Es gab eine Zeit, da hatten S-Klasse-Fahrer ein kleines Problem mit einem großen Auto: Zwischen 1992 und 1998 war das Flaggschiff von Mercedes-Benz so mächtig geraten, daß viele Garagen auf einmal zu klein waren und die schmalen Rampen der DB-Autozüge Schweißperlen auf die Pilotenstirn zauberten. Der Nachfolger wurde deutlich graziler, verkaufte sich auch besser: Mit rund 485.000 Einheiten ist es das bislang meistverkaufte Luxusauto.

Jetzt ist die Zeit der Ablösung gekommen: Im Herbst 2005 startet die neueste Generation der Limousine. Zwei Karosserievarianten mit 5,07 und 5,20 Metern Länge stehen zur Wahl, das sind drei bzw. vier Zentimeter mehr als beim Vorgänger. Der Radstand vergrößert sich um sieben bzw. acht Zentimeter, auch die Karosseriehöhe legt zu (+3 cm). Die Breite hingegen bleibt garagenfreundlich: 1,87 Meter (+1,6 cm).

Ergebnis der neuen Proportionen: mehr Platz für die Passagiere (war vorher auch schon üppig bemessen) und deutlich mehr Raum für Gepäck. Das mit 500 Liter vergleichsweise eng bemesse Kofferraumvolumen des Vorgängers (VW Passat 565 l) steigt nun auf standesgemäße 560 Liter. Innen herrscht ein Mix aus Wohlfühlatmosphäre und Funktionalität: Jede Menge Zierat aus Edelholz und Chrom, der große Info-Monitor in der Mittelkonsole befindet sich künftig auf Tachohöhe – wie im BMW 7er. Bei dem haben sich die Schwaben auch die Position des Ganghebels abgeguckt: Der sitzt jetzt am Lenkrad. Mit drei Wahlmöglichkeiten: vorwärts, rückwärts, parken.

Äußerlich findet die neue S-Klasse eine eigene Linie, ganz unabhängig vom bayerischen Konkurrenten. Inspiriationen aus dem eigenen Hause dagegen waren erlaubt: Eine optische Verwandtschaft mit dem Maybach ist nicht zu leugnen.

Die großen Innovationen der neuen S-Klasse sind unsichtbar. Sie schlummern unterm Blech und unterstützen den Fahrer, wo sie nur können. Mit dabei: Bremsassistent mit Radar, adaptives Bremslicht, das Insassenschutzsystem Pre-Safe, das bei Gefahr u.a. Luftpolster in den Multikontorsitzen aufpumpt und den Fahrer so in eine Sicherheitsblase hüllt. Der Bremsassistent ist mit einem Abstandsregel-Tempomaten erweiterbar, und ein Nachtsichtassistent vergrößert die Sichtweite bei Abblendlicht dank Infrarotscheinwerfern auf 150 Meter.

Zum Start im Herbst 2005 gibt es zunächst zwei Motorisierungen: den aus der C- und E-Klasse bekannten V6 mit 200 kW/272 PS (S 350, ab 70.760 Euro) und den neuen V8 mit 285 kW/388 PS und 530 Nm (S 500, ab 89.668 Euro). Im ersten Quartal 2006 folgen der Diesel S 320 CDI (231 PS) und das Topmodell S 600 (517 PS).

Von

Michael Voß