Im Frühjahr 2014 fuhr der BMW M235i bei AUTO BILD SPORTSCARS im Vergleichstest gegen VW Golf R, Audi S3 und Mercedes CLA 45 AMG den Sieg ein – nicht nur aufgrund seiner guten Rundenzeit und des attraktiven Preis-Leistungs-Verhältnisses. Redakteur Iglisch formulierte treffend: "Der M235i zelebriert Freude am Fahren so ehrlich und direkt wie derzeit kein anderer BMW." Ein wahrer Markenbotschafter aus echtem Schrot und Korn also. Den Testern war nach ihren Fahrten jedoch klar: Mit etwas mehr Leistung und dezentem Drehen an diversen Schrauben ist der 2er noch zu viel Höherem fähig. Als ob die BMW-Tuner uns erhört hätten, standen wenig später vier getunte M235i auf dem Verlagsgelände. 382 bis 430 PS stark, einstellbare Gewindefahrwerke, Schalensitze, Sportbremsen und Semislicks – Dieselspeed, Henni, Manhart und Versus dopen das Coupé mit allen erdenklichen Mitteln. Ihre Ziele: nicht nur deutlich flottere Fahrleistungen, sondern vor allem schnellere Rundenzeiten und natürlich noch mehr direkte und ehrliche Freude am Fahren.

82 Extra-PS durch Zusatzsteuergerät

Dieselspeed P 410 Evo
Trotz Problemen mit der Fahrwerkselektronik gelingt eine gute Rundenzeit.
Dieselspeed P 410 Evo Der Name Dieselspeed ist schon längst keine unbekannte Größe mehr und wird nicht nur mit schnellen Diesel-Rennwagen in Verbindung gebracht. 2012 geigte man beim großen BMW 1er M Coupé-Vergleich mit der schnellsten Rundenzeit auf. Nachdem man für den Langstreckenpokal einen M235i Racing geordert hatte, war klar, dass es dazu auch eine schnelle Straßenversion geben muss. 82 Mehr-PS erwachen mittels Zusatzsteuergerät, rauchig klingender Bastuck-Sportauspuffanlage und HJS-Sportkat.Auch fahrdynamisch geht das Rennteam in die Vollen. So kommt beim 2er ein für die Rennstrecke abgestimmtes KW-Gewindefahrwerk mit einstellbarem Stützlager zum Einsatz. Zudem hat der Tuner eine selbst entworfene Vorderbauabstützung und eine Domstrebe installiert. Die Serienbremse sitzt hinter AEZ-Rädern in 18 Zoll mit Dunlop-Direzza-Semislicks. Dabei wählt Dieselspeed vorn 235er-, hinten 245er-Pneus. Allerdings nicht ganz freiwillig – zum Testzeitpunkt waren keine 235er für die Hinterachse lieferbar, was sich noch auf das Fahrverhalten auf der Rennstrecke auswirken sollte …

Neuling Henni Performance greift an

Henni Performance M235i HP
Henni ist am Ring viel zu weich und dennoch deutlich schneller als Serie.
Henni Performance M235i HP Ein Newcomer in der BMW-Szene ist Henni Performance. Der Veredler aus Wernau hat bisher im Auftrag mit eigenem Allrad-Prüfstand gearbeitet. Nun geht man in die Öffentlichkeit und tritt mit einem schneeweißen M235i in den Ring der BMW-Tuner. Henni greift in Sachen Aerodynamik und Bremsen ins BMW-Performance-Regal. Spoilerecken, Frontspoilerschwert, breitere Schweller, eine Abrisskante auf dem Kofferraum sowie rundum gelochte Bremsscheiben schmücken das Coupé. In den Radkästen stecken leichtgewichtige OZ Ultraleggera in 18 Zoll mit Michelin Pilot Sport Cup.Unter der Haube bringen ein selbst abgestimmtes Zusatzsteuergerät und eine blubbernde Lightweight-Auspuffanlage zusätzliche 56 PS. Bessere Traktion soll ein Hinterachsgetriebe mit Lamellensperre herstellen. In Sachen Fahrwerk vertraut der Tuner auf die Künste von KW. Deren Gewindelösung kommt mit elektronisch einstellbaren Dämpferkennlinien und fällt im Alltag mit reichlich Komfort auf. Ob die weiche Abstimmung zum hügeligen Rundkurs passt? Das Interieur gefällt mit Alcantara-Lenkrad und Recaro Sportster CS-Schalensitzen, die Partner Lightweight mit originalen Sitzbezügen ausstattet. Positiv: Sämtliche Änderungen sind vom TÜV abgenommen und eingetragen.

