Weltpremiere im September in "Golfsburg"

Der Golf – nie war er für Volkswagen wertvoller als heute. Die Autokrise hat Europas größten Hersteller mächtig gebeutelt. Nicht zuletzt, weil das Zugpferd Nummer eins in die Jahre gekommen ist. Seit 1997 wird der aktuelle Golf IV in nahezu unveränderter Form gebaut. Logisch, dass er gegenüber der wachsenden und vor allem platzmäßig gewachsenen Konkurrenz (Peugeot 307, Renault Mégane) zunehmend an Boden verliert.

Ab Oktober 2003, nach der Präsentation auf dem Werksfest in Golfsburg (6. September) und der anschließenden Messe-Premiere in Frankfurt (IAA), soll Generation fünf dem Wolfsburger Konzern wieder prächtige Zahlen bescheren: 130.000 Exemplare des neuen Golf will VW bis Ende dieses Jahres noch in den Werken Wolfsburg, Mosel und Brüssel bauen. Und weltweit verkaufen.

Ein ehrgeiziges Ziel. Dass es gelingt, bezweifelt keiner wirklich: Seit seinem Start anno 1974 hat VW vom Namensgeber der Golf-Klasse mehr als 22 Millionen Exemplare abgesetzt. Kein anderes Auto auf der Welt wurde so konsequent so oft gebaut.

Knapp eine Woche nach Opel lüftet nun auch Volkswagen optisch das Geheimnis um den neuen Topseller. Neben den ersten Fotos (siehe Bildergalerie) hier die wichtigsten Daten: • 1,759 Meter breit (plus 2,4 cm im Vergleich zum Golf IV) • 1,483 Meter hoch (plus 3,9 cm) • 4,204 Meter lang (plus 5,7 cm) • Beinfreiheit hinten plus 6,5 Zentimeter • Innenraumlänge plus 5,4 Zentimeter • Kofferraum 347 Liter (plus 17 l).

Mix aus neuen und alten Design-Merkmalen

Äußerlich bleibt VW der konservativen Golf-Linie durchaus treu, Design und Technik präsentieren sich aber "souveräner und dynamischer als jemals zuvor", verspricht VW in der Pressemitteilung. "Seit seinem Debüt vor nahezu drei Jahrzehnten ist der Golf so unverwechselbar wie ein Fingerabdruck", meinen die Wolfsburger. Mit dem neuen Modell erfahre er "den größten Evolutionssprung seit Einführung der Baureihe".

Die entscheidende Design-Merkmale bleiben deshalb erhalten: der charakteristische Schwung der breiten C-Säule, das mittige VW-Symbol im Kühlergrill. Damit hat es sich dann aber auch. Der alte Haudegen, Deutschlands ewige Nummer eins in der Zulassungs-Statistik, wirkt im Vergleich zur fünften Generation fad und brav. Und tschüß, Golf IV.

Die bis ins Detail neu gestaltete Front "durchschneidet aerodynamisch und optisch den Fahrtwind", frohlockt VW. "Wieder unverwechselbar": die zur Fahrzeugmitte "signifikant angespitzten" Doppelrundscheinwerfer mit ihren im Stil des VW Phaeton quer angeordneten Blinkern. Über den Scheinwerfern steigen die gewölbten Kotflügeloberflächen jetzt deutlich an. Dezent angedeutet hat das der VW Lupo, bei deutschen Autos geprägt der Porsche 911. Zwei Streben halten das mächtige VW-Kühler-Emblem. "Golf-Dynamik, die nochmals schärfer auf den Punkt kommt und emotional neue Akzente setzt", so die Erläuterung des Design-Teams unter Leitung von VW-Formen-Chef Warkuß.

Zwei- und Viertürer, drei Ausstattungen

Markant gestaltet ist auch die Heckpartie: Der Doppelrundaufbau der Heckleuchten greift die Design-Linie von Phaeton und Touareg auf, VWs Oberklasse-Kandidaten. Zur Hälfte sind sie in die sauber gegliederte Heckklappe integriert.

Die kommt ohne sichtbaren Öffner aus. Der verbirgt sich im VW-Emblem. Optisch vorgemacht hat das konzernintern der New Beetle, von der Funktionlität her (oben reindrücken, unten hochziehen) der Seat Ibiza. Bullig und doch leicht wirkt der Golf-Hintern nicht zuletzt dank der riesigen Glasheckscheibe, die bis an die C-Säule heranreicht. Darüber: ein dezenter Heckspoiler mit integriertem dritten Bremslicht.

Zum Marktdebüt präsentiert Volkswagen den anfangs als Zwei- und Viertürer lieferbaren Golf in den Ausstattungslinien Trendline, Comfortline und Sportline. Alle drei haben sechs Airbags, fünf Kopfstützen (vorn aktiv) samt Dreipunktgurten, eine neu entwickelte Sicherheitslenksäule und eine crashfreundliche Pedalerie (zieht sich beim Aufprall zurück).

Zum Start vier Motoren (75 bis 140 PS)

Im Innenraum (von dem es bislang keine Fotos gibt) sollen "Ergonomie und Bedienung keinerlei Rätsel aufgeben", so der Pressetext. Neu und optional erhältlich ist die mitdenkende, getrennt regelbare Climatronic: Beim Rückwärtsfahren schaltet die Klimaautomatik auf Umluft, damit keine Abgase in den Innenraum gelangen; wird die Scheibenwaschanlage betätigt, unterbricht die Systemsteuerung augenblicklich die Frischluftzufuhr.

Bei den Motoren heißt das Zauberwort Direkteinspritzung. Beispiel TDI: Neues Topmodell ist der 2.0 TDI mit 103 kW/140 PS. Geschaltet wird der Vierventil-Vierzylinder via neuem Sechsganggetriebe oder optionalem Direktschaltgetriebe (DSG, ebenfalls sechs Gänge). Im neuen Audi A3 schafft der Zweiliter-TDI 207 km/h Spitze, erledigt den Spurt von null auf Tempo 100 in 9,7 Sekunden. Das soll der Golf auch können, mit jetzt stehendem statt hängendem Gaspedal.

Der Benzindirekteinspritzer 1.6 FSI (85 kW/115 PS) arbeitet bereits im Touran. Auch er hat serienmäßig sechs manuelle Gänge oder optional Sechsgangautomatik. Insgesamt gibt es zur Markteinführung vier Motoren: zwei Benziner (55 kW/75 PS, 85 kW/115 PS) und zwei TDI (77 kW/105 PS, 103 kW/140 PS). Alle die EU-4-Norm.

Vier weitere Maschinen folgen kurz darauf, darunter zwei FSI-Motoren (voraussichtlich 1.6/86 PS und 2.0/150 PS) sowie ein SDI (rund 70 PS). Die Golf-Sportler (bis 250 PS) kommen später, Automatik und DSG auch (Anfang 2004). Zu den Preisen hat Volkswagen bislang nix gesagt. AUTO BILD schätzt, dass die neue Generation Golf ab 15.600 Euro zu haben sein wird, also leicht über dem Vorgänger liegt (1.4/75 PS derzeit ab 15.220 Euro).

Mehr zum neuen Golf und seinem Kombi-Ableger Golf Plus in AUTO BILD 30/2003, ab Freitag (25.7.) am Kiosk, im Zeitschriftenhandel und an allen Tankstellen.