Von wegen Brot und Butter: Der Passat, davon ist VW überzeugt, ist reif für die Feinkostabteilung. Edlere Zutaten, etwas mehr technischer Aufwand bei der Zubereitung, obendrauf ein hübsches Sahnehäubchen und schon wird aus der Hausmannkost ein Angebot für den etwas verwöhnteren Geschmack. Passat CC heißt diese Nobelvariante, CC für Comfort Coupé. Inspiriert vom Mercedes CLS kreierten die VW-Chefs ein viertüriges Coupé (daher Comfort) mit eigenständiger Optik, das ab Juni 2008 Kunden anlocken soll, die zuvor bei Mercedes oder BMW einkehrten. Eine realistische Perspektive? Rein visuell ist der Plan zumindest nicht abwegig. Das Coupé ist fünf Zentimeter flacher, knapp vier Zentimeter breiter und drei Zentimeter länger – das macht es schon vom Format her stattlicher und eleganter als die Limousine. Keine Frage: Optisch rangiert der CC eine Klasse über dem herkömmlichen Passat, so gesehen hätte er durchaus einen eigenen Namen verdient.

Bequemes Gestühl mit einer geballten Ladung Technik

VW Volkswagen Passat CC
Seine Schokoladenseite ist die stämmige Front mit dem kraftversprechenden Hügel auf der Haube, während wir die Heckpartie eher der Sparte "Geschmacksache" zuordnen. Aber am Innenraum machten sich die Veredler zu schaffen: mehr Ausstattung, zusätzlicher Zierrat, schönere Türverkleidungen, neue, höchste bequeme Sportsitze. Fondpassagiere müssen beim Einsteigen den Kopf einziehen – wer schön sein will, muss eben auch ein bisschen leiden. Drinnen warten indessen zwei kommode Einzelsitze, und obgleich die Kopffreiheit knapper ausfällt, reicht der Platz auch für Großgewachsene. Gewaltig der Kofferraum: 532 Liter, auf Wunsch dank umklappbarer Rücksitzlehnen auch mehr. Aber kann der Luxus-Passat beim Fahren halten, was sein Äußeres verspricht? Wir genehmigten uns das Topmodell, den Passat CC V6 4Motion. 40.800 Euro kostet das Schmuckstück, viel Geld für einen Passat, aber es steckt ja auch allerhand drin. Ein 3,6-Liter-V6 mit satten 300 PS fürs erste, dazu Allradantrieb mit elektronisch gesteuerter Haldex-Kupllung, das vielgerühmte Sechsgang-DSG-Getriebe und elektronisch geregelte Stoßdämpfer mit drei Programmen.
VW Volkswagen Passat CC
Außerdem wartet gleich eine Armada von Assistenten darauf, dem Fahrer unter die Arme zu greifen: Park-Assist (automatisches Einparken wie beim VW Touran), Front-Assist (warnt bei zu wenig Abstand und zieht bei Bedarf automatisch die Bremse) und – ganz neu – Lane-Assist. Letzterer lenkt beim Annähern an Fahrmarkierungen eigenmächtig gegen, sanft nur, aber spürbar. Wird geblinkt, schaltet sich das System jedoch selbsttätig aus. Die geballte Ladung Technik macht aus dem Passat ein Auto, das auch jenseits der Mittelklasse keinen Vergleich scheut. Der 300-PS-Direkteinspritzer lässt den 1,6-Tonner beim Gasgeben ohne Verzögerung abzischen, wenn nötig, reicht es angeblich, um in 5,6 Sekunden auf Tempo 100 zu kommen (Spitze 250 km/h). Ganz schön flott für einen Passat. Allerdings klingt der langhubige 3,6-Liter dabei etwas angestrengt, es gibt kultiviertere Sechszylinder. Das DSG-Getriebe garantiert schnelle Gangwechsel, immer wieder eine Freude, und der Allradantrieb sorgt dafür, dass auch in engen Kurven die Kraft nicht verpufft.

Super ist nicht super genug

Dass sich schlechte Straßen bei aller sportlichen Straffheit ohne Zähneklappern meistern lassen, spricht für die Fahrwerksabstimmung. Alles spitze also? Wie man's nimmt. Objektiv lässt sich diesem Super-Passat zwar wenig ankreiden, doch gefühlsmäßig fehlt da noch eine Kleinigkeit: Nennen wir es Faszination. Klar, ziemlich abgegriffen der Ausdruck, aber er steht für die delikateren Fahrqualitäten – eine sensible, gefühlvolle Lenkung etwa oder Fahreigenschaften, die dem Fahrer noch Spielraum lassen. Da gilt für den Passat CC die alte kulinarische Regel: Tolle Zutaten allein garantieren noch keinen Hochgenuss. Wer den Passat im Sonntagsstaat etwas preisgünstiger genießen möchte, muss übrigens nicht verzagen: Als Vierzylinder mit 160 PS gibt es ihn bereits für 30.300 Euro, alternativ gibt es ihn als TDI (140 PS) für 30.775 Euro.

Von

Wolfgang König