Erster Härtetest im neuen Mercedes SLS: 1111 Kilometer auf Landstraßen und Autobahnen, durch Städte und über Pässe. Eine Traum-Tour im völlig legalen, aber 177.000 Euro teuren Suchtmittel für betuchte Speed-Junkies.
Kilometer 0,0: Affalterbach, Nabel der AMG-Welt, Freitagmorgen um neun. Erstes Kennenlernen mit Hindernissen. Der SLS-Kofferraum fasst nur 176 Liter. Also eine Fototasche plus Stativ, aber keine Wechselwäsche. Wird nach zwei Tagen streng riechen, das Flügeltier. Innen gibt's mehr Ablagen als in einem Jumbo, aber die stark komprimierte Kopffreiheit wäre Gift für die toupierte Elvis-Presley- und-Marika-Kilius-Generation. Stilecht: die vier Düsenkreuz-Belüftungsrosetten, die LED-Hochschaltanzeige im DTM-Look, der griffige Wählknubbel für die Speedshift-Box. Weniger toll: die überzeichneten Instrumente, die grottenschlechte Sicht nach schräg hinten, der verletzliche Phallus-Bug.
Hier geht es zur Mercedes-Markenseite
Kilometer 191,2: A 96 Richtung München. Blut geleckt, Durst bekommen, in Trance gefahren. Auf der fast freien Autobahn brilliert der SLS in seiner Lieblingsrolle als King of the Road. Hier schätzt man jeden stabilisierenden Zentimeter der lichten Breite von 1,94 Metern. Hier stellt das Coupé seine lange Nase gekonnt in den Dienst der Aerodynamik. Hier sorgt das höchst mobile Planquadrat aus XXL-Radstand, Breitreifen, niedriger Schwerpunktlage und Heckflügel-Anpressdruckverstärker für eine ausgesprochen beruhigende Saugnapfwirkung.
Gruppenbild mit Karpfen und Hecht
Kilometer 301,0: Großer Empfang bei der Mercedes-Niederlassung München. Wir improvisieren ein Gruppenbild mit vielen Silberkarpfen und einem roten Hecht, dessen Metallic-Schuppen die Foto-Handys im Akkord klicken lassen. Die Herren schwärmen vom Sound und der Technik, die Mädels mögen die aufregenden Proportionen und den Flügeltüren-Effekt. Es stimmt schon: Sehen und gesehen werden war schon lange nicht mehr so spannend. Nur der Herr Direktor Mayer aus Grünwald zog enttäuscht von dannen, denn für die Sofortübergabe gegen bankbestätigten Scheck war er leider mindestens drei Monate zu früh dran. Er wird schon wieder kommen. Bestimmt.
Bunter Vogel im Stau
Kilometer 350,9: Freitagnachmittagsstau Richtung Salzburg. Wir zuckeln stop-and-go durch den Nieselregen, ein bunter Vogel mit vom dichten Verkehr gestutzten Flügeln. Wir sitzen auf edlem Designo-Leder in x-fach verstellbaren Schalensitzen mit Lehnen aus Magnesium. Die Ellenbogen haben alle Luft der Welt, doch direkt hinter den Schultern schwabbelt's im aufrechten 85-Liter-Tank. Am Dachhimmel ziehen dunkle Wolken auf, die Beine spüren die wärmende Nähe des Frontmittelmotors, und aus den Tiefen des Armaturenbretts macht der Verkehrsfunk im 15-Minuten-Takt mobil gegen Mozarts Kleine Nachtmusik.
Wo geht es zur Carrera Panamericana?
Kilometer 355,5: Shell-Tankstelle Frasdorf. Von wegen 13,2 Liter, wie es in der Pressemappe steht. Das Kleinhirn errechnet einen Durchschnittsverbrauch von 21,4 Litern auf 100 Kilometer – und der SLS-Fahrer schämt sich in Grund und Boden. Aber Tempo kostet, und nicht viele Autos beherrschen zwischen 200 und 300 km/h den Zeitraffer-Effekt wie die Neuauflage des Flügeltürers. Wo, bitte, geht's zur Carrera Panamericana? Alles Weitere über den Härtetest erfahren Sie in der Bildergalerie. Den kompletten Artikel gibt es in der neuen AUTO BILD (ab 6. November im Handel)!
Technische Daten
Mercedes SLS AMG
Motor
V8, vorn längs
Ventile
4 pro Zylinder
Hubraum
6208 ccm
Leistung (kW/PS) bei U/min
420/ 571/ 6800
Drehmoment bei U/min
650 Nm/ 4750
Antrieb
Hinterradantrieb
Getriebe
7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe
Bereifung vorn
265/35 R 19
Bereifung hinten
295/30 R 20
Länge/ Breite/ Höhe
4638/ 1939/ 1262 mm
Vmax
317 km/h
0-100 km/h
3,8 s
Verbrauch EU-Mix
13,2 l Super Plus
CO2-Ausstoß
308 g/km
Preis
177.310 Euro
Autor: Georg Kacher
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