fest: Sieger 2013 ist Frank Schneider aus Aschersleben. Während es herzlichen Glückwunsch heißt zum neuen Ford Kuga im Wert von über 33.000 Euro, ist der 47-jährige Eventveranstalter für Erlebnisreisen erst mal sprachlos. Stattdessen gibt's Standing Ovations von allen und ein einstimmiges "Willkommen im Club" der vormaligen Titelträger. Schneider lächelt ergriffen.
Der Beste und der Allerbeste
Zwei Gewinner, zweimal unterschiedlicher Jubel: bester diesjähriger Fahrer Frank Schneider (47, links) und Millennium-Champion Erik Müller (45, rechts).
Weitaus lautstärker freut sich kurz darauf der Millennium-Sieger: Erik Müller, 45, gewinnt mit hauchdünnen zwei Punkten Vorsprung einen Fiesta im Wert von 21.000 Euro. Nach Siegerfaust und Freudentanz ruft der Ingenieur seine Frau an, die im Hotel nebenan die Daumen drückt. Die Familie hatte den Urlaub kurzerhand umdisponiert. Wirklich verwundert dürfte die Gat­tin nicht gewesen sein, es ist das dritte Auto, das sich ihr Mann durch Fahrkönnen erarbeitet hat. Müllers Fazit: "Es war schwierig. Hier kann nur gewinnen, wer sich ordentlich vorbereitet." Dass er sich im Vorfeld einen Kuga geliehen und trainiert hat, ist doch klar. Sonnenklar.
Und damit zurück auf Anfang. Be­reits am ersten Abend schwitzen al­le Teilnehmer über 30 Theoriefra­gen. Kurz vor Start heißt es: starkes Geschlecht, schwache Blase. In Abwesenheit weiblicher Teilnehmer bittet Mann noch um eine Toilet­tenpause. Dann werden die Kreuze zackig gesetzt. Der Erste gibt nach 4:50 Minuten ab, der Letzte Walter Schömig, erster Sieger in der Ge­schichte der Aktion, nach rund 13 Minuten. Anschließend urteilen al­le einhellig: "Das war russisches Roulette." Wer Fahrschulbogen gepaukt hatte, steht ebenso auf dem Schlauch. Denn diesmal sind über­raschende Fragen dabei wie "Nach wie vielen gefahrenen Kilometern sollten Lambdasonden geprüft wer­den?" (Richtig: 30.000 km) oder "Wann wurde das erste Elektroauto vorgestellt?" (korrekt: 1881). Ziem­lich tricky, oder? Die Rekordfehler­zahl betrug 22, der Beste bringt es auf acht Patzer.
Offroad Parcours im Ford Kuga
Das Highlight der Übungen war ein Offroad Parcours.
An Tag zwei geht's auf Europas größtes Fahrsicherheitsparadies in Linthe. Die Spannung steigt, das Thermometer ebenfalls von 31 Grad am Morgen auf 41,5 Grad mittags, in praller Sonne noch höher. Die Teil­nehmer geben sich cool, auch wenn nicht alle der sieben Übungen ganz oben auf der Beliebtheitsskala ste­hen. Absolutes Highlight: der Off­road-Parcours. Über dem Gelände kreisen die Geier oder andere schrä­ge Vögel. Unten geben die Männer Gas auf Schotter, steuern den Kuga einen Steilhang runter und zwi­schen Bäumen hindurch das Gan­ze natürlich möglichst ohne Tor- und Baumberührung, um keine Strafpunkte zu kassieren. Noch eine Staubwolke beim Endspurt, dann schaut man in strahlende Gesichter. Häufigster Kommentar? "Geil!".

Zu Hause ein Höfchen gebaut und geübt

Teilnehmer macht einen "langen Hals"
Nur mit "langem Hals" ließ sich die schmale Klötzchengasse fehlerfrei durchfahren.
Mit Respekt begegnen die meisten den Aufgaben Rückwärtsfahren mit Anhänger, Bremsen/Ausweichen auf nasser Fläche sowie dem Gym­khana-Handling. Dabei gilt es, mit nur einem Vorder-und Hinterreifen eine schmale Klötzchen-Gasse zu passieren, rückwärts so dicht wie möglich an ein Hindernis zu fahren der Beste brachte es auf einen Zen­timeter! und im Höfchen mit we­nigen Zügen zu wenden. Ist doch einfach? Aber nicht, wenn auf der Motorhaube noch zwei Bälle rollen, die bei jedem Manöver runterfallen können. Den Besten gelang es in drei Zügen. Und pssst, so mancher gestand, zu Hause im eigens ge­bauten Höfchen geübt zu haben. So weit die Action. Weniger spannend finden viele die Verbrauchs­fahrt und zwei Aktionen hinter verschlossenen Türen, über die bis zum Wettbewerbsende kein Teilnehmer plaudern darf: Erste Hilfe und Fehlersuche am Pkw. Dabei können hier viele Punkte gutge­macht werden, und das in ange­nehm kühlen Hallen! In Sachen Erste Hilfe am Unfallort aber hatten einige ihre Hausaufgaben nicht gemacht: Da vergaß man schlicht, den Warnblinker einzuschalten, das Warndreieck aufzustellen oder den Notruf abzusetzen. Mal wurde der 40 Kilo schwere Dummy am Genick aus dem Auto gezerrt oder wie eine Braut über die Schwelle getragen, mal in den Gegenverkehr gewuch­tet oder einfach im Auto sitzen ge­lassen. "Mehr kann ich nicht tun", lautet der Teilnehmer-Kommentar, der Begutachter Thomas Müller, Rettungsassistent beim Bayerischen Roten Kreuz, bekümmert, weil auch im echten Leben zu wenige Ersthel­fer Wiederbelebungsmaßnahmen wagen.

2,5 Mio. Bewerber, 40.000 Teilnehmer

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Video: DBA Finale 2013

Das große Finale

Bild: AUTO BILD
Detektivische Arbeit ist schließlich beim mit Fehlern präpa­rierten Auto gefragt. Wer entdeckt die fehlende Beifahrerkopfstütze und Radschraube? Wer den abge­laufenen Verbandkasten, den de­fekten Blinker oder zu geringen Luftdruck? Am Ende ist das Jubiläum von Deutschlands größter Fahrsicher­heitsaktion ein Erfolg auf ganzer Li­nie. "Silberhochzeit, wer schafft das heute schon?", fragt Chefredakteur Bernd Wieland in seiner Laudatio. Rund 2,5 Millionen Bewerber und 40.000 Teilnehmer in 25 Jahren, so die bisherige Bilanz. "Alle Finalisten haben Benzin im Blut, sonst wären sie nicht hier", fasst der Vorrundenabonnent und aktuell Achtplatzierte Thorsten Reincke zusammen und lobt die kameradschaftliche Atmosphäre unter den Teilnehmern an beiden Tagen. Die Anekdoten spru­deln nur so, die Pleiten-Pech-und-Pannen-Geschichten, ebenso die Heldenstorys. Alte wie neue. Und sie werden so schnell nicht ausge­hen. Eine Stichproben-Umfrage an diesem Abend ergibt: Alle Teilnehmer wollen sich auch im nächsten Jahr wieder bewerben. Wir drücken die Daumen!