Fahrbericht LuAZ 967
Land unter

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Die Idee zur Entwicklung kam vom sowjetischen Militär. 34 Dienstjahre hat dieser LuAZ 967 schon auf dem Buckel. Wir wollten wissen: Schwimmt der alte Russe noch? Und fuhren runter zum Fluss.
Bild: Markus Heimbach
"Hilfe, wir gehen unter, die Lenzpumpe streikt!" Leichtmatrose Jan Horn gerät in Panik. Soll es das etwa schon gewesen sein? Versinkt jetzt eine Tonne sowjetischer Fahrzeugbaukunst im Fluss? Kann sein, denn die Bordwand unseres LuAZ 967, Baujahr 1974, ist für Seegang viel zu niedrig. Das Wasser schwappt über die Kante, Schwall für Schwall. Eigentlich hätte jetzt die kleine Lenzpumpe unter der Motorhaube anspringen und das Wasser wieder nach draußen befördern sollen. Eigentlich. Doch es rührt sich nichts da vorn, kein Elektromotor springt an, keine Pumpe pumpt – und das Wasser im Auto steigt immer höher, bringt unser Gefährt in gefährliche Schräglage. Kollege Jan Horn ist zum Glück vom Kfz-Fach und will sich die Sache mal ansehen. Er turnt vorsichtig nach vorn, öffnet die Motorhaube und findet den Fehler in der Verkabelung.

Der Soldat am Steuer konnte den LuAZ auch liegend fahren

Die Militärführung beschloss deshalb, dass die Armee zusätzlich ein leichtes, geländegängiges und schwimmfähiges Fahrzeug bekommen sollte, das zur Bergung und zum Transport von Verwundeten und gleichzeitig zum Fallschirmabwurf geeignet sein musste. Der erste Prototyp entstand 1958 und hatte eine Kunststoffkarosserie, die sich aber als zu instabil erwies. In die Entwicklung der endgültigen Ausführung des LuAZ 967, die 1961 in Produktion ging, waren Spezialisten des Automobilwerks Saporoshez eingebunden. Das erklärt auch den luftgekühlten V4-Motor, denn der treibt ebenso den ab 1960 produzierten Saporoshez-Heckmotor-Kleinwagen an. Der leicht veränderte Nachfolger unseres LuAZ 967, der 967M, schob seinen Dienst ab 1978 auch in der Nationalen Volksarmee der DDR. Doch das ist alles Geschichte.
Der skurrile Militarist landet bei der AUTO BILD-Schraubergemeinschaft

Ersatz für die defekten Dichtungen fanden sich im Zubehörhandel, in der Größe variable Antriebsmanschetten. Auch beim defekten Anlasser war der Fehler schnell gefunden: Schlammiges Wasser hatte ihn verdreckt. Nach einer gründlichen Reinigung und einer reichlichen Dosis WD-40 funktionierte er wieder wie neu. Ach ja, die Lenzpumpe wollte Mechaniker Horn vor dem Stapellauf auch gerichtet haben. Manchmal bin ich einfach zu gutgläubig.
Technische Daten
LuAZ 967 Vierzylinder-V-Benzinmotor, vorn längs • luftgekühlt • 2 Ventile je Zylinder • Hubraum 1197 cm3 • Leistung 27 kW (37 PS) bei 4100/min • max. Drehmoment 71 Nm bei 2900/min • Frontantrieb, Heckantrieb zuschaltbar, mechanische Hinterachs-Differenzialsperre (100 %) • 4-Gang-Schaltgetriebe mit Geländeuntersetzung • Einzelradaufhängung vorn und hinten • Trommelbremsen vorn und hinten • Reifen 150 x 300 • Länge/Breite/Höhe 3682/1712/1580 mm • Radstand 1800 mm • Leergewicht 950 kg • Zuladung 400 kg • Bodenfreiheit 285 mm • Tankvolumen 34 l • Höchstgeschwindigkeit 75 km/h auf Land, 3 km/h im Wasser • maximale Schwimmzeit 30 Minuten Bauzeitraum 1961 - 1978.
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