Christian Staffler fuhr 100.000 Kilometer im elektrischen Renault Twizy: Was kaputt ging und was der Besitzer alles reparieren konnte, weiß AUTO BILD!
Bild: Youtube/ TwizyChrisy
Ein Renault Twizy mit 100.000 Kilometer Laufleistung ist eine Seltenheit. Eine absolute Rarität. Fährt der Twizy eher für Pizza-Lieferdienste denn als privates Alltagsauto. Dieser kleine Elektro-Franzose jedoch hat sich als wahrer Alltagsheld erwiesen und zeigt, wie praktisch Elektroautos sein können. Bis zu 70 Kilometer fährt Christian Staffler pro Ladung mit seinem Franzosen und ist begeistert. Von den deutschen Autobauern zeigte er sich dagegen enttäuscht, eine lohnende deutsche Alternative für den Twizy gibt es nämlich nicht.
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Am Twizy mag Staffel vor allem die Sitzposition (hintereinander) und das Fahrgefühl, welches ihn an ein Go Kart erinnert. Der Twizy bedeute für ihn und seine Familie Fahrspaß pur. "Es ist keine Raketentechnik", so Staffler, jeder und jede mit handwerklichem Geschick könne den Franzosen selbst reparieren. Sein altes Mercedes CLKCabrio vermisst er dagegen nicht.
Mittlerweile ist die gesamte Familie im "Twizy-Fieber". Stafflers Frau fährt einen Twizy "Cargo". Mehr Stauraum, nur ein Sitz.
Bild: Privat/Christian Staffler
"Der Twizy braucht eben Liebe, einmal im Jahr muss ich ihn durchchecken", sagt Christian Staffler, der Mann hinter dem Marathon-Stromer. Diese intensive Pflege sei sein Geheimnis. Auf Youtube heißt der ehemalige IT-Vertriebler "TwizyChrisy" und postet dort regelmäßig Videos über Twizys und Heimwerkerthemen. Was nach 100.000 km am Elektro-Franzosen alles kaputt ging und wie er die Probleme lösen konnte, hat er in einem eigenen Video zusammengefasst.
Im orangen fuhr Staffler 100.000 km. Was der Zweisitzer alles wegpackt, steht davor.
Bild: Privat/Christian Staffler
Der knallorange-farbene Zweisitzer des fränkischen Enthusiasten hat nach 100.000 Kilometern und zehn Jahren Gebrauch einige Reparaturen, Umbauphasen und Werkstattaufenthalte hinter sich. Staffler meint im Video: "Weil ich selber schrauben kann, halten sich die Kosten in Grenzen." So baute er etwa selbst ein Bluetooth fähiges Radio in den Renault, wechselte mehrfach die Bremsbeläge, flickte gebrochene Kotflügel und reparierte sogar die Akku-Lüftung selbstständig. Ein Projekt der anderen Art setzte Christian Staffler mit seinem Twizy um, als er ihm einen neuen Sitz aus einem Smart verpasste (TÜV-geprüft!) oder einen anderen Twizy in ein Cabrio verwandelte.
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Mehr als 1.5 Millionen Klicks hat der 52-jährige Staffler mit seinen Videos schon sammeln können. Meist filmt er sich beim Sägen, Schrauben und Erklären auf seinem Hof nordwestlich von Fürth. Seinen Ersten, den Marathon-Twizy, kaufte er 2012 in Nürnberg und wollte ihn eigentlich als Freizeitmobil einsetzen. Schnell etablierte sich das Elektrofahrzeug als neues Alltagsgefährt. Im Interview mit der AUTO BILD sagte Staffler: "Ich bin selbst überrascht, denn der Twizy ist für die Côte d'Azure gebaut, für insgesamt 20.000 km. Ich glaube, ein Dauereinsatz auf deutschen Straßen war so nie geplant."
Ein paar technische Details: Seit 2011 baut Renault das elektrische Leichtfahrzeug. Bis 2019 in Spanien und seitdem in Südkorea. Als Leichtfahrzeug der Klasse "L7e" unterliegt es Gewichts- und Leistungsgrenzen (max. 450 kg Leermasse, max. 15 kW) und konkurriert etwa mit dem Microlino. Opels Rocks-e dagen fährt eine Klasse tiefer und darf ab einem Alter von 15 Jahren gefahren werden. Der Topspeed des Twizy beträgt 80 km/h und die maximale Leistung 8,5 kW. Geladen wird der Twizy über einen Schukostecker.
Der Radikalumbau zum Cabrio sieht schön aus und macht glücklich, hielt dafür nicht lange.
Bild: Privat/Christian Staffler
Der Akku von Renault hat eine Kapazität von 6,1 Kilowattstunden laut Datenblatt. Staffler kommt auf einen Verbrauch von 8 bis 11 kWh pro 100 Kilometer, je nachdem wie das Wetter ist oder seine Gas-Fuß-Laune. "Ich habe ihn bestimmt 2000 Mal aufgeladen. Aber ich lade immer, wenn ich kann und nicht erst, wenn der Akku alle ist", erinnert sich Staffler. Die meiste Energie der 100.000 Kilometer kam aus der heimischen Fotovoltaik-Anlage.
Was dem Franken am Twizy nicht gefällt, ist die Ersatzteillage. Nicht jedes Teil sei einfach verfügbar, so der Schrauber. Auch der originale Fahrersitz sei nicht perfekt, jedenfalls nicht für ihn mit 1,90 Meter Körpergröße. Trotzdem bleibt er dem Twizy verbunden, hat sogar acht weitere Fahrzeuge in der Garage, fünf davon sind angemeldet.
Zusammen mit anderen Twizy-Freunden unternimmt Staffler gern Ausfahrten. Hier vor dem Rathaus in Fürth.
Bild: Privat/Christian Staffler
Aktuell arbeitet Staffler an seinem nächsten Projekt: er widmet sich einer Akku-Vergrößerung. Einen 10-Kilowattstunden-Akku will er in den Twizy einbauen und die Reichweite von derzeit 60 bis 70 Kilometer auf 100 ausdehnen. Von den deutschen Autobauern ist er indes nicht begeistert. "Unsere deutschen Automobilbauer liefern leider gar nichts in dieser Fahrzeugklasse (L7e, die Redaktion), ganz im Gegenteil: Audi will die kleinen Fahrzeuge einstellen."