Schicksalsjahre einer Kaiserin – so darf man die nahe Zukunft der Marke Seat beschreiben. In der Vergangenheit mehr ein ungeliebtes Kind im Volkswagen-Konzern, könnte die Wirtschaftskrise zu einer richtigen Chance für Seat werden. Die Zeiten stehen gut für günstige Autos. Definierten sich die Spanier früher durch übermotorisierte Kompaktwagen, die Seat gerne auf Rennstrecken doch selten im Straßenverkehr sah, könnte der Seat Ibiza Ecomotive der Start für eine Umweltschützer-Karriere sein. 3,7 Liter Diesel Verbrauch, 98 g/km CO2: Der Seat Ibiza Ecomotive kämpft gegen den Sturm aus Richtung Klimawandel-Kraftstoffpreis wie einst Don Quijote gegen Windmühlen. Hilfe leistet allerdings nicht der Knappe Sancho Panza sondern Volkswagen, denn die Technik stammt aus dem Polo Blue Motion.
Seat Ibiza Ecomotive
Der Motor stammt aus dem Polo Blue Motion und leistet 80 PS. Damit ist der Ibiza Ecomotive erstaunlich gut motorisiert.
Bild: Werk
Zusätzlich übte sich Seat in der Anwendung zahlreicher Kraftstoffspartricks, wie sie unorgineller nicht sein könnten. Mehr Druck in sämtlichen Reifen und Pannenset statt Ersatzrad entsprechen offensichtlich dem technologischen Anspruch des Hauses. Suchen Sie nicht nach Start-Stop-Technik, nichts dergleichen bringt der Ecomotive mit. Auch der Wechsel zu schmaleren Reifen ist ein Schritt, der im Geschichtsbuch der Auto-Evolution nicht auf der selben Seite wie die Erfindung des Hybridantrieb zu lesen sein wird. Die einteilige Rückbank entschuldigte ihre mangelnde Variabilität bereits im ersten $(LB38909:VW Lupo 3L)$ mit dem Argument der Gewichtsreduzierung (minus 3,3 Kilogramm).
Genug geätzt, was zählt sind die Fakten auf großer Fahrt. Beifahrer Michael (würde in der Schwergewichtsklasse boxen, wirkt aber sehr pazifistisch) und ich erhöhten das Gewicht des Seat Ibiza Ecomotive um knapp mehr als 200 Kilogramm.
Ein Techniker von Seat ermittelte nach der Fahrt per Computer den Verbrauch – und kam auf einen Wert von knapp sechs Liter. Keinesfalls ist der Seat Ibiza Ecomotive ein hemmungsloser Säufer, nein, wir fuhren nur zielorientiert und frei von Kostendruck. Andere Journalisten schafften einen Wert von dreikommairgendwas Liter Diesel und waren auch nicht wesentlich langsamer. Es geht also – wenn man nur will. Der Innenraum hat so ziemlich alles, was man im Jahr 2008 von einem Kleinwagen erwarten darf. Also anständige Verarbeitung, guten Sitz-Seitenhalt und keinerlei Scheppergeräusche. Mit den Kunststoffen bemüht man sich um einen billigen Eindruck, immerhin will der Konzern ja auch den Polo BlueMotion verkaufen. Ach ja, Geld! Mit 14.690 Euro beginnt das große Sparen. 16.475 verlangt Volkswagen für den Polo Blue Motion mit gleicher Technik.

Von

Nikolaus Eickmann