Beim Dodge Challenger R/T konzentriert sich alles auf einen Punkt: Ein Big-Block-V8 versucht, die Traktion der Hinterräder zu überfordern.
Der Challenger wurde gleich nach seiner Geburt zum Filmstar. In dem Streifen "Vanishing Point" (Deutscher Titel West/Ost: Fluchtpunkt San Francisco/Grenzpunkt Null) machte sich der Racer Kowalski daran, einen Challenger jenseits aller Speedlimits von Denver nach San Francisco zu überführen. Ende der wilden Jagd: eine Explosion. Dodges Pony Car Challenger und sein Schwestermodell Plymouth Barracuda beteiligten sich erst spät am Verkaufsrennen, das Mustang und Camaro inszeniert hatten: Sie traten zum Modelljahr 1970 an.
Bei den Sammlern sind sie heute ganz vorn – vor allem die Plymouth-Exemplare, die davon profitieren, dass diese Marke, einst auf dem US-Markt auf Platz drei hinter Chevrolet und Ford, unter Daimler-Chrysler-Regie ausgemustert wurde. Für ein Cabrio mit Hemi-V8 hat ein US-Sammler über zwei Millionen Dollar locker gemacht. Ausnahmen bestätigen nur die Regel. Wie bei Mustang und Camaro dominierten beim Challenger die Basis-Sechszylinder den Verkauf. Aber in der Szene wird fleißig nachgerüstet. Den Standard-V8 mit 5,2 Liter Hubraum durch einen stärkeren Motor zu ersetzen, ist dank der Verfügbarkeit aller Hardware eine leichte Übung. Es muss ja nicht der King Kong der zur Verfügung stehenden Motoren sein, der sieben Liter große Hemi mit Halbkugel-Brennräumen.
Weit preisgünstiger ist der konventionelle 440er (7,2 Liter Hubraum), der die R/T-Modelle (für Road&Track) des Challenger auszeichnete. Der sitzt in unserem Testwagen, kombiniert mit der als schusssicher geltenden Dreistufenautomatik von Chrysler. Leider leidet er unter Schluckbeschwerden seines Vierfachvergasers und kann nur im oberen Drehzahlbereich zeigen, welches Potenzial in ihm steckt. Der große Chrysler gilt als Drehmoment-Monster. Wenn er das passende Gemisch bekommt, macht er Anstalten, den Asphalt aufzureißen. Dazu der Sound – die Großkolben-Maschine klingt, als könnte sie die Erde erschüttern. Deshalb riecht man die Reifen auch mehr, als dass man sie hört. Nun ist Hubraum ja gut, aber auch schwer. Der große Motor drückt gewaltig auf die Vorderachse, und weil der Testwagen keine Servolenkung besitzt, bauen sich Lenkkräfte auf, die jenseits von Gut und Böse liegen. Und das trotz extrem indirekter Übersetzung und entsprechender Lenkpräzision. Von Handling kann also keine Rede sein. Dieser Challenger fordert den ganzen Mann, und selbst der fährt damit lieber nur geradeaus. Am besten auf dem Dragstrip.
Fahrzeugdaten
Dodge Challenger
Motor
V8
Ventile/Nockenwellen
16/1
Nockenwellenantrieb
Kette
Hubraum
7206 ccm
Bohrung x Hub
109,72 x 92,25 mm
kW (PS) bei U/min
246 (335)/4700
Nm bei U/min
556/3200
Gemischaufbereitung
zwei Vierfachvergaser
Höchstgeschwindigkeit
205 km/h
Getriebe
Dreistufenautomatik
Antrieb
Hinterrad
Bremsen vorn/hinten
Trommel/Trommel
Testwagenbereifung
P235/60 R 15
Verbrauch (Werksangabe)
22 Liter/100 km
Tankinhalt/Kraftstoffsorte
68 Liter/Super
Vorbeifahrgeräusch
75 dB (A)
Abgas CO2 (berechnet nach Werksverbrauch)
521 g/km
Messwerte
Beschleunigung 0-50/-80 km/h
3,4/6,1 s
0–100 km/h
8,1 s
Zwischenspurt 60-100 km/h
3,9 s
Bremsweg aus 100 km/h
56,1 m
Leergewicht
1648 kg
Gewichtsverteilung vorn/hinten
59/41 Prozent
Wendekreis (links/rechts)
12,5/12,5 m
Innengeräusch bei 50/100 km/h
69/76 dB (A)
Testverbrauch - CO2
18,5 Liter – 438 g/km
Reichweite
370 km
Kosten
Steuern pro Jahr
191 Euro
Versicherung (HPF/100 %)
129 Euro
Werkstattintervalle
5000 km
Kosten Ölwechsel/Inspektion
250/500 Euro
Zeitwert (Zustand 2, Stand 7/2012)
39.900 Euro
Götz Leyrer
Fazit
Der 7,2-Liter-Motor dieses Dodge ist ein Monster, vor allem akustisch. Korrekt abgestimmt, könnte er enorme Beschleunigungsleistungen liefern. Challenger mit originalem 440-Kubikzoll-V8 sind sehr selten, heute gibt es wohl mehr Nachbauten als Originale. Was beim Fahren aber schnell vergessen ist.