Frederic Elsner, das Saisonfinale auf dem Norisring hat vor allem durch die Mercedes-Teamorder, die Maximilian Götz zum Titelgewinn verhalf, für Ärger bei den Fans gesorgt. Wie hat die DTM darauf reagiert?
Frederic Elsner: Indem wir den Fans zeigen müssen und wollen, dass dies nicht unser Stil ist. Das haben wir mit dem neuen Reglement und dem dort festgehaltenen Teamorder-Verbot getan und damit ein hoffentlich richtiges und starkes Signal gesendet.
Wie sieht das Stallorder-Verbot konkret aus?
Künstliche Eingriffe in die Rennen soll es nicht mehr geben. Wir wollen puren Sport und echte Helden. Deshalb haben wir haben einen Passus entworfen, der alle möglichen Szenarien berücksichtigt. Bei einem Verstoß sind Strafen bis hin zum Ausschluss von der Meisterschaft möglich.
Am Wochenende startet die DTM in die Saison.
Bild: Hoch Zwei / Juergen Tap / DTM

Wie hat sich die DTM seit dem Umstieg auf das GT3-Reglement entwickelt? 
Ein Gradmesser sind in Corona-Zeiten das Fernsehen und digitale Zugriffe. In Sat.1 ist der Marktanteil konstant geblieben, digital ist der Zuspruch gestiegen. 2022 wechseln wir zu ProSieben und erreichen unsere Zielgruppe so noch besser. Und wenn ich Marken, Fahrer und Autos heute sehe, würde ich es nicht mehr gegen das alte Class 1-Reglement tauschen wollen.
Wie meinen Sie das?
Unsere Startaufstellung ist voller Traumautos. Wir haben 2022 sechs  Lamborghini Huracan an Bord, Porsche ist mit mindestens drei 911 GT3 dabei und einem Le Mans-Sieger als Teamchef (Timo Bernhard; d. Red.). Gespannt bin ich persönlich auf den neuen BMW M4. Der Mercedes-AMG und der Audi R8 haben sich als Supersportwagen in der DTM sowieso etabliert. Wir steuern auf etwa 30 Autos im Feld zu. Und in den Cockpits sitzen immer noch echte Helden und auch eine Heldin, mit Esmee Hawkey, die 2021 ihr Debütjahr in der DTM hatte.
Die Fahrer sollen mehr im Mittelpunkt stehen.
Bild: Hoch Zwei / Juergen Tap / DTM

Sie sagen es: Die Fahrer sollen in der DTM anders als in anderen GT3-Rennserien im Mittelpunkt stehen. Welche Typen sind nach Ihrem Geschmack?
Ich finde, es sind hochklassige Charaktere dabei. René Rast jagt seinen vierten Titel, den Maximilian Götz ihm sicher nicht freiwillig überlässt. David Schumacher ist ein Beispiel für unsere jungen Wilden, die die DTM als Sprungbrett nutzen wollen. Und ein Wahnsinns-Name im Motorsport. Der Mix passt. Das Wichtige ist, dass man die Piloten machen lässt. Wir wollen Show, Konkurrenzkampf und Wortgefechte. In der DTM ist es mittlerweile erlaubt, auch mal laut und ein bisschen unpolitisch zu werden. Die DTM ist wieder sexy.
Wie viel Arbeit steckt dahinter, nachdem die Serie Ende 2020 vor dem Aus stand?
Es war Knochenarbeit. Die DTM hatte hohe Kosten, aber keine Zuschauer. Wir waren gezwungen den Rotstift anzusetzen. Das hätte richtig in die Hose gehen können. Wir haben in dieser harten Zeit viel gelernt. Und wenn jetzt keine bösen Überraschungen mehr kommen, sind wir für die Zukunft gut gerüstet.
Sie selbst treten immer mehr aus dem Schatten von DTM-Chef Gerhard Berger heraus. Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis?
Harte Arbeit und eine gute Vorbereitung ist der Schlüssel für alles. Ich war früher Football-Spieler, dieses harte Umfeld hat mich auf einige schwierige Situationen im Leben vorbereitet. Gerhard ist und bleibt der Chef des Ganzen, er hat aber ein richtig gutes Team aufgebaut.
Und welches Auto gefällt dem DTM-Manager persönlich am besten?
Ich persönlich fahre einen französischen Wagen und würde jedes Auto im Starterfeld nehmen, am besten matt schwarz und ein bisschen böse (grinst). 

Von

Andreas Reiners
Bianca Garloff