Manhart mit Premium-Tuning zum Premium-Preis

Manhart Performance MH2 400 Clubsport
Handling und Power des MH2 400 Clubsport von Manhart Performance sind top.
Manhart Performance MH2 400 Clubsport Radikaler geht Tuner Manhart Performance zu Werke. Anstelle des Seriengestühls sitzen Fahrer und Beifahrer in Recaro-Vollschalensitzen mit Hosenträgergurten. Letztere sind am knallgelben Überrollbügel befestigt. Die Sitze sind allerdings viel zu tief positioniert und schränken die Sicht ein, zudem entfällt aufgrund des Bügels die zweite Sitzreihe – deutliche Nachteile im Alltag. Doch Manhart hat seinen 2er nicht umsonst MH2 400 Clubsport genannt. Das Auto soll vor allem auf der Rennstrecke brillieren. Dafür zieht man alle Register, nicht nur im Innenraum So startet der mattgelbe 235er mit 6-Gang-Handschaltung, nicht mit Achtstufenautomatik wie die anderen drei Probanden.Die Wuppertaler versprechen mittels neuer Elektronik und kernig, metallisch klingender Sportauspuffanlage samt Downpipe und Sportkat satte 104 Mehr-PS. Doch sowohl die lediglich für den Export bestimmte Abgasanlage als auch die Leistungssteigerung kommt ohne TÜV-Gutachten – ein weiterer Minuspunkt. Statt der ab Werk schon gut verzögernden Bremse installiert man an der Vorderachse eine Brembo-Anlage mit geschlitzten Scheiben und Sechskolben-Sattel. Beim Fahrwerk bedient man sich wie die Konkurrenz bei KW und verbaut eine einstellbare "Clubsport"-Lösung. Genügend Grip stellen Michelin-Cup-Reifen auf hauseigenen Doppelspeichern in 19 Zoll her. Manhart war in der Vergangenheit nie für üppiges Spoilerwerk bekannt. Und so belässt man es auch am M235i bei ein paar optischen Zutaten aus dem BMW-Performance-Regal. Das klingt nach viel Tuning, ist es auch und kostet dementsprechend. Das Manhart-Paket verschlingt sage und schreibe 21.416 Euro.

Versus hat den besten Klangkörper

Versus Performance V235i
Geradeaus und auf der Rennstrecke ist der Versus 2er die Nummer eins.
Versus Performance V235i Etwas preiswerter kommt der M235i von Versus Performance. 15.048 Euro verlangt der Tuner für seine Umbauten am 2er. Die Leistung steigert er von 326 auf 395 PS, die allerdings nur in Verbindung mit Sportauspuffanlage und Sportkat anliegen. Mit seinem deftigen Beschleunigungs-Gurgeln und Schiebebetrieb-Röcheln zaubert er das größte Grinsen ins Gesicht. Ebenfalls im Preis enthalten sind der BBS-Radsatz mit 235er-Dunlop-Direzza 03G in 18 Zoll, ein KW-Clubsport-Gewindefahrwerk inklusive Sturzeinstellung an der Vorderachse sowie eine optimierte Bremsanlage mit gelochten Scheiben und Performance-Bremsbelägen vorn.

Hübsch aussehen sollen andere

Die Optik verfeinert die Truppe von Tobias Badziong mit Carbonspoilern an Front und Heck. "Das Auto muss rennen und nicht den Pokal bei Show & Shine gewinnen!", priorisiert der Firmenchef. Das ist eine klare Ansage. Wie bei Henni sind auch hier die Umbauten vom TÜV abgenommen. Die Waage belastet Henni mit 1534 Kilogramm am wenigsten. Dieselspeed schleppt aufgrund der luxuriöseren Ausstattung samt Standardsitzen und Schiebedach die meisten Kilos (1576) mit sich herum. Auffällig: Das gemessene Handschalter Serienauto wog nur 1527 Kilo. Tuning macht also nicht immer leichter.
Guido Naumann
Der BMW M235i zelebriert Freude am Fahren so ehrlich und direkt wie derzeit kein anderer BMW! Die getunten M235i von Dieselspeed, Henni, Manhart und Versus können das trotzdem noch toppen und sind allesamt schneller als das Serienauto. Versus erzielt dabei die besten Fahrleistungen und die schnellste Rundenzeit. Und wenn man einmal nicht auf dem Track ist, bleibt ausreichend Restkomfort im komplett zulassungsfähigen 2er – ein verdienter Sieger. Auf Platz zwei folgt Newcomer Henni. Deren M235i punktet mit dem besten Komfort und ebenfalls komplettem TÜV-Segen. Das weiche Fahrwerk schränkt die Rennstrecken-Performance allerdings etwas ein. Dieselspeed überzeugt auf dem Rundkurs, verspielt aber eine bessere Platzierung mit Elektronikproblemen, einem für den Alltag zu harten, Fahrwerk und fehlendem Leistungs-Gutachten. Manhart tritt mit dem stärksten und optisch brachialsten Auto an, lässt es aber aufgrund der fehlenden Rückbank, zu tiefen Sitzposition sowie nicht erbrachten Gutachten für Leistung und (Export-)Auspuffanlage an Alltagstauglichkeit missen. Rein auf die Querdynamik bezogen, wäre für den Manhart Platz zwei drin gewesen.