Aus England kommen großartige Autos mit eigenem Charakter. Einen besonderen Charme hat dabei, Wagen miteinander zu vergleichen, die unvergleichlich sind.Hier treten nun drei Sportwagen von der Insel gegen drei Luxuslimousinen aus gleicher Herkunft gegeneinander an.
Rolls-Royce Ghost
Unter der mächtigen Haube des Rolls-Royce Ghost arbeitet ein 570 PS starker V12.
Rolls-Royce Ghost Der Rolls repräsentiert den Überfluss. Würdevoll, auf schlichte Art pompös und ausgestattet mit dieser Ignoranz gegenüber Konventionen, die bei ihm darin gipfelt, dass der stärkste der Geschichte der günstigste aller Zeiten ist. Als Erster seiner Zunft fährt er nicht nur, wenn jemand das wünscht, sondern weil dieser Jemand fahren möchte. Gefühl dabei? Fesselnd, aber völlig losgelöst. Irgendwo in der Ferne rauscht ein V12, von acht Getriebestufen spürt man keine einzige, während einem die Powerreserve etwas hochnäsig zu verstehen gibt, dass er bei 200 km/h gerade mal 30 Prozent des verfügbaren Potenzials bemüht.
Bentley Mulsanne
Der Teuerste im Bunde: Satte 292.740 Euro kostet der edle Bentley Mulsanne.
Bentley Mulsanne In 24 Stunden schustert Opel einen Astra zusammen, Bentley feilt nur am Interieur des Mulsanne siebenmal so lange. Überall im Innenraum flattert das Marken-B, drunter wächst Kastanie, Interessenten sinnieren über Kedertöne, Farbhierarchien oder Teppichtiefen, und statt sich in blassen PDFs durch Unilacke zu kreuzeln, wälzt man durch einen Farbkatalog, der allein im Kapitel Silber 14 Schattierungen umfasst. Eigentlich nicht zu toppen, und doch gibt es einen, der Luxus noch mal auf eine ganz andere Ebene hebt. Ghost und Mulsanne sind die Paläste der mobilen Welt, ...
Range Rover Supercharged Westminster
Der Range Rover ist mit 110.000 Euro mit Abstand der günstigste dieser sechs Briten.
Range Rover Supercharged Westminster  ... der Range ist ihr Penthouse. Gemacht wurde er für die Highlands, gekauft oft nur, um fesch dazustehen. Ein Kompressor treibt die 625 Newtonmeter als Plateau ins Drehzahlband, dahinter gipfeln 510 PS. Geraden trampelt er nieder, Kurven zwingen ihn in die Knie. Die Lenkung scheint mit Gummibändern an die Räder geknotet, das Fahrwerk schwappt ihr hinterher. Ideallinien verlegt er querfeldein, dynamisch ist er nicht, dafür aber authentischer als all die halbstarken SUV, die das einfach nicht wahrhaben wollen. Identitätsprobleme kennt er aus der Verwandtschaft aber nur zu gut.
Jaguar XK R-S Cabrio
Ein Fahrwerk so trocken wie britischer Humor: der 550 PS starke Jaguar XK R-S Cabrio.
Jaguar XK R-S Cabrio Am besten steht sich der XK eigentlich mit Saugmotor, bereits die R-Version geht ein bisschen fremd, als R-S schließlich ist er so was wie sein eigener Seitensprung. Typ? Der Vamp unter den Ladys. Stilbruch, zugegeben, aber schon ein bisschen geil. Statt sein Dekolleté bis zur Scheibe zuzuknöpfen, lässt er sich durch Schlitze auf den Hubraum gucken; das sonst so erlesene V8-Plaudern entgleist ihm immer wieder ins Schmutzige; und hinten, wo sich selbst der R nur ein schüchternes Spoilerchen traut, trägt er ein – Verzeihung – massives Arschgeweih.

Überblick: Alle News und Tests zum McLaren MP4-12C

McLaren MP4-12C
600 PS stark, 330 km/h schnell und 200.000 Euro teuer: die Eckdaten des McLaren MP4-12C.
McLaren MP4-12C Der McLaren soll der Schnellste sein, nicht mehr, aber um Himmels willen bloß nicht weniger. Emotion ist nur das Abfallprodukt, das dabei unweigerlich entsteht. Forciert jedenfalls wird sie nicht: Sound, Styling, Feeling – alles ist großartig, nur sexy ist es eben nicht. Ein 458 Italia umschwärmt einen als feurige Romanze, der MP4-12C wirkt wie eine Formelsammlung, die man erst mal entschlüsseln muss. Die 12 ergibt sich aus einem firmeninternen Bewertungssystem, in das McLaren sich und Konkurrenten ihrer Performance entsprechend einsortiert; C steht für das Carbonfiber-Monocoque, das 1981 in der Formel 1 debütierte – als erster MP4, dessen Typologie sich wiederum aus dem damaligen Sponsor Marlboro und Ron Dennis’ Rennstall Project 4 zusammensetzt.Aston Martin Virage Über Geschmack lässt sich streiten, nur wird ein Aston Martin Virage dafür nie der Anlass sein. Er ist der Beweis, dass Schönheit objektiv sein kann, fährt so, wie er aussieht, weiß jedoch, dass in der Upperclass – hin und wieder – auch innere Werte zählen. Zwölf Zylinder, 5935 Kubik und 497 PS, womit er das Aston-Portfolio, bestehend weitgehend aus elitären V12-Coupés, um ein elitäres V12-Coupé ergänzt. Ob je irgendwer um ihn gebeten hätte, darf gern bezweifelt werden. Jetzt, da es ihn gibt, fragt man sich, wie es ohne ihn gegangen wäre. Er distanziert sich von der brunftigen Note eines DBS, bleibt aber nicht ganz so züchtig wie ein DB9.
Details zu den Edel-Briten hier in der Bildergalerie. Den kompletten Artikel gibt's im Online-Heftarchiv als PDF-Download.

Fazit

von

Stefan Helmreich
McLaren und Range trennen Lichtjahre, auf der Karte aber nicht mal 120 Meilen. Und das ist der Punkt: Alle sechs sind Extreme – extrem schnell, extrem edel oder beides. Doch sie verbindet England, eine Insel im Automobilbau, die sich zwar von außen regieren, aber nicht imitieren lässt.

Von

Stefan Helmreich