Fahrrad-Satteltaschen im Test
Stauraum für Werkzeug, Ersatzschlauch & Co.

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Um für Pannen gerüstet zu sein, sollten Radfahrer wichtige Utensilien wie Werkzeug oder Ersatzschlauch mitführen. Am besten aufgehoben sind die Gegenstände in einer Satteltasche. BIKE BILD hat 8 Modelle getestet.
Bild: Jozef Kubica
Inhaltsverzeichnis
Die gute alte Werkzeugtasche für den Sattel hat zurzeit einen schweren Stand. Bikepacking-Satteltaschen machen ihr den gewohnten Platz am Gravelbike streitig, das Werkzeug wird inzwischen gern auch mal in Rahmen- oder Lenkertaschen verstaut, und einige Rennräder und Mountainbikes bieten sogar spezielle Staufächer fürs Nötige.
Praxistest: Der niederländische Bekleidungs- und Ausrüstungsspezialist AGU hat die Satteltasche mit DWR klassifiziert: dauerhaft wasserabweisend. Starkregen könnte dennoch eindringen, denn die Reißverschlüsse sind nicht abgedichtet wie zum Beispiel bei SKS. Die Klettriemen sind in Ordnung, bei den Mitbewerbern gibt es jedoch hochwertigere Lösungen. Gewicht: 79 Gramm.
Fazit: AGUs Tasche mit 0,4 Liter Volumen ist länglich geschnitten, Schwächen konnten wir nicht finden
Praxistest: BBB schickt keine Tasche mit Reißverschluss ins Rennen, sondern eine Aufrolltasche (siehe auch Bild auf Seite 41) – schick! Mit nur 55 Gramm ist sie überdies schön leicht und bietet trotzdem in drei Fächern genug Platz für alle wichtigen Utensilien.
Fazit: Uns gefällt die Rollpack. Wer häufiger ans Werkzeug muss, braucht aber ganz klar schnelleren Zugriff.
Praxistest: Die längliche Tasche von Blackburn schiebt sich perfekt unter unseren Testsattel, der lange Klettriemen macht das Festziehen zum Kinderspiel. Mit 69 Gramm liegt die Grid S gewichtstechnisch im Mittelfeld. Die Verarbeitung stimmt, Reißverschlüsse, Laschen und Obermaterial sind von höchster Qualität. Das Beste jedoch: Die Tasche hat große Seitenreflektoren.
Fazit: Ist unser Kauftipp für die City: Blackburn trifft die optimale Form und bietet sinnvollen Zusatznutzen.
Praxistest: Deuters Bike Bag 0,3 ist etwas rundlich geformt und schmiegt sich dementsprechend gut unter den Sattel. Mit nur 47 Gramm spricht die kompakte Satteltasche Rennradfahrer an, die nur das Nötigste dabeihaben wollen. Wer mehr mitnehmen möchte, sollte sich für die etwas geräumigere 0,5- Liter-Variante entscheiden. Leider fehlt eine Halterung an der Sattelstütze.
Fazit: Nur das absolut Notwendige darf mit! Unser Kauftipp für alle, die gern schnell und leicht unterwegs sind.
Praxistest: Reds Satteltasche in Größe L bringt solide 73 Gramm auf die Waage. Die Eigenmarke von Fahrrad.de möchte mit einem niedrigen Preis überzeugen. Dementsprechend ist das Material nicht so hochwertig wie bei einigen Mitbewerbern, alle wesentlichen Funktionen sind indes auf Augenhöhe mit der Konkurrenz. Dank 1,1 Liter Volumen auch für große Ersatzschläuche geeignet.
Fazit: Andere Produkte sind ausgetüftelter oder hochwertiger. Dennoch macht die RedTasche viel richtig.
Praxistest: Die Explorer Straps-Tasche richtet sich an Mountainbiker, weswegen SKS auf eine Halterung an der Sattelstütze verzichtet hat. Gut für Dropper Posts, die 82 Gramm schwere Tasche hält auch so. Gelungen finden wir neben dem Design auch das Material und die Verarbeitung. Die Tasche ist als wasserabweisend klassifiziert, genug für kurze Regenschauer und aufgewirbelten Matsch.
Fazit: Ist abenteuerlich im besten Sinne: Die SKS-Tasche spricht vor allem Geländefahrer und Bikepacker an. Qualitativ top, unser Kauftipp für Mountainbiker.
Praxistest: Mit 97 Gramm ist Topeaks Aero Wedge Strap Pack die schwerste im Testfeld. Dafür ist diese Satteltasche sehr gut verarbeitet und bietet eine kleines Netzfach in der Klappe. Topeak setzt auf zwei Klicks anstelle von Klettverschlüssen, die viel Sicherheit bieten. Stark ist auch die Halterung für die Sattelstütze. Wir haben Größe M getestet, es gibt auch S- und XS-Ausführungen.
