"Ruhiger lenken, nicht so hektisch Gas geben, du musst gelassen und cool bleiben, Guido!", analysiert Olaf Commijs meine erste Runde. Der holländische Drift-Profi gibt mir einen Kurs auf dem Hockenheimring. Das Übungsgerät ist nicht viel weniger exklusiv: Der Schweizer Drift-Experte Zeno stellte extra für diese tollen Stunden ein Drift-Mobil namens Nissan Silvia mit 500 PS unter der Carbon-Haube zur Verfügung.

Drift-Pionier in Europa: der Holländer Olaf Commijs.
Nun ist Olaf wieder an der Reihe, ich schnalle mich auf dem Beifahrersitz fest. "Also noch mal, fange ruhig an, schalte bis in den zweiten Gang hoch. Fahre dann erst einmal zwei drei große Runden zur Gewöhnung an den Kurven-Radius. Dann gib dem Nissan per Gasstoß oder mit der Handbremse einen Impuls. Im gleichen Moment musst du anfangen gegenzulenken und den Wagen mit den Gaspedal zu lenken, okay?", gibt mir Olaf mit einem breiten Grinsen in holländischem Deutsch zu verstehen. Klar doch, kein Problem, so fahre ich doch jeden Tag zum Verlag!

Guido gibt alles, wie immer

Olaf hat seine Eingewöhnungsrunde beendet und gibt Gas. Mit unglaublicher Ruhe und in entspannter Sitzhaltung lässt er den Nissan Silvia im feinsten Drift im Kreis zirkeln. Und dabei bleibt der Driftwinkel fast immer konstant, ohne Schlenker oder Dreher. Na ja, nicht umsonst ist der Typ neben mir einer der besten Drifter seines Landes. Der Nissan ruft nach einer Pause, die Reifen sind auch schon wieder fertig. Zeit für Shooting und Daten-Kunde beim Nissan. Basis der Driftmaschine ist ein Silvia S15, wie er nur in Japan verkauft wurde. Dort ist dieses Modell genauso wie in England und in Holland (die drei Drift-Nationen) ein Siegertyp. D1-Driftserien-Sieger Kazama vertraut auch auf den S15 und konnte die Meisterschaft 2005 und 2006 für sich entscheiden.

Was ist so besonders an dem Silvia S15? Z-Racing hat den Japaner zuletzt stark modifiziert. Neben einem optisch brachialen "Wide Arch”-Bodykit legten die Schweizer vor allem am Triebwerk Hand an.
Der Nissan S15, im Verkauf Silvia genannt, zählt zu den Drift-Spezialisten.
Um bei einer Driftserie vorne dabei zu sein, braucht es einen spontan ansprechenden Motor mit viel Power. Das wurde mit geschmiedeten Innereien von Tomei und HKS sowie einem relativ kleinen Turbolader erreicht. Andere Konkurrenten arbeiten mit größeren Ladern. Diese ermöglichen zwar beeindruckende Topspeeds, lassen aber im unteren Drehzahlbereich den richtigen Kick vermissen. Weitere typische Umbauten sind die Carbonteile sowie Fahrwerksmodifikationen. Für eine optimale Drift-Lage wählte das Z-Racing-Team an an der Vorderachse des weißen S15 einen extrem negativen Radsturz. Der riesige Heckflügel ist dabei ein Show-Muss!

Zurück zum Selbstversuch am Ring. Der Nissan Silvia ist wieder fit für den nächsten Ritt. Diesmal gehe ich entspannter ans Werk. Erster Gang, zweiter Gang, kurzer Gasstoß und gaaanz ruhig das Volant bedienen. Geht doch, warum nicht gleich so? Nach zwei Runden im Drift traue ich mich sogar, tollkühn wie die Profis, die Hand während des Slide aus dem Fenster zu strecken. Irgendwann nach zehn Runden und jeder Menge Gummigeruch und Qualm stoppt mich Olaf. "Okay Guido, das reicht. Ich schick dir mal eine Anmeldung für die 2007er Drift-Meisterschaft. Du bist reif dafür!" Danke, Olaf!