Etrusco wagt den Aufstieg. Nach einem erfolgreichen Start mit Teilintegrierten gibt's ab diesem Jahr auch zwei Integrierte. Wir haben uns zum ersten Test mal den Grundriss mit Einzelbetten ausgesucht.
Geht Ihnen das auch so? Oder liegt es an unserem Testalltag, dass wir aus der Redaktion in irgendwelchen Gegenständen immer mal wieder Gesichter erkennen? Natürlich besonders häufig bei unseren Testmobilen. Wenn nicht: An diesem Testkandidaten hier, dem neuen Integrierten von Etrusco, können Sie üben. Ein so freundlich dreinblickendes Wohnmobil ist selbst uns noch nicht begegnet. Das macht es gefühlt total nahbar, wischt die anfängliche Furcht vorm Fahren mit dem immerhin 7,43 Meter langen Brummer förmlich weg. Innen empfängt uns die helle Wohnwelt "Piemonte" mit den weißen Polstern, die Etrusco auch in unseren Dauertest-T 7300 SB gepackt hat. Auch die Küche kommt uns bekannt vor, im Heck gibt's allerdings eine Überraschung: Das Bad ist nicht in einem Raum mit Schwenkwand untergebracht, sondern teilt sich in frei stehende Dusche und WC-Raum auf.
Mindestens 55.999 Euro müssen in den Etrusco I 7400 SB investiert werden.
DAS IST ER: Ein günstiger und stilsicherer Einstieg in die große Klasse! Mit einem Basispreis von 55.999 Euro (auch für die Queensbett-Version I 7400 QB) ist er zwar immer noch knapp 10.000 Euro teurer als der Teilintegrierte mit vergleichbarem Grundriss, für einen Integrierten dennoch fast ein Schnäppchen. Möglich wird das unter anderem, weil es innerhalb der Erwin Hymer Group weitere vergleichbar konfigurierte Modelle gibt. Interessierte werden also in Sunlight I 68 und Carado I 447 nahe Verwandte des I 7400 SB erkennen. Die werden allerdings nicht in San Casciano bei Laika, sondern bei Capron in Sachsen gefertigt. Wichtiges Alleinstellungsmerkmal des Etrusco: sein stilvoll-ausgewogenes Farbkonzept, das mediterranes Flair ins Interieur zaubert und nebenbei auch noch angenehme, pflegeleichte Oberflächen mitbringt.
Der Innenraum bietet viel Platz und ein unkompliziertes Interieur.
DAS HAT ER: Viel Platz und ein großartiges Raumgefühl. Das liegt nicht nur an der für Integrierte typischen Panorama-Windschutzscheibe, sondern hauptsächlich an der enormen Stehhöhe. Sogar über der bequemen Rundsitzgruppe mit Seitenpolster geht es luftig zu, wo das serienmäßige Hubbett auf Schlafgäste wartet. Mit zwei Handgriffen schwingt es herunter. Die Haltegurt-Führung rechts hat Etrusco schon verbessert, er läuft nun zuverlässig am Verriegelungsbolzen vorbei. Der Tisch ist in der Höhe verstellbar und lässt sich verschieben. Auf der Beifahrerseite fehlen Fenster, die geschlossene Wand dort will nicht so recht zur ansonsten hellen Atmosphäre passen.
Klein, aber sehr fein ist die Küche
Der Küchenblock fasst durch seine enorme Tiefe viel Proviant und große Töpfe.
Über eine Stufe geht es in die Küche. Hier werden auch ambitionierte Köche glücklich, denn die Gashähne sind beleuchtet, Spüle wie Herd sind groß, und der Wasserhahn würde auch in einem gepflegten Neubau nicht piefig wirken. Blöd nur: Der Magnet an der Schranktür schließt sehr fest, zum Öffnen ist immer ein kräftiger Ruck nötig. Auf Griffhöhe gegenüber steht die 127-Liter- Kühl-Gefrier-Kombi. Darunter und darüber befinden sich Staufächer, auch ein Fernseher kann hier seinen Platz finden. Über eine weitere Stufe geht’s ins Heck, wo rechts der WC-Raum mit Waschbecken, reichlich Handtuchhaken und einem schmalen Hochschrank wartet. Die funktionale Dusche steht links frei und bietet ausreichend Bewegungsfreiheit, allerdings könnte der Wasserdruck höher sein. Die Betten dahinter sind sehr bequem. Unter ihren Fußenden finden sich große Kleiderschränke, und ist das Mittelteil vorgezogen, entsteht eine fast quadratische Liegewiese – Betten beziehen war selten einfacher! Wie im Teilintegrierten fehlen hier Warmluftdüsen, und die Schrankknöpfe sind aus abrissgefährdetem Plastik. Stabiles Metall wäre eindeutig die bessere Wahl.
Unterwegs kann es laut werden
Während der Fahrt enttäuscht der 7,43 Meter lange Integrierte nicht.
SO FÄHRT ER: Das Ducato-Tiefrahmenchassis bildet eine solide und sichere Basis. "Handlich und agil, sehr neutral und gut zu beherrschen, das ESP regelt vorbildlich", lobt Fahrdynamik-Experte Tim Dahlgaard. Mehr geht kaum. Allerdings kommt der 150-PS-Diesel bei der großen Stirnfläche schnell an seine Grenzen, und die Fahrgeräusche könnten besser gedämmt sein. Schade: Die ohnehin zu kleinen Rückspiegel verursachen ab 90 km/h zu heftige Windgeräusche, die Sitze im Fahrerhaus sind unbequem. Trotzdem bleibt der Etrusco ein angenehmer Reisegenosse. Seine Freundlichkeit ist ehrlich gemeint.
Platzangebot, wohnliche Atmosphäre und ein erdnaher Einstiegspreis verlocken. Für ein paar Euro mehr gibt’s einen isolierten Abwassertank, damit würde der Große schon fast als Erstwohnsitz taugen. Fehlt nur noch ein wenig Feinschliff im Detail.