Fazit: In puncto Qualität ist Topeaks Satteltasche herausragend und spricht Radfahrende aller Disziplinen an. Leider auch recht teuer.
Praxistest: Vaudes Tasche (Gewicht: 71 Gramm) schmiegt sich sehr elegant an die Sattelstreben und macht damit optisch einen guten ersten Eindruck. Alle wichtigen Features sind an Bord: Reflektor, Schlaufe fürs Rücklicht, Netzfach innen, Halterung an der Sattelstütze. Toll auch, dass Vaude beim Thema Nachhaltigkeit vorangeht und auf faire Produktion und ÖkoMaterial setzt.
Fazit: Ein tolles Produkt, das in drei Größen sowohl Straßenradfahrer als auch Tourenfahrer anspricht.
Viele Argumente sprechen jedoch nach wie vor für die Satteltaschen und gegen große Rahmentaschen oder gar den Werkzeugtransport in der Trikottasche. Zunächst ist die Anschaffung mit 15 bis knapp 30 Euro recht günstig. Die Taschen sind zudem in vielen Größen erhältlich, passend für jeden Bedarf. Beispiel: Wer einen 29-Zoll-Ersatzschlauch am MTB mitführen will, braucht mehr Platz als ein Rennradfahrer, der nur eine CO₂-Kartusche und einen ultraleichten TPU-Schlauch dabeihat. Darüber hinaus stören die kleinen Taschen unter dem Sattel während der Fahrt nicht. Bis man sie mal braucht, kann man auch gern vergessen, dass sie überhaupt mitfahren.
Das Befestigungsprinzip aller hier vorgestellten Modellen ist gleich: Zwei einzelne oder ein langer Riemen werden durch die Sattelstreben geführt und entweder per Klett- oder Klickverschluss geschlossen. Bei vielen Modellen verbessert noch ein Klettriemen die Stabilität, der um die Sattelstütze geführt wird. Der Vergleich zeigt, dass die Klettverschlüsse alle zuverlässig sind und während der Fahrt nichts klappert. Weitere wichtige Features und Qualitätsmerkmale: ein fester Plastikboden für die Stabilität, Reflektoren, Innenfächer und eine Schlaufe hinten, an der ein Steck-Rücklicht befestigt werden kann.
Wenngleich einige Hersteller ihre Satteltaschen als wasserabweisend klassifizieren, so werden Sie den Inhalt jeder Tasche nach langen Regenfahrten trocknen müssen. Schade eigentlich, dass kein Produkt komplett wasserdicht ist, so könnte das geliebte Minitool vor Rost geschützt werden.

In der schicken Satteltasche von BBB hat alles seinen Platz. Um an die Teile zu kommen, muss man die Tasche allerdings vom Sattel abnehmen.
Bild: Jozef Kubica
Tipp: Hüllen Sie Werkzeug und Wertsachen in einen kleinen Plastikbeutel und stopfen Sie diesen in die Tasche. Wenngleich eine Satteltasche kein wahnsinnig kompliziertes oder teures Produkt ist, hat der Test deutliche Unterschiede zutage gefördert. Überlegen Sie zuerst, wofür Sie die Tasche brauchen (City-, Tour-, Rennrad, Mountainbike), und probieren Sie dann aus, ob alle Ihre Utensilien darin Platz finden.
Damit Sie unterwegs nicht liegenbleiben, sollten Sie in der Satteltasche Werkzeug und Ersatzteile mitführen. Achtung! Wer sein Rad in der Stadt abstellt, sollte kein Werkzeug in der Tasche lassen, mit dem Gelegenheitsdiebe Einzelteile abbauen können. Unser Tipp: Packen Sie ein Paar Einmalhandschuhe ein, dann bleiben die Finger beim Reifenwechsel oder der abgesprungenen Kette sauber.
• Ersatzschlauch oder Flickzeug
• Minitool
• Reifenheber
• Notgroschen
• Einmalhandschuhe
• Fahrradpumpe am Rahmen
• Ersatzschlauch oder Flickzeug
• Minitool
• Reifenheber
• Notgroschen
• Einmalhandschuhe
• Fahrradpumpe am Rahmen
Zu den Bikepacking-Taschen zählen all jene Taschen, die keinen Front- oder Heckgepäckträger benötigen und trotzdem viel Stauraum bieten. Häufig werden die Taschen mit Gurtsystemen befestigt. Im Unterschied zu Satteltaschen bieten Bikepacking-Taschen deutlich mehr Stauraum. Sattel-, Lenker-, und Rahmentaschen im Test finden Sie hier.